kapitel neunundzwanzig' grey's anatomy und nicht how to get away with murder

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—NEUNUNDZWANZIG
GREY'S ANATOMY UND NICHT HOW TO GET AWAY WITH MURDER

»Sie nehmen die Sicherheit ihrer Patienten sehr ernst.«, kam Leo mit Junior zurück und teilten uns mit, dass sie aus der Dame am Empfang keine Informationen über den Zustand von Florian herauskitzeln konnten. Sie hatten es bisher bei fünf verschiedenen Arbeitskräften versucht, die durch die Gegend liefen und seinen Namen deutlich in den Mund nahmen. Es machte mich schon ein bisschen wütend, dass ich mit meinen Freunden seit fast über einer Stunde im Wartebereich saß und immer wieder vertröstet wurde. Tief in mir wusste ich, dass sie nur seine Informationen vor Dritten versuchten zu bewahren, doch in diesem Fall gehörte ich wohl kaum zu Dritte. »Einer muss mir den Arm brechen.«, kam Junior auf den idiotische Gedanke, der uns hinterher kein Stück weitergeholfen hätte.

Viel mehr einen weiteren Freund, der hier bleiben musste. Dieses Szenario wollte ich am liebsten vermeiden und mir nur um einen Sorgen machen, von dem ich praktisch nichts hörte.

»Das ist tatsächlich eine dämliche Idee, Junior.«, sprach Julie meine Gedanken aus und reichte mir ein Becher aus der Kantine. »Ich konnte leider keine genaueren Informationen herausfinden, hab' jedoch etwas mitbekommen.«, grinste sie stolz über sich und fuhr fort: »Ein paar Quasselstrippen haben darüber gesprochen, dass der Florian Wirtz hier eingeliefert wurde und die Vermutung auf ein Kreuzbandriss liegt. Sollte die Vermutung stimmen, sollte er heute Abend oder in der Früh operiert werden.«

»Scheiße.«, murmelte ich und fühlte mich schlecht. Sofort kam mir in den Sinn, dass die Saison für ihn hier sein Ende gefunden hatte und die Teilnahme an der WM, die in diesem Winter noch stattfinden sollte, nun in den Sternen geschrieben stand. Ich kannte Florian nun soweit, dass er sich darüber deutlich ärgern würde und seine Arbeit über die Monate als unbedeutend sah, da er nun verletzungsbedingt aus dem Spiel gestrichen wurde. »Ich will gar nicht wissen, wie sehr er sich über die ganze Sache ärgern wird. Saison für ihn vorbei, vorerst keine Länderspiele mehr und die Weltmeisterschaft am Ende des Jahres ist auch noch unklar.«

»Vielleicht sollten wir mit der Weltmeisterschaft einen Gang zurückschalten und schauen, wie er sich geschlagen gibt. Gerade haben wir erst einmal März, danach April, dann kommt der Mai und immer so weiter. Eine Teilnahme können wir jetzt noch nicht ausschließen.«, redete Tinka auf mich ein und legte einen Arm um mich. »Er stirbt nicht gleich davon, Aïssa.«

»Ja, ist mir schon klar.«, seufzte ich und legte meinen Kopf in den Nacken. »Trotzdem ist das Ganze blöd.«

»Sicher ist es das. Aber daran kann nun keiner was ändern. Wir sind vielleicht nicht sehr eng mit Florian, aber wir können jetzt nur für ihn da sein und dafür sorgen, dass er hier nicht eingeht.«, sagte Nathan und lächelte mich an. »Ich möchte gar nicht wissen, was für eine Szene Aïssa schiebt, wenn er im Sterben liegt.«

»Bro, nimm' das sofort zurück und entschuldige dich!«, kam es direkt von Emanuell, der Nathsn einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste. Sofort nahm er es zurück und entschuldigte sich, was nicht an mich ging. Viel mehr an den Herrm im Himmel, der ihn nach seinem Tod in die Hölle schieben konnte. »Warten wir hier jetzt auf jemanden, der uns genauere Informationen geben kann? Das, was Julie uns erzählt hat, ist nur Hörensagen. Im Gericht wär das unverwendbar.«

»Wir sind hier bei Grey's Anatomy und nicht bei How To Get Away With Murder.«, konterte sie trocken und nippte an ihrem Becher. »Aber wie es aussieht, sitzen wir hier die Zeit ab und warten dabei auf seine Familie.«, beantwortete sie seine Frage und sah mich an. »Hat seine Schwester dir geschrieben?«

»Nope.«, schüttelte ich meinen Kopf und sah kurz auf mein Handy. »Keine Nachricht.«, seufzte ich und biss mir auf die Unterlippe. »Das kann Stunden dauern.«

Ich konnte mich tatsächlich sehr glücklich schätzen, solche Freunde wie sie zu haben. Obwohl sie sich den heutigen Tag komplett vorgestellt hatten und wohlmöglich dachten, dass sie nach dem Spiel nach Hause konnten, saßen sie zusammen mit mir im kölner Krankenhaus und meckerten darüber, dass sie momentan überall sein könnten. Sie saßen mit mir im Wartebereich, redeten über die verschiedensten Dinge und blieben geduldiger als ich, wofür ich ihnen sehr dankbar war. Ebenso freute es mich, dass sie nicht nur für mich hier bleiben wollten, sondern auch für Florian.

»Kreuzbandriss.«, bestätigte Juliane mir nach langem Warten und kehrte mit ihrer Familie in den Wartebereich. »Er wird morgen früh operiert und danach folgt eine lange Genesung. Flo ist erst einmal für ein halbes Jahr raus und danach wird geschaut. Das alles ist ziemlich blöd gelaufen, aber er wird es schon überleben. Tatsächlich bin ich froh darüber, dass es nur ein Kreuzbandriss ist und nichts schlimmeres.«, sagtw sie und lächelte schwach. »Du solltest Flo heute erst einmal meiden. Er ist mächtig angepisst.«

»Dann hat sie hier umsonst gewartet?«, mischte sich Sephora ein und schien wohl keinen Gefallen daran zu finden, dass ich nach langem warten nicht zu ihm sollte.

»Es tut mir auch echt leid, aber... ihr solltet echt nicht zu ihm. Jedenfalls nicht heute. Dass er die Saison nicht zu Ende spielen darf und die Teilnahme an der WM total unsicher ist, gibt ihm jetzt gerade echt den Rest.«, erklärte sie uns und schaute mich an. »Du kannst gerne zu ihm, aber nimm' ihm dann bitte nicht übel, dass er auf jeden hier stinksauer ist.«, sagte sie zu mir.

Ich spürte die Blicke meiner Freunde auf mir liegen, die nur auf eine Antwort von mir warteten. Es machte nur Sinn, dass Florian sauer war. Ich konnte es nachvollziehen und wollte ihm am liebsten helfen. Leider fehlte mir die Ahnung – Ich spielte keinen professionellen Fußball, hatte mir dabei noch nie irgendwas gebrochen oder gezerrt und wusste dementsprechend auch nicht, wie er gerade fühlte.

»W-Wir sollten ihn erst einmal in Ruhe lassen.«, erwiderte ich darauf und nickte leicht mit dem Kopf. »Nach der OP könnten wir nach ihm schauen, wenn das in Ordnung ist.«, sagte ich und musste Lächeln als sie wie wild mit dem Kopf nickte.

»Er ist dein Freund. Hoffentlich ist er morgen dann ein bisschen besser gelaunt als heute.«, antwortete sie darauf und zog mich in eine plötzliche Umarmung. »Der Kerl kann wirklich glücklich darüber sein, dich als Freundin zu haben. Und ich erspare dir eine Seite an ihm, die wirklich unerträglich ist. Verständlich, aber er ist gerade echt ein Arsch.«, sagte sie mir ins Ohr und löste sich aus der Umarmung. »Danke, dass ihr gewartet habt.«

»Florian gehört zu Aïssa. Solange die beiden zusammen sind, hat er uns an der Backe.«, erwiderte Junior und streckte seinen Daumen hoch. »Heißt das, dass wir nach Hause fahren können? Nicht, dass ich schnell nach Hause möchte. Es ist nur, dass Aïssa plötzlich auf die dümmsten Gedanken kommen kann. Zum Beispiel, die Nacht hier zu verbringen.«, sagte er und riss seine Augen auf, als ich meinen Mund öffnete. »Halts Maul, Aïssa. Du siehst deinen Freund morgen nach der OP wieder. Lass uns los.«, klatschte er in seine Hände.

»Das wär's noch.«, schmunzelte Leo und verabschiedete sich, wie auch ich und der Rest, bei Juliane.

»Schreib, wenn ihr in Oberhausen angekommen seid.«

»Klar.«

𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Where stories live. Discover now