Kapitel 49: Das Ende der Reise

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Draco stand am Spülbecken des Elfenbadezimmers und drehte den Wasserhahn auf.

Es brauchte eine Weile, bis das Wasser zu fließen begann, auch wenn man es schon auf die Entfernung hören konnte, wie es durch die alten Röhren bellte. Neben dem Waschbecken stand ein Kandelaber, auf dem schwarze Kerzen thronten, von denen eine gerade erloschen war. Eine weiße, gewundene Spur aus Rauch schlängelte sich in die Luft. Die anderen beiden brannten immer noch. Draco starrte die Flammen an, als er seine Hände unter das laufende Wasser hielt, dessen Kälte beinahe schmerzhaft auf seiner Haut brannte.

Dann bemerkte er, dass er sich nicht einmal daran erinnern konnte, den Kandelaber mit sich ins Badezimmer genommen zu haben.

Noch erinnerte er sich daran, wie er ins Badezimmer gegangen war, nachdem er Hermione auf eine ziemlich desaströse Art allein in der Bibliothek zurückgelassen hatte.

Ein kurzer Blick an seiner Person hinab offenbarte, dass er nicht wirklich seine ausgeblichene Hose trug. Nein. Stattdessen trug er seine Hogwarts-Schuluniform; polierte Schuhe, die grün-silberne Krawatte und das Präfektenabzeichen, das an seinem Hemd festgesteckt war. Draco wusste, was er im Spiegel sehen würde, wenn er in ihn hineinsehen würde, aber der Anblick von sich als Teenager war trotz allem verblüffend.

Es schien unmöglich, dass er je jung gewesen wäre, dass seine derzeitige Empfindungen von wissenschaftlicher Neugier und Besorgnis, die er als Erwachsener spürte, auf seinem jüngeren, reflektierten Gesicht sehr nach Zerbrechlichkeit und Angst aussahen.

Er ließ den Wasserhahn laufen und nahm Abstand von dem Spülbecken, fühlte einen enormen Drang sich umzudrehen und war doch nicht willens das auch zu tun. Das Geräusch des Wassers war plötzlich ohrenbetäubend. Es war wie ein entfernter Tsunami, der durch die Wände und scheinbar von der Innenseite seines Kopfes kam.

Verwirrt trat Draco vor und drehte den Hahn ab.

Aber das Geräusch von fließendem Wasser hörte nicht auf, auch wenn es nun etwas sanfter war. Wasser sammelte sich in einer der zugestöpselten Wannen, der Fluss war nicht zu stark, aber doch stärker als nur ein einfaches Rinnsal. Da war ein Luftzug, der sich anfühlte und anhörte, wie Atem und eine der beiden noch brennenden Kerzen des Kandelabers erlosch. Die letzte verbliebene Flamme flackerte wild und warf wahnsinnige, tanzende Schatten von langen verstümmelten Umrissen überall auf die Wände des Badezimmers.

Durch die Reflexion am Spiegel sah Draco die Gestalt, die in der Wanne saß. Aus reiner Sturheit weigerte er sich, sich umzudrehen. Er musste es auch nicht. Er wusste, wer es war, sogar schon, bevor er anfing zu sprechen.

„Dich aufzuziehen glich einer Übung seine Angst zu kontrollieren", sagte Lucius Malfoy.

Die Kraft in seiner Stimme deutete darauf hin, dass dies nicht das von Krankheit gezeichnete Häufchen blutleerer Haut und Knochen war, das Draco zu dem Scheiterhaufen getragen hatte, auf dem er die Leiche verbrannt hatte. Dies war die Stimme aus seiner Erinnerung.

Das Wasser fuhr damit fort, die Wanne zu füllen, was dazu führte, dass Dampf an den Stellen aufstieg, an denen das Wasser mit den immer noch schwelenden Teilen von Lucius verbrannten Körper in Berührung kam. „Stimmt das wirklich?", fragte Draco. Seine Stimme war sanft, heiser, aber echote dennoch noch durch das höhlenartige Zimmer. Draco konnte sich nicht anders helfen, als zu bemerkten, dass Lucius Stimme kein Echo verursachte. Sie klang brüchig und tot, genau wie der Mann selbst.

„Ja", antwortete sein Vater. „Deine Mutter und ich hatten nicht die Möglichkeiten, das zu tun, was wir wollten. Weder in unseren eigenen Leben, noch in deinem." Er schnaubte. „Kein Malfoy hatte je dieses Recht besessen, auch wenn deine Mutter durchaus solche Ambitionen für dich angestrebt hat. Es erscheint so einfach zu sein, nicht wahr? Welche verantwortungsvollen Eltern würden sich nicht Freude für ihr Kind wünschen?" Lucius Augen bohrten sich geradezu in ihn. „Aber es ist schwer, tatsächlich so eine Art von guten Eltern zu sein, während man vor Angst geradezu verkrüppelt wird."

Liebe in der Zeit einer Zombie ApokalypseWhere stories live. Discover now