kapitel 11 - dominic

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DOMINIC

Ich habe keine Kontrolle über mich. Verdammt, was ist los mit mir? Meine Finger zögern über ihrem Namen auf meinem Handy. Entscheidungen zu treffen fällt mir normalerweise leicht, aber ich muss zugeben, irgendwie weiß ich nicht, was ich machen soll. Ich kann mich auch nicht mit Chase und Jackson beraten, denn nach dem kleinen... Moment bei der Probe gestern nerven sie mich eh schon ununterbrochen.

Ich sollte sie ein für alle Mal wegschicken. Vielleicht reicht es, wenn ich ihr einfach ins Gesicht sage, dass niemand sie will? Dass sie verschwinden und nie wieder kommen soll? Wahrscheinlich würde sie heulen. Und dann hoffentlich abhauen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass das alles nicht mehr so einfach ist, wie erwartet. Ich habe die Wette nicht vergessen, aber sie ist im Laufe der letzten Tage in den Hintergrund gerückt. Es geht mir um mehr.

Sie darf nicht länger hier bleiben. Und ich sollte sie nicht in das hineinziehen, was wir heute Nacht vorhaben. Warum kann sie nicht einfach realisieren, dass wir nichts für sie sind und einfach zuhause bleiben? Sie lenkt mich ab. Sie ist in meinem Kopf, in meinen Gedanken und wenn ich es gerade noch schaffe, sie auszublenden, wenn ich alleine bin, wird das unmöglich, sobald ich sie sehe.

Ich verstehe mich selbst nicht mehr.

Ich weiß, dass ich mich ihr nicht nähern darf, weder körperlich noch geistig. Aber sobald sie in meiner Nähe ist, zieht sie mich an wie ein verdammter Magnet. Sie ist so unschuldig, so unaufhaltsam freundlich und geduldig, mein persönliches Gegenteil, und ich kann ihr nicht widerstehen. Wann wird sie ausrasten? Wie weit kann ich sie reizen? Und was passiert, wenn ich die Linie überschreite?

Ich stoße die Luft aus und wische mir die schwarzen Haare aus der Stirn, als plötzlich eine Nachricht aufpoppt und mich kurzzeitig von Leah ablenkt.

L: Vergiss das Geld nicht. Du weißt, was sonst passiert.

Mein Kiefer verkrampft sich und ich unterdrücke mühsam meine Wut. Bastard. Verdammter Bastard. Ich habe noch nie eine Zahlung vergessen. Nie im Leben würde ich mir das erlauben. Ich werfe einen Blick auf die mittlerweile dreitausend Dollar, die auf meinem Schreibtisch liegen, in zwei Stapel aufgeteilt.

Ich kann selbst kaum glauben, dass ich einen Teil tatsächlich zur Seite gelegt habe. Ich kann es mir nicht leisten, irgendwelche unnötigen Ausgaben zu machen, aber immerhin ist es für die Band. Mehr oder weniger.

Wenn ich also tausend Dollar ausgebe, fehlen mir noch immer dreitausend. Fuck. Ich reibe mir die Augen, ehe ich eine Zigarette anzünde und einen Zug nehme. Ich habe ein verdammtes Problem und anstatt meiner schwierigen Lage irgendwie durchzustehen und eine Lösung zu finden, mache ich sie mir noch schlimmer. Typisch.

Ich blase langsam den Rauch aus und lege den Kopf in den Nacken, ehe ich meine Entscheidung treffe. Ich nehme mein Handy wieder in die Hand, öffne Leahs Chat und tippe eine Nachricht.

Sei um zwölf bereit, ich hole dich ab. Und zieh dein weißes Kleid an.

Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit, als ich auf Senden drücke. Ich will das alles nicht. Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg. Aber ich habe keine Wahl. Ich muss meine Schuld bezahlen, koste es, was es wolle.

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Die Nachtluft ist angenehm frisch und ich atme tief ein. Zwar ist es noch nicht Sommer und daher noch nicht extrem heiß, aber es wird jeden Tag wärmer und mir reicht es jetzt schon.

Das Geräusch meines Motorrads ist das Einzige in der Dunkelheit, in diesem Teil der Stadt ist es nach elf Uhr völlig still. Ich biege in Leahs Straße ein und ein bitteres Grinsen verzieht meine Lippen, als ich sie erblicke. Sie steht auf der Straße, leuchtet in ihrem weißen Kleid beinahe in der Schwärze der Nacht und spielt nervös mit ihren Händen.

ANTITHESISWhere stories live. Discover now