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Miguel:

Mein Ohr piepste. Ich hörte ein unangenehmes Sausen.
Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber es klappte nicht.
Ein stechender Schmerz durchzog mein Körper, was mich leicht aufzucken ließ.

Langsam öffnete ich die Augen, die sich immer wieder schlossen.
Das Piepen in meinem Ohr wurde unangenehmer.
Der Schmerz wurde stärker.

Ich sah schwache undeutliche Umrisse in meinem Sichtfeld.
Mein Mund fühlte sich staubtrocken an.
Mir war, als könnte ich was hören. Doch das Piepen erschwerte es mir.
Benommen versuchte ich meine Augen offenzuhalten.

Die neblig schwache Sicht verschwand wieder als ich meine Augen schloss.
Etwas entfernt hörte ich etwas anderes. Ich versuchte das unangenehme Geräusch im Ohr loszuwerden.

Mein Hals kratzte.
Ich hustete auf. Ein Schmerz durchflutete meinen Körper.

Beim nächsten Aufschlagen meiner Augen erkannte ich mein Umfeld deutlicher. Es dauerte eine Weile, bis ich ein unscharfes Gesicht vor mir erkannte.
Mein Kopf dröhnte, das Piepen war unausttehlich. Doch ich merkte, wie es allmählich leiser wurde.

Benommen veruschte ich meine Augen umherzukreisen, doch bei jeder kleinen Bewegung schmerzte es in meinem Kopf.

Ich hörte Stimmen.
Das unangenehme Geräusch verschwand immer mehr. Die Stimmen wurden deutlicher.
Meine Sicht wurde bei jedem Wimpernschlag klarer.
Nur der Schmerz blieb gleich.

,,Miguel?"

Ich hörte die Stimme dicht an mir.
Ein weiteres Mal öffnete ich meine Augen und sah nun etwas besser die Gestalt vor mir.

,,Miguel?"

Maleks Stimme drang zu mir und sein Gesicht wurde immer deutlicher.

Ich verzog beim nächsten Atemzug das Gesicht und schlug nun endgültig meine Augen auf.
Das Piepen war verschwunden.
Benommen sah ich in Maleks Gesicht.

,,Bro, hörst du mich?"

Es dauerte eine Weile, bis ich auf seine Frage reagierte.
Ich nickte schwach.
Es dauerte eine Weile, bis ich merkte dass ich lag.
Ich ließ mein Blick umherschweifen und erkannte mein Onkel, sowie einen weiteren Mann.

Ich hustete erneut und verzog das Gesicht.
Langsam erhob ich mich und merkte jeden einzelnen Schmerz.
Ich stöhnte leise auf und spürte Maleks Griff um meinen Arm.

Jetzt erkannte ich besser wo ich war.
In unserem Hotelzimmer.
Mein Onkel sah zu mir und fuhr sich über das Gesicht.
Erschöpft lehnte ich mich an die Wand hinter mir und stöhnte schmerzhaft.

Jetzt erkannte ich auch den Fremden.
Er war ein guter Freund von Papá und ein Arzt. Salvador.
Ich fuhr mir über das Gesicht.
Malek reichte mir ein Glas Wasser.
Sofort trank ich es aus. Die Flüssigkeit tat gut und ich hatte das Gefühl, dass es meinen trockenen Hals ausspülte.
Jetzt fühlte es sich besser an.

Benommen fasste ich mir an den Kopf und erkannte an meinem nackten Oberkörper ein Verband quer um meine Brust, das meine Schulter erfasste.

Ich sah zu meinem Onkel, dessen Blick ich nicht deuten konnte und dann zu Malek, der mich erleichtert ansah.

,,Was ist passiert?", fragte ich und versuchte die Erinnerungen hervorzurufen.
Ich hatte Garcia gefoltert.
Dann war ich aus dem Zimmer gerannt.
Und dann wurde ich mit dem ohrenbetäubenden Lärm zu Boden gerissen.

