15- Heldentod

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"Und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?"

"Das ist Tinnuviel und ich bin Thamara von den Grünen Höhen", stellte Thara sie vor.

"Und welchen Grund hat König Tyrdan dafür, so etwas zu tun? Eine offene Kriegserklärung ist immerhin sehr gewagt. Und wer sind Eure Bündnispartner?", drängte Tinnuviel gleichzeitig.

Der Zentaur schüttelte ungeduldig den Kopf. "Habt ihr schon einmal etwas von der Legende der dreizehn Edelsteine gehört?", fragte er und fuhr gleichzeitig fort, Schwerter und Helme an die sich herandrängenden Leute zu verteilen. Thara nickte und wartete gebannt darauf, dass er weiter sprechen würde, doch er fasste sich zu ihrem Bedauern sehr kurz.

"König Tyrdan verlangt von Saothrach, ihm den Saphir auszuhändigen, jedoch ist dieser seit über einem halben Jahrhundert schon nicht mehr hier." Er wandte sich ab, um die mittlerweile leere Kiste vor ihm durch eine randvoll mit Schilden und Kettenhemden gefüllte auszutauschen.

"Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet. Ich weiß weder wer Ihr seid, noch woher Ihr kommt. Ich gebe Euch gerne ein Schwert, ansonsten muss ich jetzt weitermachen", sagte er mit grimmiger Miene, als er die volle Kiste klirrend auf dem Tisch vor ihm abstellte. Doch Tinnuviel wich keinen Schritt zurück.

"Mit wem hat Saothrach Bündnisse? Wer wird kommen, um Euch gegen Droodia beizustehen?"

Der Zentaur lachte freudlos auf, als hätte Tinnuviel einen schlechten Scherz gemacht.

Das Lächeln noch nicht ganz von den Lippen, antwortete er: "Es wird niemand kommen. Die Elben aus dem Dunkelwald haben uns schon in der Vergangenheit nicht mehr zur Seite gestanden, so ein Bündnis braucht Saothrach nicht." Und da fiel es Thara wie Schuppen von den Augen. Es war so offensichtlich gewesen, dass sie nicht darauf gekommen war, doch dieses Lachen, diese Falten um den Mund und der spöttisch einseitig hochgezogene Mundwinkel ließen keinen Zweifel zu.

"Ihr seid verwandt mit Leanord, nicht wahr?" Die Miene des Zentauren wurde ernst und er hätte gar nicht nicken brauchen, denn sein besorgtes Gesicht war die eindeutige Bestätigung. Er hielt inne und ließ den Bogen sinken, den er gerade aus einer Kiste genommen hatte.

"Ihr kennt meinen Sohn? Er ist vor zwölf Nächten nach Warnia aufgebrochen und seitdem hörte ich nichts mehr von ihm."

Thara zwang sich zu einem kleinen Lächeln, doch es wollte ihr nicht recht gelingen. "Wir sind mit ihm und noch drei anderen aufgebrochen, die Edelsteine zu sammeln, die Ihr erwähnt habt, bevor König Tyrdan sie bekommen kann."

"Aber warum seid Ihr hier und mein Sohn nicht? Was ist passiert?"

Thara schluckte schwer und wappnete sich, ruhig zu sprechen. "Wir wurden am glühenden Berg getrennt."

Der Zentaur zog die Brauen zusammen und auf seiner Stirn bildete sich eine tiefe Furche. "Ihr wurdet noch in den Sommerlanden getrennt? Das muss ja schon Tage her sein", unterbrach er sie und Thara nickte, ohne ihm in die Augen zu schauen, damit er ihre Tränen nicht sah, die sich hinter ihren Lidern sammelten bei dem Gedanken daran, nicht zu wissen, ob die anderen noch lebten.

"Das ist jetzt sechs Tage her", presste sie mit belegter Stimme hervor, den Blick immer noch auf die Kiesel zu ihren Füßen gerichtet.

"Und Ihr habt seitdem nichts mehr von ihm gehört, wisst Ihr denn, wo sie hingegangen sein könnten?" Leanords Vater beachtete den jungen blondhaarigen Mann nicht, der ihn ansprach und den Bogen haben wollte, welchen er immer noch achtlos an seiner Seite hielt. Seine volle Aufmerksamkeit lag auf Tinnuviel, die nun Thara das Antworten abnahm. Sie war Tinnuviel dafür sehr dankbar, denn Thara war sich nicht sicher, wie lange sie die aufsteigenden Tränen zurückhalten können würde, müsste sie nun weitersprechen.

Des Königs letzter SchatzМесто, где живут истории. Откройте их для себя