27- Der Bürgermeister und seine Frau

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Die Reiter waren schneller als sie und schlossen schnell auf. Thara wurde bewusst, dass sie hier auf freiem Feld verloren hatten. Der Buschwald war nun nur noch ein paar hundert Meter entfernt. Sie nahm die Zügel kürzer und steuerte auf den Wald zu. Über ihre Schulter sah sie, dass Naira und Anori ihr folgten. Naira schoss ein paar Pfeile an Anori vorbei auf die Reiter und sie stoben kurz auseinander. Dann jedoch erwiderten sie den Beschuss. Thara schnalzte, tief über Akiras Hals gebeugt, um das Kelpie zu noch schnellerem Galopp anzutreiben. Im Schutz der Bäume angekommen, mussten sie ihr Tempo zwangsweise verlangsamen. Die Rufe der Soldaten hallten durch den Wald. Thara konzentrierte sich nicht darauf, genaue Worte zu verstehen, doch sie hörte heraus, dass der dichte Wald es ihnen schwer machte, sie und ihre Gefährten zu verfolgen. Plötzlich jedoch ertönte der Klang eines Horns und kurz darauf lautes Hufgetrappel. Thara wusste, dass es die Buschnation war, die kam, um ihre Grenze zu verteidigen. Sie entdeckte ein paar gestapelte Baumstämme und winkte Naira und Anori zu.

"Los, hier lang!" Hastig suchten sie hinter den Baumstämmen Schutz. Gerade noch rechtzeitig, denn nur ein paar Sekunden später konnte Thara erkennen, wie die wütende Herde Zentauren zielsicher durch den Wald auf die Soldaten zu stürmte. Sobald die Zentauren an ihnen vorbei waren, wendeten sie und trabten in die entgegengesetzte Richtung davon. Erst als der Lärm schon einige Minuten nicht mehr zu hören war, wagte Anori es als erster, wieder zu sprechen.

"Das war knapp", murmelte er und Thara nickte bestätigend.

"Lasst uns nicht zu laut sein, das waren sicher nicht alle Zentauren", mahne sie. "Hat jemand noch Orientierung, wo wir lang müssen?" Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort. Naira blickte an ihr vorbei und ihre Augen verengten sich. Sie nahm die Zügel an, damit Grimm stehen blieb. Perplex tat Thara es ihr gleich.

"Was ist los?" Sie wusste nicht, warum sie auf einmal flüsterte. Naira deutete nach vorne, doch dort konnte Thara nichts erkennen und an Anoris Gesicht wusste sie, dass es ihm genauso ging.

"Dort vorne ist jemand", antwortete die Elbe, ebenfalls mit gesenkter Stimme. "Kein Zentaur und kein Soldat, eine Zwergin, glaube ich."

"Gut, vielleicht kann sie uns weiterhelfen, schlug Thara vor. Etwas entfernt trafen sie tatsächlich auf eine Zwergin im mittleren Alter. Ihr dunkelblondes Haar hatte sie mit einem blaukarierten Tuch zurückgebunden, sie kniete mit einem geflochtenen Körbchen auf der Erde und füllte es augenscheinlich mit Kräutern. Bei dem Geräusch von Akiras und Grimms Hufen, sah sie überrascht auf und rappelte sich hoch.

"Hallo", begrüßte Anori sie mit einem freundlichen Lächeln. Sie erwiderte es und begrüßte sie ebenfalls.

"Kommt Ihr von hier?", wollte Thara wissen und die Zwergin nickte erwartungsvoll.

"Nun, wir sind etwas vom Weg abgekommen, könnt Ihr uns helfen, wir wollen nach Pelonien."

"Natürlich, Ihr müsst Euch nur süd-westlich halten, dann kommt ihr an einen kleinen Bach, dem folgt ihr eine Weile und dann seht ihr bereits die Häuser." Thara folgte mit dem Blick ihrem ausgestreckten Arm und bedankte sich.

"Darf ich fragen, was Ihr in Pelonien wollt?" Thara wandte sich fragend zu Naira und Anori. Naira schüttelte unmerklich den Kopf. Sag es ihr nicht, sollte das heißen und Thara hatte es eigentlich auch nicht vorgehabt. Sie spürte den prüfenden Blick der Zwergin sie mustern und plötzlich flackerte Erkenntnis in ihrer Miene auf.

"Ihr seid Königin Thamara, nicht wahr?" Thara nickte verdutzt. Die Zwergin knickste anmutig.

"Ich wäre gerne zu Eurer Krönung gekommen, aber ich konnte mir nicht leisten, den Marktverkauf ausfallen zu lassen." Einen Moment schwieg sie und Thara wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Dann ergriff die Zwergin wieder das Wort.

Des Königs letzter SchatzWhere stories live. Discover now