,,Du kannst von Glück reden, dass du noch lebst", fing mein Onkel an.
Seine Stimme klang streng und wütend.
Ich seufzte schmerzvoll.
,,Da hat dein Onkel Recht, Alter. Du wärst beinahe zwischen den ganzen Trümmern gelandet. Da hätten wir dich nicht rausholen können und selbst wenn wärst du wahrscheinlich schon tot gewesen.", sprach jetzt Malek. Er deutete auf meine Brust.
,,Du bist damit und mit paar Prellungen davongekommen. Ich schwöre ich könnte dich gerade sowas von verprügeln. Aber ich haben natürlich Respekt gegenüber Verletzten.", sagte er.

Ich versuchte das Verband etwas zur Seite zu ziehen um die Verletzung anzuschauen, wurde jedoch von Salvador gestoppt.
,,Das muss dran bleiben. Die Wunde sollte vorerst gedeckt bleiben. Spätestens aber nach 6 Stunden solltest du es wechseln.", sagte er.
,,Was ist da?", fragte ich ihn.
,,Ich vermute, dass du auf etwas spitzem gelandet bist und das Ding dich oberhalb der linken Brust bis zu deiner linken Schulter aufgerissen hat.", sagte er.

Ich fuhr mir über die Lippe und sah Malek an.
,,Wo ist mein Handy?"
Spöttisch sah er mich an und griff zur Kommode. Dann hielt er mein Handy hoch.
,,Meinst du dieses Ding hier?"

Der ganze Bildschirm war zersplittert und auch die Rückseite sah nicht mehr nach einem Handy aus.
Ich seufzte.
,,Gibst du mir mal deins? Ich muss Sara anrufen."
Mein Onkel stand auf und fuhr sich über das Gesicht.
,,Du lässt jetzt Sara in Ruhe und beantwortest meine Fragen. Dein Vater ist am Durchdrehen, dass das auch mal klar ist."
Er stoppte kurz und sah mich sauer an.
,,Bist du lebensmüde?! Ich habe extra nochmal gesagt gehabt, dass Bescheid gegeben wird. Warum handelst du nach deinem Kopf!"
,,Ich wollte mich an ihm rächen! Du hättest mich nur gehindert. Außerdem, sei froh, dass ich euch nicht Bescheid gegeben hab, sonst wärd ihr jetzt wahrscheinlich tot."

Mein Onkel funkelte mich sauer an.
,,Du sollst nicht nach deinem Kopf handeln, sondern nach dem was ich dir sage, Miguel!"
Ich biss mir die Zähne zusammen.
,,Hast du ihn umgebracht?"
Ich schüttelte den Kopf.
,,Ich hab ihm alle Finger gebrochen, und ihn zwei Mal angeschossen. Sein Tod hat er von seiner eigenen Falle hergeholt", sagte ich.

Er verschränkte die Arme vor der Brust.
,,Du wirst für 2 Monate dich aus der Mafia raushalten", sagte er jetzt.
Mit einem Mal lehnte ich mich vor und keuchte auf. Ich sammelte mich wieder.
,,Nein, tío!"
Er sah mich desinteressiert an.
,,Deine Wunde kann in Ruhe erholen und du kannst dich schön auf die Schule konzentrieren, bevor du ein weiteres Mal durchfällst."

Ich fuhr mir genervt über die Haare und sah Malek an.
,,Dein Handy", murrte ich.
Er drückte sie mir in die Hand.
Sofort wählte ich Sara und hielt es an mein Ohr, während ich langsam vom Bett aufstand.
Es tutete mehrmals, dann ging die Mailbox ran.

Ich legte das Handy weg.
,,Wir müssen wieder nach Houston", sprach ich aus und lief in das Bad.
Ich sah mich im Spiegel an.
An meiner rechten Schläfe klebte ein Pflaster. Mein Auge war angeschwollen und von meinem Kinn über den rechten Wangenknochen verlief ein Schnitt.
Ich sah scheiße aus.

Sofort wusch ich mein Gesicht.
Wir mussten zurück.
Ich musste Cosima sehen.



In deinem SchattenWhere stories live. Discover now