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Mit stetigen Schritten setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ein starkes Zittern durchfuhr meinen Körper und ich verspürte das Gefühl, zu Boden gezogen zu werden, der Schwerkraft folgend. „Sehr gut, Ms. Theron. Nur noch ein paar Schritte." Schwindel erfasste mich, während ich mich bemühte, meine regelmäßigen Schritte beizubehalten. Mein Herz raste und ließ mich außer Atem kommen. Sobald das Piepen des Monitors erklang, ließ die Schnelligkeit des Laufbandes unter meinen Füßen sofort nach und ich atmete erleichtert aus. Noch immer von unangenehmem Schwindel gepackt, legte ich meine Hände an die länglichen Griffe des Gerätes und versuchte mich auf eine ruhigere Atmung zu konzentrieren. „Sie machen gute Fortschritte. Ich denke, ich kann Ihnen nun guten Gewissens gestatten, eigenständig Spaziergänge in der Natur zu unternehmen."

Mit einem gezwungenen Lächeln stiegt ich mit vorsichtigen Schritten vom Laufband und griff nach der Wasserflasche, welche mir diese Frau entgegen hielt. Dankbar nahm ich sie entgegen und trank einen Schluck. Mein Körper zeigte mir deutlich, welcher Belastung er ausgesetzt gewesen war. Jeder Muskel schmerzte, als wäre ich soeben einen Marathon gerannt. Den Namen dieser Frau konnte ich mir nicht behalten. Egal wie oft ich hierher kam, um dieses Prozedere durchzuführen, er entfiel mir jedes Mal aufs Neue. Nicht nur mein Körper hatte unter dem fast einjährigen Koma gelitten. Auch mein Gedächtnis schien nicht mehr so gut zu sein, wie zuvor. „Sind wir fertig?" fragte ich die Frau mit kratziger Stimme und räusperte mich sogleich. Ich war erschöpft und wollte nur noch nach Hause in mein Bett, um mich auszuruhen. Alles andere konnte warten.

„Ihre Assistentin wartet bereits vor der Tür. Sie wird sie nach Hause begleiten." Ich nickte lediglich und griff nach meiner Tasche, die ich in einer der Ecken des kleines Raumes geworfen hatte. Seit Wochen bemühte ich mich nun schon darum, meine Kraft zurück zu gewinnen. Nur mühsam kam ich voran, doch ich war froh, nicht mehr in diesem ätzenden Rollstuhl umhergefahren werden zu müssen, wie es zu Beginn der Fall gewesen war. Mit regelmäßiger Physiotherapie wurde nun daran gearbeitet, dass mein Körper die Kraft von damals zurückerlangte. So wie ich es jedoch einschätzte, würden bis dahin noch viele Monate vergehen. „Genießen Sie das Wochenende. Nutzen Sie die Zeit und tun Sie Ihrem Körper etwas Gutes." Sprach diese Frau noch zu mir, dessen Blick ich nicht mehr gekreuzt hatte, seit ich vor einigen Minuten meine Füße auf dieses Laufband gesetzt hatte.

„Auf Wiedersehen." Sagte ich daher nur, um ihr immerhin ein wenig Respekt zu verdeutlichen. Meine Beine führten mich wie von selbst in Richtung Tür, die ich daraufhin öffnete und direkt dahinter bereits Amanda erblickte, die mir mit einem breiten Lächeln entgegen blickte. Sie war die gute Laune in Person. Kommentarlos nahm sie mir die Tasche ab und hielt mir meinen langen, schwarzen Wintermantel entgegen. Diesen zog ich mir sofort über, da ich bereits hier im Gang einen kühlen Zug der eisigen Winterluft von außerhalb des Gebäudes verspüren konnte. Gemeinsam mit Amanda lief ich weiter den Gang entlang, bis wir die Eingangstür des Gebäudes erreichten und das Innere dieser Wände verließen. „Während deiner Abwesenheit habe ich einen Anruf von Mr. Maroli erhalten. Vielleicht solltest du.." Mit einer winzigen Handbewegung brachte ich sie zum Schweigen. Im Augenblick fehlte mir die Kraft, um mich damit zu befassen.

„Ich denke nur, es wäre.." begann sie jedoch erneut und ich gab ein leises Seufzen von mir. „Amanda, bitte. Lass uns erstmal nach Hause fahren." Ich konnte den Anruf von Anthony nicht ignorieren, doch eine Rückmeldung meinerseits konnte warten, bis ich zuhause war. „In Ordnung." Die junge Frau neben mir, deutete auf meinen Wagen, der sich nur wenige Meter vom Eingang des Gebäudes entfernt befand. Es war mir schwer gefallen zu akzeptieren, dass Amanda seit meinem „Unfall" zugleich auch noch als meine Fahrerin beschäftigt war. Mir gefiel es nicht, dass sie mein Auto fuhr, doch in ihrer eignen kleinen Knutschkugel, wollte ich mich nur ungerne sehen lassen. Es waren ohnehin bereits zu viele Gerüchte über mich im Umlauf. Weshalb ich jedes Aufsehen zu vermeiden versuchte.

Des Teufels VermächtnisWhere stories live. Discover now