Kapitel 72: Der Sturm

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Für Vadim Belikov war dieser Morgen voller Überraschungen gewesen.

Woher Draco Malfoy überhaupt gewusst hatte, dass er in London war, war für ihn immer noch ein Mysterium. Erst vor zwei Tagen war Belikov angekommen und es war ihm nicht ein einziges Mal gestattet gewesen, das Appartement zu verlassen, welches ihm vom Ministerium zugewiesen worden war. Aber er vermutete, dass Dracos in seinem früheren Geschäftsbereich immer auf dem Laufenden hatte sein müssen, was wichtige Ereignisse betraf. Möglicherweise handelte es sich also um alte Gewohnheiten.

Dies warf die Frage auf, was Draco sonst noch über das Verfahren wusste, welches die britische Recovery Einsatztruppe gegen ihn angestrebte? Belikov hatte sich den Kopf zerbrochen, als er nach Möglichkeiten gesucht hatte, seinen Aufpassern des Ministeriums zu entkommen. Er hatte nach Wiltshire fliehen wollen, um mit Draco und Hermione zu sprechen. Oder wenn ihm das nicht gelungen wäre, hätte er versucht zumindest nach Salcombe zu kommen, um dort Harry und Ginny zu treffen. Und auch wenn er seinen Aufpassern durch die Lappen hätte gehen können, wären es doch Stunden von gefährlicher Reise durch abgeschottetes, vereinsamtes Land gewesen, bis er Wiltshire erreicht hätte.

Er hatte sogar überlegt, ob er einen der anderen Wissenschaftler der Flotte oder ein Mitglied des Projekts Weihnachten kontaktieren sollte, um zu versuchen, Draco eine verschlüsselte Nachricht zukommen zu lassen. Aber das Ministerium hatte gesagt, dass jeder Kontakt die Integrität ihres Falls kompromittieren könnte.

Der Umstand, dass sie das Wort Integrität verwendeten, war lachhaft. Belikov wusste alles über ambitiöse Bürokraten, die das Beste aus Machtvakuen machen wollten. Zwar war Belikov nicht vertraut mit den Feinheiten magischer Politik, aber die menschliche Natur tendierte dazu, bei Muggeln und Zauberern die Gleiche zu sein. Mit der Pensionierung von Rufus Scrimgeour und der neuen Stabilität, welche das Heilmittel mit sich brachte, eröffnete sich für die Überlebenden Ministeriumsangestellten eine perfekte Gelegenheit, ihre Organisation neu aufzubauen. Unglücklicherweise schien es nicht so, als ob sie irgendetwas aus den Folgen der ganzen Geheimniskrämerei und Korruption ihrer Vorgänger gelernt hätten. Das britische Zaubereiministerium schien in einer Zeitschleife festzustecken.

Er hatte sich gewünscht sich, sich mit Harry Potter auszutauschen zu können. Zwar wusste er, dass Harry ein Büro im Ministerium innehatte, aber wusste nicht, wie er ihn finden könnte. Zufälligerweise löste Draco dieses spezielle Problem, als er direkt vor Belikov auftauchte. Der Professor fragte nicht, wie der junge Mann es geschafft hatte, an den Ministeriums-Sicherheitsbeauftragten vorbeizukommen. Noch ein paar seiner alten Tricks, vermutete er. Und seine Wächter waren auch keine wirkliche Eliteeinheit.

Belikov war etwas mürrisch, als er dieses schreckliche Instant-Kaffeepulver in einen Blechbecher mit heißem Wasser gab. Briten, ob magisch oder nicht, konnten keinen guten Kaffee brauen. Genauso schlecht waren sie in Alkoholika. Zumindest hatten die Iren ihren guten, trockenen Guiness und die Schotten ihren Whiskey. Und trotzdem war ihm bei seinen letzten beiden Abendessen zimmerwarmes, schales Bier serviert worden. In den Räumen gab es keine Fenster und keine Elektrizität. Es gab verzauberte Laternen, die zum Leben erglommen, sobald die Sonne unterging und nach Petroleum stanken. Es gab auch einen Herd, der mit Holz beheizt wurde, und einen Kessel, der darüber hing. Die magische Welt war eine bizarre Kombination von göttlichen Mächten, beinahe als wären sie aus einem Buch von Dickens entsprungen. Es brauchte mehr bunte Pärchen wie Hermione und Draco oder Harry und Ginny. Sie und ihre Kinder würden die Magie in das einundzwanzigste Jahrhundert bringen.

Draco materialisierte sich sprichwörtlich neben Belikov, als der ältere Mann überlegte, ein weiteres Beutelchen des gefriergetrockneten Kaffees in den Becher zu schütten.

"Blin!", kreischte Belikov auf.

Die Tasse fiel. Vielleicht war Draco schon daran gewöhnt, Menschen auf solch eine Art zu erschrecken, denn das Erste, was er tat, nachdem er eine körperliche Form angenommen hatte, war, Belikov an sich zu ziehen. Der siedend heiße Inhalt des Bechers schwappte über den Freiraum, an dem Belikov zuvor gestanden war.

Liebe in der Zeit einer Zombie ApokalypseWhere stories live. Discover now