kapitel 21 - leah

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LEAH

Noch nie in meinem Leben habe ich solche Euphorie gespürt. Vielleicht ist es das Gefühl, das am ehesten an Drogen herankommt. Nicht, dass ich das wüsste. Werde ich auch nie erfahren. Aber so stelle ich es mir vor.

Das Konzert ist wie im Flug vergangen und plötzlich nehmen mich Jackson und Chase an die Hände und wir vier verbeugen uns. Die Jungs reißen die Arme mit so viel Schwung hoch, dass ich ein paar Zentimeter abhebe und ich quietsche auf vor Schreck, als meine Füße kurz den Boden verlassen. Die Zuschauer kreischen und jubeln und weil ich heute anscheinend eh von allen guten Geistern verlassen bin, schnappe ich mir eins der Mikros und räuspere mich kurz.

„Danke, dass wir für euch spielen durften. Ihr wart ein tolles Publikum und es mir eine Ehre, ein neuer Bestandteil der Band zu sein." sage ich, plötzlich ein bisschen schüchtern und mit heißen Wangen, aber ich habe das Bedürfnis, meine Dankbarkeit auszudrücken. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir hier auf der Bühne stehen dürfen. Ich spüre Dominics brennenden Blick auf mir und als ich ihn anschaue, bilde ich mir fast ein den Hauch eines Lächelns in seinen Augen zu erkennen.

Erst als wir wieder alleine in dem Raum vor der Bühne sind, wird mir klar, wie sehr ich mich verausgabt habe. Mir ist schwindelig und heiß von den Lichtern, mein Atem geht schnell und meine Hände zittern noch immer vor Aufregung, aber ich habe ein breites Grinsen im Gesicht. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß wie heute. Um genau zu sein, will ich mein Leben lang nichts anderes machen, als aufzutreten.

Jackson geht durch die Runde und gibt uns allen ein schwungvolles High Five, ehe die Jungs ihre Masken abnehmen. Er reißt mir meine vom Kopf und verwuschelt meine eh schon zerzausten Haare, aber ich bin zu gut gelaunt, um mich zu beschweren also lache ich bloß. Auch seine hellbraunen Locken stehen in alle Richtungen ab.

„Was habt ihr zwei bitte da vorne gemacht?" fragt Chase da und blickt Dominic und mich streng an, woraufhin sich meine Wangen erhitzen.

„Das war Teil der Show. Hast ja gesehen, den Fans hat es gefallen. Außerdem, ich bewege mich immer auf der Bühne." Sagt Dominic jedoch und ich nicke schnell, dankbar darüber, dass er eine Erklärung parat hat. 

Doch dann wirft er mir einen vielsagenden Blick zu und fügt „Aber das solltest du ja wissen" hinzu. Ich wende schnell auf den Boden und meine Wangen röten sich. Ja, da hat er Recht. Ich weiß genau, wie er seine Konzerte gibt. Einmal habe ich heimlich zugeschaut, ein paar Wochen nach dem Talentwettbewerb, als sie ihren kleinen Durchbruch hatten. Ich erinnere mich noch gut an den Moment des Schocks, als sich unsere Augen getroffen hatten.

„Eine gute Show wars auf jeden Fall." Sagt Jackson und zwinkert uns beiden äußerst auffällig zu und räuspere mich, mein Gesicht ist heiß vor Scham. Jetzt wo die Maske runter ist, kann jeder sehen, wie rot meine Wangen sind. Dom boxt ihm in die Seite und er heult dramatisch auf, woraufhin er bloß den Kopf schüttelt. Als Jackson sich wieder gefasst hat klatscht er mit Schwung in die Hände.

„Dann los, lass uns feiern gehen."

Mein Puls beschleunigt sich ein wenig, als ich von einem zum anderen schaue. Ich war noch nie feiern. Noch nie auf einer Party und noch nie in einem Club und der Gedanke macht mich nervös.

„Jackson zwingt uns, nach den Konzerten immer noch irgendwo hinzugehen." Erklärt Chase freundlicherweise, als er meinen verunsicherten Blick auffängt. „Willst du mit?"

Und da ich spätestens ab heute offiziell ein Teil der Band bin, nicke ich. Ich bin so angestachelt von dem Konzert, dass ich vermutlich zu allem Ja sagen würde. Vielleicht sogar zu einem weiteren Autorennen.

„Gerne. Wenn ihr mich mitnehmt." Sage ich, plötzlich ein wenig schüchtern. Ich weiß nicht, ob sie mich überhaupt dabei haben wollen. Doch Jackson nimmt mir meine Sorge und legt einen Arm um meine Schultern. „Klaro, Zwerg."

ANTITHESISWhere stories live. Discover now