kapitel 3 - leah

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LEAH

Meine Hände zittern, als ich vor der großen Garage stehe und mein Kleid glattstreiche. Zwei Tage habe ich gebraucht, um mein weiteres Vorgehen genau zu überdenken. Doch jetzt ist mir klar- ich habe keine andere Wahl.

Ich schaue auf die Uhr und stelle zufrieden fest, dass ich gut in der Zeit bin. Meine Eltern denken, ich bin beim Chor. Ich bin sogar fast zehn Minuten zu früh hier, denn Pünktlichkeit ist meine Stärke.

Ich hole tief Luft und überprüfe kurz mein Aussehen in meinem kleinen Taschenspiegel. Ich habe meine langen blonden Haare zu einer halboffenen Frisur gebunden und auf meinem weißen Sommerkleid sind winzige kleine Erdbeeren.

Dass ich hier nicht hingehöre, wurde mir schon klar, als ich den Weg hierher gefunden habe. Die Straße ist düster, die Gebäude teils zerfallen und in schlechtem Zustand. Ich bin zwei Spritzen auf dem Gehweg ausgewichen, in denen weiß Gott was enthalten war.

Ich muss zugeben, dass ich ein wenig Angst habe. Nicht nur ein wenig, um ehrlich zu sein. Mein Magen verkrampft sich.

Ich kann selbst kaum glauben, dass ich überhaupt hier bin. Aber in meinem Umkreis gibt es keinen Musikverein, der Chor war meine einzige Gelegenheit, meine Leidenschaft für das Singen auszuleben. Und so schnell gebe ich nicht auf.

Ich will es wenigstens versuchen, denn die Gelegenheit ist zu gut, um sie einfach in den Sand zu werfen.

Sie werden schon nett zu mir sein, oder?

Was kann schon passieren.

Gut, sie könnten mich kidnappen. Mich anschreien. Oder einfach nur richtig gemein sein. Aber ich bin keine fünfzehn Jahre mehr alt und es braucht ein wenig mehr, um mich zum Weinen zu bringen.

Zumindest in der Theorie.

Ich atme zitternd ein, ehe ich all meinen Mut zusammennehme und klopfe. Erst jetzt fällt mir der Türspion ins Auge und gerade als ich darüber nachdenke, ob sie mich schon die zehn Minuten lang beobachten, in denen ich hier verloren auf der Straße stehe, wird die Tür aufgerissen und ich trete automatisch einen Schritt zurück.

„H- hey." Sage ich und lächele freundlich, während ich hinter meinem Rücken nervös mit meinen Händen spiele.

Chase Griffin starrt auf mich herab, hebt kaum merklich eine Augenbraue als er mein Outfit betrachtet und nickt mir dann knapp zu.

„Hey."

Seine hellbraunen Haare verstecken sich hinter der Kapuze seines grauen Hoodies, der fast dieselbe Farbe hat wie seine Augen. Er hat noch nie besonders viel gesprochen, was ihn umso einschüchternder macht.

Trotzdem bin ich froh, dass er es ist, der mir die Tür öffnet. Nicht Dominic. Er tritt einen Schritt zur Seite und bedeutet mir, einzutreten.

„Danke." Sage ich schnell, als ich vorsichtig an ihm vorbeigehe und zusammenzucke, als die Tür laut ins Schloss fällt.

Er geleitet mich nach rechts in einen dunklen Flur und ich überlege schon, ob er mich vielleicht wirklich kidnappen will, als er eine weitere Tür öffnet und ich mich plötzlich im Inneren der Garage befinde. Mein Herz rast, als ich einen Blick durch die Runde werfe und verunsichert winke.

„Hallo!" grüße ich die zwei Typen freundlich, die mich mustern, als sei ich ein gefälschtes Ausstellungsstück.

Jackson Pierce, der mit seinen achtzehn Jahren genauso alt ist wie ich, sieht am nettesten aus. Er fährt sich durch die hellen Locken und schenkt mir ein verschmitztes Lächeln, das ich erleichtert zurückgebe. Das kleine Piercing in seiner Nase glitzert im Licht und er trägt schlichte Ohrringe.

ANTITHESISWhere stories live. Discover now