17- Das Gasthaus zur ewigen Lampe

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Das Gasthaus war zwar klein, aber durchaus gemütlich. In der gut besuchten Stube brannte ein Kamin und die Besucher schwatzten ausgelassen. Alvilde, Ragnars kleine rundliche Ehefrau, hatte alle Hände voll zu tun, Gläser zu spülen und Essen sowie Getränke zu servieren, doch sie nahm sich trotzdem einen Moment, um sie herzlich willkommen zu heißen, nachdem Ragnar ihr erklärt hatte, wer sie waren. Er brachte sie eine Treppe hinauf und zeigte ihnen ihre Gästezimmer, die sie für die nächsten Tage beziehen konnten. Hier oben war es augenblicklich ruhiger. Die Wände und der Boden dämpften die lebhafte Musik und das Stimmengewirr aus der Gaststube. Sie waren so gut wie die einzigen, die um diese Zeit ein Zimmer belegten, denn den ganzen Flur entlang standen bis auf ein paar Ausnahmen alle Türen offen. Kaum aus dem Trubel und der Kälte heraus, wurde Thara sofort schläfrig. Ihre Gliedmaßen tauten allmählich auf und mit einem Kribbeln kehrte auch das Gefühl in ihre Finger und Füße zurück.

Am nächsten Morgen schlief sie sehr lange. Die Matratze unter ihr war so herrlich weich und es war ihr wohlig warm unter der Decke. Der Vormittag neigte sich bereits seinem Ende, als sie sich schließlich aus dem Bett hievte. Der Schlaf hatte ihr gut getan, aber sie war von der Reise immer noch ausgelaugt. Nachdem sie sich angezogen und kaltes Wasser ins Gesicht geschaufelt hatte, ging sie hinunter in die Wirtsstube. Die hölzerne Treppe knarrte bei jedem Schritt und so hob Alvilde bereits den Kopf, bevor sie Thara überhaupt sehen konnte.

"Guten Morgen, Liebes", begrüßte die Wirtin sie lächelnd, während sie ein Gesteck aus Tannenzweigen auf einen Tisch in der hinteren Ecke direkt beim Kamin legte. Die Stube war vollkommen leer, es war noch zu früh für Mittagsgäste.

"Naja", Thara rieb sich über die Augen und lächelte schief, "wahrscheinlich eher guten Mittag. Wie spät ist es denn?"

Alvilde sah auf ihre Armbanduhr und lächelte zurück. "Genau zwölf Uhr. Setzt dich doch, ich mache dir etwas zu essen. Magst du Rührei? Und vielleicht Weißbrot mit Butter und Käse? Wenn du noch kurz wartest, mache ich dir auch einen Tee, oder lieber Kakao?" Sie strich die Tischdecke glatt und wuselte zwischen den Tischen entlang. Tharas Magen begann bei dem Gedanken an etwas so Leckeres, mochte es noch so einfach sein, zu grummeln. Nach all den Tagen mit trockenem Brot klang es wie das köstlichste auf der ganzen Welt.

"Ein Tee wäre toll. Habt Ihr Jaromir zufällig gesehen?"

"Dein Freund war vor etwa einer Stunde hier, er wollte raus gehen und nach eurem Pferd sehen, Ragnar hat es gestern Abend in den Stall gestellt. Er hat den Lachs sehr gelobt, aber der ist mir leider ausgegangen, Ragnar wird heute Abend wahrscheinlich neuen mitbringen."

"Das ist kein Problem, ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft", beteuerte Thara, doch Alvilde tat es mit einer Handbewegung ab.

"Das tue ich doch gerne, wir haben so wenige Gäste im Moment und Ragnar sagte, ihr seid weit gereist." Neugierig blieb sie im Türrahmen zur Küche stehen, aber Thara nickte nur und zog sich einen der Hocker am Tresen heran.

"Ja, wir müssen hier ein paar Dinge erledigen, leider sind Dinge dazwischen gekommen. Deshalb hatten wir nur ein Pferd und mussten zu Fuß gehen, sonst wäre die Reise bei Weitem nicht so beschwerlich gewesen."

"Nun, jetzt seid ihr ja hier. Und eine Sache noch, mein Kind, das musste ich eurem Freund eben schon einbläuen. Bitte sag doch du, die Sache mit dem ganzen Ihr und Euch erscheint mir viel zu adlig für diese Gegend." Sie verschwand in der Küche und einen Augenblich später konnte Thara Besteck klirren hören.

Das Rührei und der Speck waren wirklich köstlich und das Weißbrot sogar warm. Thara verschlang das Essen, als hätte sie seit Tagen nichts mehr gegessen, was ja auch fast der Wahrheit entsprach. Schließlich hatte sie das letzte Mal in Warnia eine richtige Mahlzeit zu sich genommen und seitdem von ihren Vorräten und der Natur gelebt. Umso weiter sie in Richtung der Frostgründe gereist waren und umso länger ihre Reise gedauert hatte, desto karger waren auch die ihre Vorräte und die Natur geworden. Fürsorglich wie sie war, machte Alvilde sofort noch mehr Rührei, als sie merkte, wie gut es Thara schmeckte. Nachdem sie mit einem vollen Teller zurückgekehrt war, machte sie sich daran, hinter dem Tresen Gläser in die Wandschränke zu sortieren.

Des Königs letzter SchatzWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu