Kapitel 67: Intelligenz

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AN: Ein Kapitel das denke ich zu Halloween besser passt, als alle anderen :)
Wünsche Euch allen einen schaurig schönen Tag :D


Nachdem es an diesem Morgen kein Glück dabei hatte, Waldtiere in der Nähe des Gewächshauses zu fangen, machte es sich langsam humpelnd auf seinen Weg zurück zum Nest. Bei nassem Wetter war dies eine schwierige Aufgabe, aber manchmal gab es Vögel, rote Eichhörnchen und ab und zu auch einen Hermelin. Es hatte das Anschwellen von mächtiger Magie gespürt, als ob ein großer Stein in Wasser geworfen wäre, jagte die Magie in konzentrischen Wellen über sie hinweg.

Wie andere seinesgleichen, konnte es Magie spüren. Das war auch der Grund, weshalb sie das Steinschloss zu ihrem Heim gemacht hatten. Das Schloss hatte einen Namen gehabt und vielleicht kannten andere ihn noch, von ihrer Zeit zuvor. Aber Namen waren nicht länger wichtig. Die Mauern pulsierten von Magie. Die Luft war damit angereichert. Magie war das Leuchtfeuer, das sie aus ihren kleinen Dörfern in den Highlands zu sich gerufen hatte. Diejenigen, die genug Glück gehabt hatten, die Reise zu schaffen, wurden durch die förderlichen Effekte der Magie des Schlosses belohnt, welches sie von stumpfsinnigen, rasenden Biestern auf eine neue Ebene... des Seins hob. Der Tod war nicht das Ende. Ein paar Glückliche schafften es sogar, die Fähigkeit zu entwickeln, Zauberstäbe verwenden zu können.

Der Haufen, der sich im Schloss zusammengefunden hatte, war wie Teile aus unterschiedlichen Puzzles. Sie waren Überbleibsel, aus ihren vergangenen Leben. Was sie zusammen hielt, was ihnen erlaubte, einander zu erkennen, zu koexistieren, kommunizieren und für einige Magie zu nutzen, war reine Notwendigkeit. Sie wussten, dass ihre Kraft in ihrer Anzahl lag. Die meisten hatten es geschafft, einige der Erinnerungen aus ihren vorangegangenen Leben wiederzubekommen, als die Verwesung der Körper sich verlangsamt hatte. Es war nie ein Gesamtbild, da ihre Gehirne irreversibel beschädigt waren. Und doch wusste die Kreatur, dass sie einst eine Berufung gehabt hatte, ein Heim und eine Familie. Es hatte sogar ein Haustier gehabt - ein zotteliges, braunes, klappriges Tier, das seinem Meister überallhin folgte.

Wenn es nur tief genug nach der dafür nötigen Information grub, konnte es sich den Hund bildlich vorstellen. Es erinnerte sich an das Gefühl von dessen Pelz unter seiner Hand, der salzige, klamme Geruch, als das Tier aus den Wellen hervorsprang, einen Stock in seinem Mund. An seine menschliche Familie hatte die Kreatur weniger Erinnerungen. Diese bestanden aus wirbelnder Schwärze, Hitze und Feuer, dem Wehklagen einer Frau, dem Gefühl von seiner Hand, die eine kleinere umschlang. Es waren keine angenehmen Erinnerungen, also versuchte die Kreatur diesen nicht nachzugehen.

Es wusste andere Dinge. Es wusste irgendwie, dass es von Loch Lamond kam. Es hatte unbewusst seinen Weg durch die verlassenen Städte gemacht. War an ausgebrannten Hüllen von Gebäuden, Fahrzeugen und an Leichen, die sauber abgenagt worden waren, vorbeigegangen. Manchmal hatte sie gehört, wie jemand vor Entsetzen gewimmert hatte. Es erinnerte sich daran, seine Finger in die Haut zu graben und sie aufzureißen. Es hatte Haar von blutigen Schädeln gerissen und Muskeln von Knochen. Es hatte seine Daumen in die Augenhöhlen gesteckt und zugedrückt, bis es die sengende Wärme erreichte und das Strampeln und Kämpfen aufhörte. Es erinnerte sich an das Geräusch von reißenden Sehnen, von Knorpeln, die knackten, von Knochen die in zwei Teile brachen und an den buttrigen Geruch von Mark.

Als es das Problem des täglichen Überlebens gemeistert hatte, fiel es auf alte menschliche Gewohnheiten zurück. So sehr sie sich auch darum bemühten, ihre alten Leben nachzuahmen, die alten Wünsche mit den neuen Bedürfnissen ihres neuen Lebens zu verschmelzen, blieb da doch ein Sehnen, das nicht gestillt werden konnte. Sie konnten sich nicht vermehren.

Es gab eine sich nicht ändernd wollende Anzahl und das bedeutete, dass sie verdammt waren. Sie würden gleichzeitig die ersten und letzten ihrer Art werden. Zufriedenheit wurde zu Unmut. Das war einer der Gründe, weshalb so viel Trauer in ihrer Gemeinschaft herrschte. Was für einen Nutzen hatte ein Rudel, dass sich nicht um seine Jungen kümmern konnte? Einige unter ihnen hatten Ausflüge außerhalb des Schlosses gemacht, weit hinter den Punkt, an den die Magie ihre heilende Wirkung ausstrahlen konnte. Sie waren mutig, diese paar. Zwei waren mit einem Kind zurückgekehrt - ein kleines, pinkes, wimmerndes Ding, das zwei Tage lang laute Geräusche gemacht hatte und dann am dritten Tag weniger. Am vierten Tag war es still. Lebende Kinder schienen mehr als nur Magie zu brauchen, um zu überleben.

Liebe in der Zeit einer Zombie ApokalypseWhere stories live. Discover now