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„Wie bitte?" fragte ich perplex, da mich diese plötzliche Begegnung ein wenig aus der Spur gebracht hatte. Der große Schatten begann sich zu bewegen und kam langsam näher. Erst wollte ich zurückweichen, bis ich vor mir einen Mann erkannte, dessen freundlicher Gesichtsausdruck mich wieder ruhiger werden ließ. Er schien keine Bedrohung zu sein, auch wenn Tiago dies mal wieder etwas anders wahrnahm. Der Mann deutete auf den Husky hinab, der jedoch nicht den Mann selbst anstarrte, sondern den dunklen Fleck neben ihm. „Ich meine deinen Hund. Er scheint Kerberos nicht besonders zu mögen." Nun verstand ich, was er mir damit sagen wollte. Dieser schwarze Fleck dort, musste der Hund dieses Mannes sein und Tiago schien ihn als Rivale oder Ähnliches zu betrachten.

Ich gab ein fast schon schüchternes Lachen von mir und wiegte den Kopf ein wenig hin und her. „Normalerweise ist Tiago absolut handzahm, allerdings hat er seit einer Weile seltsame Phasen." Der Mann mir gegenüber lachte amüsiert auf. „Oh natürlich, das kommt mir durchaus bekannt vor." „Kerberos ist ein sehr interessanter Name, hat er eine Bedeutung?" fragte ich den Mann und musterte den schwarzen Hund vor mir, konnte aufgrund der Dunkelheit jedoch nur wenige Konturen von ihm erkennen. Er musste wahrhaftig pechschwarz sein. „Seine Farbe macht ihn irgendwie besonders. Ich denke, dass ich ihm deshalb diesen sonderbaren Namen gegeben habe. Das ist nun schon viele Jahre her." Erklärte er mir, was mich schmunzeln ließ. Dieser Mann war wirklich ausgesprochen freundlich, trotz der Tatsache, dass wir uns inmitten der puren Dunkelheit, vollkommen allein auf einem Feldweg irgendwo im Nirgendwo befanden.

„Mein Name ist übrigens Aiden." Stellte er sich mir vor und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Elodie. Freut mich dich kennenzulernen." „Die Freude ist ganz meinerseits. Ich hoffe, wir haben euch euren Spaziergang zu dieser frühen Stunde nicht verdorben." Ich schüttelte den Kopf, obwohl ich nicht wusste, ob er dies sehen konnte. „Auf keinen Fall. Ich wollte Tiago lediglich die Möglichkeit geben, ein wenig im Schnee zu spielen. Es ist wirklich schade, dass er in Kerberos keinen Spielgefährten sieht." Gab ich bedauernd von mir und ließ meinen Blick auf den jungen Husky fallen. Sein Knurren war zwar verebbt, dennoch lag sein Blick noch immer wie erstarrt auf dem Hund des Mannes. „Das tut mir sehr leid. Wir sind erst vor kurzem in diese Gegend gezogen. Es würde Kerberos sicher gut tun, etwas Zeit mit anderen Hunden zu verbringen."

Jetzt verstand ich, warum ich diesem Mann noch nie begegnet war, in all den Jahren die ich nun schon in diesem Haus wohnte. Er kam gar nicht von hier. „Vielleicht brauchen sie nur ein wenig Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen?" sprach ich meine Gedanken aus, was ihn zu einem nachdenklichen „Hm." verleiten ließ. „Ich hätte nichts daran auszusetzen, diese Theorie genauer zu prüfen. Allerdings sollten wir dies auf einen anderen Zeitpunkt verschieben. Ich weiß ja nicht, wie lange du schon hier draußen bist aber mir ist mittlerweile ziemlich kalt." Er setzte sich langsam in Bewegung und ich tat es ihm mit einem Schmunzeln auf den Lippen gleich. Da sich auch Kerberos aufraffte um seinem Herren zu folgen, war Tiago gezwungen, dies ebenfalls zu tun.

„Immerhin weiß ich nun, dass ich mich nicht fürchten muss, wenn Tiago erneut etwas in der Dunkelheit anzustarren scheint." „Man kann nie wissen, was dort draußen in der Dunkelheit auf einen lauert." Warf er zurück, was mich verstummen ließ. Kurz darauf erklang ein Lachen seinerseits. „Das war doch nur ein Scherz, Elodie. Hier draußen ist wirklich nichts, außer ein paar Hasen und Mäuse." Sofort entspannte ich mich wieder. Bedauerlicherweise war ich sehr schreckhaft, besonders wenn es um die Dunkelheit ging. Zu jeder Zeit konnte dort alles sein, oder eben nichts. So genau konnte man das nie wissen. Wenige Minuten später erreichten wir die ersten Wohnhäuser und vereinzelte Straßenlaternen beschienen den verschneiten Weg zu unseren Füßen.

Aiden deutete in die entgegengesetzte Richtung, aus der ich zuvor gekommen war und in der meine Villa lag. „Ich nehme an, dass sich unsere Wege nun trennen werden." Er blieb stehen und wandte sich mir zu. Unter dem Schein der Laternen konnte ich nun auch endlich sein Gesicht genauer erkennen. Strahlend grüne Augen trafen auf das Blau der Meinen. Ein markantes Gesicht, mit einem 3-Tage-Bart rundete den Anblick ab und ich musste zugeben, dass sich vor mir ein äußerst attraktiver Mann befand. Er musste ungefähr einen Kopf größer als ich sein, da ich meinen Blick heben musste, um ihn ansehen zu können. „Es war mir wirklich eine Freude, dich kennenzulernen. Sicherlich auch für Tiago, er möchte es nur nicht zugeben." Aiden begann zu lachen und ich stimmte automatisch mit ein.

Des Teufels VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt