kapitel zehn' es reicht mir, dass du zufrieden bist

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—ZEHN
ES REICHR MIR, DASS DU ZUFRIEDEN BIST

»Willkommen in meiner Hood. Sie ist vielleicht klein, aber hier passiert täglich irgendwas!«, hieß ich Florian in meiner Gegend willkommen und behielt dabei ein breites Grinsen auf meinen Lippen. »Keine zehn Minuten von hier, gab es auf dem Industriegelände eine Schießerei! Eine Sache, worüber man nicht stolz sein sollte, aber es ist keinem was passiert.«, erzählte ich ihm von dem neusten Ereignis in meiner Gegend und konnte dabei meinen Tonfall nicht kontrollieren. Dementsprechend müsste er nun denken, dass mich die Schießerei nicht wirklich beeindruckt hatte und den Anschein machte, als wär eine Schießerei auf dem Industriegelände nichts neues für meine Nachbarschaft und mich. »Es passiert nicht täglich.«, kam ich ihm zuvor und erkannte allein an seinem Gesichtsausdruck, dass er sich die Frage stellte, ob ich eine Schießerei täglich miterleben würde.

»Aber oft?«, entgegnete er und bekam daraufhin nur ein Kopfschütteln als Antwort. »Nehm' ich dir nicht ab.«

»Warum nicht?«, lachte ich leicht. »Es ist tatsächlich zum ersten Mal hier in der Nähe passiert und hautnah war ich nun auch nicht dabei, um irgendwie ein Trauma davon zu haben. Gott sei Dank war ich in Leipzig und habe irgendwelchen Männern hinter einem Ball herlaufen sehen.«, erklärte ich ihm und klopfte ich einmal auf die Schulter, bevor ich an ihm vorbei und zu seinem Auto lief.

»Immerhin Action. In meinem Kaff bin ich mir noch nicht einmal sicher, ob meine Nachbarn überhaupt noch am Leben sind.«, kommentierte er und schaute mich mit einem breiten Grinsen an, als ich meinen Kopf zu ihm drehte. »Was? Da passiert wirklich nie was!«

»Dann willst du lieber eine Schießerei in der Nähe haben?«, fragte ich ihn und hätte wissen müssen, dass er auf die Frage mit einem schnellen Kopfnicken antwortete. »Du willst echt eine Schießerei in der Nähe haben?«, harkte ich noch einmal nach.

»Wär mir tatsächlich lieber als Stille.«, zuckte er mit seinen Schultern und eilte schnell zu seinem Auto, um mir hinterher die Tür zur Beifahrerseite zu öffnen. »Dann wollen wir mal keine Zeit verschwenden, richtig?«

»Richtig.«, stimmte ich ihm zu und sah ihn für ein paar Millisekunden lächelnd an, bevor ich mich dankend auf den Beifahrersitz setzte.

Obwohl ich äußerlich lächelte und tatsächlich mit ihm über eine Schießerei in Deutschland scherzen konnte, verlor ich innerlich schon all meine Nerven. Ich wusste, warum genau er sich noch einmal mit mir treffen wollte und wenn ich ehrlich bleiben durfte, wollte ich das Gespräch viel lieber meiden! So sehr ich ihn mochte und mir eine Beziehung mit ihn vorstellen konnte, wollte ich das Thema gar nicht erst ansprechen. Ich möchte mich nicht mit meinen Worten zum kompletten Affen machen, da ich bisher noch nie so ein Gespräch führen musste – Ich konnte mich sogar noch daran erinnern, wie sehr ich mir diesen Moment gewünscht hatte und es sogar in mein Tagebuch schreiben musste, um mir selbst zu beweisen, dass ich es wirklich sehr wollte.

Aber wenn ich nicht alleine mit ein paar Katzen leben wollte, musste ich mich wohl dem Gespräch stellen und in Kauf nehmen, dass ich mich höchstwahrscheinlich zum Affen machte.

»Willst du mir deine tolle Gegend noch vorstellen oder hast du was anderes geplant?«, fragte er mich und bekam von mir erst einen kurzen verwirrten Blick geschenkt, bevor ich seinem Blick folgte. Diese klebte an meiner Tasche zwischen meinen Füßen, die deutlich größer ausschaute als all meine anderen Taschen, die er bisher zu Gesicht bekam.

»Was ist, wenn ich was anderes im Sinn habe?«, stellte ich ihm die Gegenfrage und hatte tatsächlich eine andere Sache im Sinn gehabt, die nicht meinen Kaff oder Oberhausen generell betraf. »Oberhausen hat nicht wirklich sehr viel bis auf das Gasometer, 'nen Kletterpark, einen der größten Einkaufszentren in NRW oder Europa und einen viel zu großen Aquarium. Ich wollte dir viel lieber den Strand in der Nachbarstadt zeigen. Solltest du dich aber für Lego und einen übergroßen Aquarium freuen, kann ich ihn dir auch gerne zeigen.«, hielt ich ihm ein paar Optionen frei und wollte erst einmal schauen, ob er sich für einen der vielen Angebote entscheiden wollte.

𝐩𝐫𝐢𝐯𝐚𝐭𝐞 𝐛𝐮𝐭 𝐧𝐨𝐭 𝐚 𝐬𝐞𝐜𝐫𝐞𝐭 ⌁ florian wirtz Kde žijí příběhy. Začni objevovat