kapitel 18 - leah

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LEAH

Ich glaube, ich war noch nie in meinem Leben nervöser als in diesem Moment. Meine Lunge kitzelt noch immer von dem Rauch, den ich inhaliert habe und ich spiele mit meinen Händen, die ich ordentlich in meinem Schoß gefaltet habe, während Dom den Motor startet und aus der Garage fährt.

Ich fühle mich beobachtet, als wir auf den Parkplatz fahren und uns den Weg durch die Masse an krassen Autos bahnen. Der Motor schnurrt gleichmäßig und leise, aber ich halte mich jetzt schon an den Seiten fest.

„Warum starren alle so? Nicht, dass man mich erkennt!" flüstere ich, doch er schüttelt den Kopf.

„Die starren so, weil du ein hübsches Mädchen bist. Und weil du mir mit im Auto sitzt. Und vielleicht auch, weil du als einzige einen Helm aufhast."

Meine Wangen röten sich bei dem unerwarteten Kompliment und ich atme tief durch. Überall, wo wir bisher waren, scheint Dominic irgendwie bekannt zu sein. Die Leute kennen und schätzen ihn, ich merke es daran, wie sie ihn anschauen, ihm zulächeln und ihm aus dem Weg gehen, damit er Platz hat.

Wir fahren über den Parkplatz und biegen in eine weitere Einfahrt ein, ehe sich die alte Rennstrecke vor uns ausbreitet. Mein Herz beginnt zu rasen und meine Handflächen werden klamm vor Nervosität. Worauf habe ich mir hier eingelassen?

Wir werden sterben.

„Warum ist das Auto tiefergelegt?" frage ich plötzlich mit zitternder Stimme, denn meine erste Reaktion bei Panik ist immer, Fragen zu stellen, damit ich mich sicherer fühle.

„Für einen besseren Grip in den Kurven und für höhere Geschwindigkeiten. Das macht man so bei Rennautos." Erklärt er mir ruhig, sein Blick ist konzentriert auf die Fahrbahn vor uns gerichtet, während wir langsam auf den Start zurollen.

Weitere Autos reihen sich neben uns auf und nehmen uns in die Mitte. Ich kenne mich überhaupt nicht aus, aber sie sehen alle unfassbar teuer aus, und vor allem eins- schnell.

„Wofür ist das Ding da hinten gut?" frage ich dann und deute auf das Heck unseres Wagens.

„Das ist ein Spoiler, der ist für die Stabilität in den Kurven." Sagt er und ich nicke, als machen mir all die Informationen nicht noch mehr Panik.

„Und was sind das für Automarken neben uns?"

„Rechts neben uns ist ein Ferrari, links ein Porsche. Die anderen zwei sind ein Jaguar und ein Bugatti."

Er lässt die Scheibe herunter und grüßt den Mann neben uns im Porsche, der etwa Mitte dreißig ist. Die beiden geben sich die Faust und nicken sich zu, ehe auch mein Fenster runterrollt.

„Du musst den Typen neben dir grüßen, das ist Etikette."

Ich klappe das Visier meines Helmes hoch, den ich immer noch trage, denn meine Sicherheit nehme ich wirklich ernst. Dann reiche ich dem Mann neben mir die Hand, der mich angrinst und wünsche ihm eine gute Fahrt.

„Du bist ja schon richtig professionell, Smarty." Sagt Dominic und schmunzelt.

„Danke." Murmele ich und überlege ob mir noch eine weitere Frage einfällt, aber dann sind wir schon auf der Startlinie und mein Herz rast so schnell, dass ich gar nicht mehr sprechen kann. Ich kralle mich an den Seitengriffen fest und atme tief durch, mein Brustkorb hebt und senkt sich rasend schnell.

„Um Himmels Willen. Bitte bring uns nicht um." Presse ich hervor und ich werde nicht weniger nervös, als er plötzlich eine Hand auf meinen Oberschenkel legt und beruhigend über mein Bein streicht.

„Alles gut. Ich kann fahren, ich mache das hier schon seit Jahren. Du wirst nicht sterben."

„Mhm." Mache ich und schaue ihn an. Ich glaube ihm. Sein Kiefer mahlt angespannt, sein Blick schweift fokussiert über seine Mitstreiter und bleibt dann auf der Straße vor uns hängen. Aber trotzdem.

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