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Die Sicht vor meinen Augen war von dem Schmerz getrübt, der sich ausgehend von meinem Rücken durch meinen gesamten Körper bahnte. Ohne Plan, wohin ich lief, rannte ich weiter die angrenzenden Gänge entlang. Hauptsache weg von diesem Ort. Alles hier schien mir so vertraut und zeitgleich auch fremd zu sein. Ich kannte diesen Ort aus meinen Träumen und doch fühlte es sich so real an, nun hier zu sein. War dies ebenfalls nur ein Traum und mein Unterbewusstsein spielte mir erneut einen Streich? Tränen liefen mir förmlich in Strömen über das Gesicht.

Ich fühlte mich vollkommen verloren an diesem Ort, trotz des heimischen Gefühls, welches es mir vermittelte. Nun noch deutlich mehr als zuvor, seit ich diesen Gang mit dem seltsamen Feuer verlassen hatte. Kerberos war mir nicht hineingefolgt, weshalb ich ihn dadurch womöglich abgehängt haben musste. Doch hier auf diesen vermeintlichen Lucifer zu treffen, bescherte mir keinen Moment der Ruhe. Im Gegenteil, meine Gedanken rasten, während mich diese unsagbaren Schmerzen beinahe zu Boden rissen. Nach einigen weiteren Gängen, die ich unkontrolliert und gänzlich orientierungslos durchlief, blieb ich schließlich mit rasendem Herzen und nach Luft ringend in der Einmündung zu einem weiteren Gang stehen.

Meine Kräfte verließen mich schneller als erwartet, zumal ich mich noch immer nicht vollends von meinem Koma erholt hatte. Meine Muskeln schmerzten aufgrund der unentwegten Anstrengung, verstärkten den Schmerz an meinem Rücken dadurch noch mehr. Was mir die restliche Kraft nahm, um noch einen einzigen weiteren Schritt zu gehen. Ich brauchte eindeutig eine Pause. Diese kam allerdings eindeutig zu spät, weshalb meine Beine nach nur wenigen Sekunden einfach nachgaben und ich erschöpft auf die Knie sank. Vergessen war die Verwirrung, die Angst und die Trauer, die mich zuvor überfallen hatten. Der Schmerz und die Erschöpfung war nun das einzige, was ich verspürte.

Ich nutzte die letzten mickrigen Reste meiner Kraft um meinen Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen, was mir jedoch nicht gelang. Diese Flucht war zu plötzlich von Statten gegangen und zu viel für meinen Körper gewesen. Die Idee, für die nächsten Stunden einfach an dieser Stelle zu sitzen, klang äußerst verlockend. Ich wusste, dass ich weiterlaufen musste. Gänzlich fort von diesem Ort, an dem es wohl keinen Ausgang zu geben schien. Ich starrte unentwegt auf meine Hände direkt vor mir, sodass ich gar nicht bemerkte, wie ein Schatten vor mir erschien, den ich unter meinem von Tränen verhangenen Blick nur erahnen konnte.

„Elodie?" Allein der Klang seiner Stimme, ließ eine erneute Welle an innerlichem Schmerz über mich hereinbrechen. Es war Lucifer, darin bestand kein Zweifel. Seine Stimme klang genau wie in meinem Traum während des Komas. Sanft und zögerlich. Im nächsten Moment spürte ich etwas Warmes an meiner Wange. Eine vorsichtige Berührung, die genau das auslöste, was sie für gewöhnlich tat. Die Wärme seiner Hand ließ einen wohligen Schauer durch meinen Körper fahren und ich verspürte das altbekannte Kribbeln, an genau der Stelle, an der seine Hand mich berührte.

Es dauerte lediglich einen Sekundenbruchteil, bis sich mein Puls wieder reguliert hatte und sich auch die Sicht vor meinen Augen zu klären begann. Ich hob eine meiner zittrigen Hände und legte diese auf Lucs, welche er wohl nicht von meiner Wange zu entfernen gedachte. Gezwungen durch diese Berührung, hob ich zögernd meinen Blick an, bis sich dieser mit dem meines Gegenübers kreuzte. Die Kälte in seinem Gesichtsausdruck war unverkennbar, es war eindeutig Lucifer. Das einzige, was nicht an ihn erinnerte, waren seine Augen. Es war zwar der selbe Blick, wie in meinem Traum. Nur dass diesmal Tränen und ein unbeschreiblicher Schmerz darin zu erkennen waren.

„Ich werde dich nach Hause bringen, okay?" Hätte dieser merkwürdige Aiden diese Frage gestellt, wäre ich womöglich in Versuchung gekommen, direkt aufzuspringen und meine Flucht fortzusetzen. Bei Lucifer hingegen verspürte ich ein Gefühl von Ruhe, was mir diesen Fluchtinstinkt auf der Stelle nahm. Aus diesem Grund brachte ich schließlich ein langsames, wenn auch eindeutiges Nicken zustande. Womöglich täuschte ich mich, doch ich nahm an, eine Welle der Erleichterung über ihn hereinbrechen zu sehen. Eine Erleichterung, die sich aufgrund der gegenseitigen Berührung automatisch auf mich auswirkte.

Des Teufels VermächtnisNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