Kapitel 70: Schlafwandler (Ende FSK 18)

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Für Hermione war es unmöglich, nicht an Padmas Warnung zu denken. Nicht, seit sie den ersten Albtraum von ihrer alten Freundin gehabt hatte. Sie erinnerte sich nur zu lebhaft daran.

„Deine Söhne werden sterben und dann wird Draco sterben und du wirst ganz allein sein."

Diesen Traum hatte sie im Malfoy Manor gehabt, direkt nachdem Draco sie dort hingebracht hatte, damit sie sich von dem Befreiungsschlag der Flotte erholen konnte. Zu dieser Zeit war Padmas Traumwarnung unheimlich, aber nichtssagend gewesen.

Kinder? Mit Draco Malfoy? Mitten während einer Zombieepidemie?

Nun, zwei Jahre später konnte Hermione nicht anders, als sich unbehaglich zu fühlen, wenn man in Betracht zog, dass der Traum einfach nur prophetisch war. Das einzig Beruhigende war, dass sie keinerlei Talent für Wahrsagerei hatte. Deshalb war die wahrscheinlichste Erklärung für diese Traumpadma, dass sie eine reine Kreatur von Hermiones Unterbewusstsein war.

Inzwischen besuchte Padma Hermione beinahe wöchentlich in ihren Träumen. All das forderte einen Tribut. So war es eben, mit all den fordernden Dingen, mit denen Hermione sich inzwischen herumschlagen musste. Es gab immer Medikamente und Zaubertränke, die einen in einen traumlosen Schlaf versetzen, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen, sie zu nehmen. Auf irgendeine Art und Weise fühlte sie sich der Traum-Padma moralisch verpflichtet.

Wenig überraschend, handelten diese Träume zum größten Teil von der Flotte.

Sie waren von Anfang bis Ende einfach nur grauenhaft und endeten oft damit, dass Hermione sich zitternd in die Sicherheit von Dracos Armen flüchtete, bis das Zittern endlich aufhörte. Ihre Unfähigkeit, sich selbst wieder zu beruhigen, machte sie verlegen. Und das, obwohl sie Bücher mit Titeln wie „Wie man Kind im Krabbelalter zähmt" gelesen hatte. Diese beinhalteten neben Bindungstheorie und Beruhigungsmethoden, beispielsweise wie man Zweijährige davon abhielt, ein Spiel daraus zu machen, seinen Bruder zu beißen, dann zu kichern und schließlich wegzurennen. (Das war etwas, an dem Draco aktuell arbeitete.)

Man musste kein Genie sein, um herauszufinden, dass diese Albträume ein Nebenprodukt von Hermiones unglaublichen Schuldgefühlen, die daraus rührten, dass gerade sie überlebt hatte, und des komplexen Traumas war, dass sie sich über viele Jahre hinweg zugezogen hatte. Um alles noch schlimmer zu machen, wandelten sich diese Schuldgefühle in Scham, wenn Hermione an ihre Kinder dachte.

Wie konnte sie sich nur schuldig fühlen, wenn Padma wortwörtlich ihr Leben dafür gegeben hatte, damit sie selbst nun dieses Leben leben konnte? Dafür, dass Hermione heute hier sein konnte und zusehen konnte, wie Henrys Gesicht aufleuchtete, wenn er seine Frösche im Teich des Manors aufzog. Padma hätte gewollt, dass Hermione lebte. Wirklich lebte. Hermione hegte die Theorie, dass ihre Träume aufhören würden, wenn sie irgendwann ihren Frieden mit sich selbst darüber machte, dass sie diejenige gewesen war, die lebend aus der Grube entkommen war - und nicht Padma.

Nur wie sie diesen speziellen Frieden mit sich machen konnte, war ihr bisher noch nicht klar geworden.

Dracos Rückkehr nach Hause war nun schon mehrere Stunden überfällig, aber er hatte vorher schon eine Eule gesendet, um ihr mitzuteilen, dass es später werden würde. Also bereitete sie das Abendessen für die Jungs zu, badete Orion und legte ihre Kinder um sieben ins Bett. Wie durch ein Wunder waren sie diese Nacht friedlich, was alles andere als normal war, wenn Draco weg war.

Hermione dankte Gott dafür und nahm erst einmal ein langes Bad, wusch ihre Haare und holte etwas Körperpflege nach. Nach dem Bad beobachtete sie sich im Badezimmerspiegel von oben bis unten. Das Handtuch hatte sie zu ihren Füßen fallengelassen.

Ihr Körper wies mehrere Narben von Kämpfen und der Schwangerschaft auf. Auch wenn ihr Bauch wieder flach geworden war, gab es doch erhabene, silberne Dehnungsstreifen über ihren Bauch, direkt unter ihrem Nabel. Links davon verunzierte sie die rosafarbene Narbe ihrer Schussverletzung. Dass diese nicht größer geworden war, war nur Dracos Künsten als Chirurg zu verdanken. Tiefer, auf ihrem Schenkel, war die Verletzung, die sie sich während der Mission im Welwyn Hospital zugezogen hatte. Natürlich verblasste all dies im Vergleich zu den Geschichten, die Dracos Körper erzählte.

Liebe in der Zeit einer Zombie ApokalypseOnde as histórias ganham vida. Descobre agora