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Ohne mich auch nur minimal dagegen wehren zu können, zog Aiden mich plötzlich mit sich. Bevor ich allerdings noch über meine eigenen Füße stolpern würde, fing ich mich wieder. Ich wusste nicht, was er nun vorhatte. Wo er mich hinbringen würde. Das einzige was ich wusste, war, dass die dunkle Angst in meinem Inneren langsam in mir emporstieg und meine Sinne zu betäuben begann. „Aiden, was soll das? Wo bringst du mich hin?" fragte ich aus purer Verzweiflung. Der Aiden den ich kennengelernt hatte, würde mir nun verständlich erklären, welchen Hintergrund sein Handeln hatte und dabei bestätigen, dass alles in Ordnung war. Doch dieser neue Aiden war anders. Er schwieg. Die düstere Aura um ihn herum schien nun auch das gesamte Haus einzunehmen, denn die hellen Farben verschwanden und wandelten sich in ein schweres Grau, welches solch eine Kühle ausstrahlte, dass ich zu frösteln begann.

Wir verließen den Wohnbereich und liefen einen langen, beinahe vollkommen dunklen Flur entlang. Es fiel mir schwer, mit Aiden Schritt zu halten, so sehr war er von seiner Entschlossenheit gepackt. Der Griff seiner Hände lockerte sich nur bedingt, als wir vor einer hölzernen Tür ankamen und er diese öffnete. Auch dahinter war alles stockfinster. Es war mir unmöglich, mich in diesem Raum zu orientieren. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir leid tut." Kam es plötzlich mit einem kühlen Unterton von ihm. Seine Stimme hatte jegliche Zärtlichkeit verloren. Der Aiden den ich kannte, war verschwunden. „Was.." ohne wirklich auf seine Worte zu hören, wagte ich einen erneuten Fluchtversuch, was ihn jedoch nur dazu brachte, langsam mit dem Kopf zu schütteln.

„Ich kann nicht zulassen, dass du verschwindest. Wenn du dich dagegen wehrst, freiwillig hier zu bleiben, habe ich keine andere Wahl." Knurrte er fast schon bedrohlich und ich hörte im Dunkeln etwas Eisernes rasseln. Kurz darauf legte sich etwas Eiskaltes um meine Handgelenke und mir wurde schlagartig bewusst, dass ich nun an diesem Ort gefangen war. Obwohl ich diese plötzliche Änderung der Dinge nicht für wahr halten wollte, stiegen mir langsam Tränen in die Augen. Aiden ließ meine Hände letztendlich wieder los und ich wagte es, meinen Blick zu ihm empor zu heben. Meine Reflexe übernahmen die Kontrolle, als ich in seinen Augen, die ich in dieser Dunkelheit eigentlich nicht hätte sehen können, genau die selben Flammen zu sehen bekam, wie zuvor an den Fenstern.

Verängstigt stolperte ich zurück und stieß dabei an eine Wand, die sich wie eine eiskalte Hand an meinem Rücken anfühlte. Mich weiter von ihm entfernen konnte ich nicht. Seine flammenden Augen beobachteten mich bei jedem einzelnen Schritt den ich tat. Ich fühlte mich machtlos gegen ihn. Wusste, dass ich es nicht schaffen würde, gegen ihn anzukommen. Ein erneuter Fluchtversuch würde ins Leere gehen, da war ich mir sicher. Dies war die Erkenntnis die gefehlt hatte, um nun endgültig in Tränen auszubrechen. Diese Augen. Sie riefen eine Erinnerung in mir wach, die ich seit Monaten versuchte zu verdrängen und immer wieder daran scheiterte.

Stand ich noch immer so stark unter Alkoholeinfluss, dass ich aufgrund dieser panischen Angst sogar zu halluzinieren begann? Ich schüttelte den Kopf, um diese Erinnerungen an damals wieder aus meinen Gedanken zu verdrängen. „Was ist dort draußen geschehen? Was ist mit deinen Augen..?" wagte ich den Versuch, ihn somit davon abzuhalten, mir etwas anzutun. Jedenfalls dachte ich, dass er dies vorhatte. Seine Augen näherten sich mir plötzlich, was mich darauf schließen ließ, dass er sich in meine Richtung bewegte. Ich drängte mich so nahe wie möglich an die eiskalte Wand hinter mir, ein vollkommenes Ausweichen war jedoch nicht möglich. Nach nur wenigen Sekunden spürte ich eine seiner Hände an meiner Wange. So angenehm warm und doch so fremd. Wir wurde augenblicklich schlecht. „Alles zu seiner Zeit, meine Teuerste."

Warum er mir dies antat, erfragte ich gar nicht mehr. Ich war so naiv gewesen zu glauben, dass ich ihm so schnell vertrauen konnte. Nun war ich ihm gegenüber machtlos und dies nur aus dem Grund, weil ich nicht genauer über die gesamte Situation nachgedacht hatte. Ständig hatte ich verdrängen wollen, was sich zwischen Aiden und mir zu entwickeln begann. Hätte ich doch nur einmal genauer darüber nachgedacht. Dann hätte ich feststellen können, dass er etwas gänzlich anderes im Schilde führte, als er vorgab. Die Tränen liefen mir mittlerweile in kleinen Rinnsalen über die Wangen, dennoch bemühte ich mich, das Schluchzen aus meinem Inneren nicht hervorkommen zu lassen.

Des Teufels VermächtnisWhere stories live. Discover now