25- Die Baumwächter

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Inzwischen war die Sonne hinter dem Lichtgebirge heraufgeklettert, jedoch war es immer noch früh am Morgen. Drasere war von seinem Waldspaziergang zurückgekehrt. Und erzählte ihnen von seinen Erkenntnissen, während sie allesamt zu sechst im Kreis saßen und etwas Butterbrot mit Bärlauch und ein paar frühreifen Himbeeren, welche der Zentaur im Wald gefunden hatte, aßen. Er berichtete, dass sie sich ein ganzes Stück östlich der Dunkelwaldelbensiedlung befanden, allerdings waren sie nicht wirklich weit entfernt, nur etwa eine halbe oder eine Wegstunde, auch wenn er keine Pfade entdeckt hatte, die zu ihrem Lager führten. Auf Jaromirs Frage hin, woher der Zentaur all das von einem kleinen Spaziergang wüsste, antwortete er nur mit rauer Stimme: Die Bäume verraten einem sehr viel, wenn man gelernt hat, ihnen zuzuhören. Und er beließ es dabei.

"Am besten, wir reiten so schnell los, wie möglich." Zustimmendes Gemurmel folgte Tinnuviels Vorschlag. Jaromir holte die Drachensilberschatulle aus Anoris Tasche. Als er sie zwischen ihnen aufklappte, funkelten die Edelsteine ihnen in allen Farben entgegen. Der Anblick des Sonnenlichts, welches sich in jedem einzelnen unterschiedlich brach, war einfach bezaubernd. Doch dann räusperte Jaromir sich und begann, die Steine an seinen Fingern abzuzählen. Also, wir haben den Bergkristall, den Bernstein, den Mondstein, den Rosenquarz, die Jade, den Rubin, den Saphir und den Smaragd. Er hielt acht Finger in die Höhe.

"Und du sagtest, Onyx und Obsidian seien in Droodia", wandte Thara sich an Tinnuviel, welche bestätigend nickte.

"Es fehlen also noch Opal, Diamant und Amethyst", stellte Jaromir fest.

"Richtig", mischte sich Tinnuviel nun ein. "Celduin sagte, der Diamant müsse noch im Lichtgebirge sein, schließlich geht die Sonne immer noch hinter den Lichtbergen auf. Der Opal könnte trotz Unwissenheit der Dunkelwaldelben noch hier sein, schließlich ist der Wald groß und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir den Amethyst im Weidenland finden können."

Letzten Endes und nach einigen Diskussionen sowie Hin- und Herüberlegungen, kamen sie zu einer Entscheidung. Drasere, Tinnuviel und Jaromir würden in die Sonnenlande ins Lichtgebirge aufbrechen. Aus dem einfachen Grund, dass der Weg in die Lichtberge nicht kurz und alles andere als unerschwerlich sein würde und Rih und Lana dafür besser geeignet waren, als Akira und Grimm, das Pony von Naira. Als die drei weniger als eine halbe Stunde später mit der Hälfte der Vorräte in flottem Trab aufbrachen, konnte Thara Jaromirs vernichtenden Blick auf ihr ruhen spüren, bis er gezwungen war, den Kopf nach vorne zu wenden, da der Wald dichter wurde. Er nahm es ihr übel, dass sie nicht dafür eingestanden war, dass sie zusammen bleiben würden. Thara wusste genau, dass Jaromir sich ihr verpflichtet fühlte, doch ihr war auch klar, dass sie auf dieser Reise viel eher Freunde waren, als Königin und Leibwächter und er musste verstehen, dass es das Sinnvollste war, wenn er in die Sonnenlande ging. Sie war sich sicher, er würde bald darüber hinweg kommen.

Damit blieb sie mit Naira, Anori, Grimm und Akira zurück. Sie ließen sich Zeit dabei, ihr kleines Lager wieder abzubauen. In den frühen Morgenstunden hatte der Wald eine beruhigende Wirkung, sodass sie beschlossen, noch mehr Himbeeren zu sammeln, bevor sie mit der Suche nach dem Opal beginnen würden. Während sie in den Sträuchern nach weiteren Beeren suchten, besprachen sie ihr weiteres Vorgehen. Thara war sich schon seit dem Ausflug in zu den Höhlen der Drachen mit Dior sicher, dass der Opal noch im Dunkelwald sein musste.

"Erinnert ihr euch noch an das, was Dior von der Legende mit Skogarin erzählt hat?", fragte sie die anderen beiden. Anori runzelte nachdenklich die Stirn.

"Über sein Band mit der Natur?" Naira erhob sich von dem Himbeerstrauch, vor dem sie gehockt hatte.

Thara nickte. "Dior hat erzählt, Skogarin habe die Natur um etwas bitten können und sie hat es für ihn getan. Er konnte mit ihr kommunizieren." Thara hielt kurz inne und sah in Gedanken versunken einer Hummel zu, die auf dem Himbeerstrauch landete, von dem sie gerade pflückte.

Des Königs letzter SchatzWhere stories live. Discover now