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Dad hatte die Arme verschränkt und wartete mit ernstem Blick an der Wohnzimmertür.
Unschuldig schloss ich die Haustür hinter mir und streifte mir die Schuhe von den Füßen.
,,Hey Dad", sagte ich unschuldig lächelnd, was sein Blick jedoch nicht ändern ließ.

Okay, er war sauer.

Wenigstens sollte er mein Knutschfleck nicht sehen, den ich mit meinen Haaren verdeckt hatte. Ich hoffte dass er immernoch verdeckt war.

,,Wo warst du!", fing er jetzt schon an.
,,Ich hab dich mehr als 10 Mal angerufen. Wo warst du?"
Ich biss mir auf die Wange.
,,Ähm, ich bin zu T-"
,,Cosima, lüg mich nicht an. Ich weiß dass du nicht bei Tamara warst", warnte er mich.

Ich biss mir auf die Unterlippe.
,,Ich war noch im Club. Ich bin dort eingeschlafen?", murmelte ich, doch auch das glaubte Dad mir nicht. Warum sollte er auch. Denn immerhin wusste er ja, dass Clubs kontrolliert wurden, bevor abgeschlossen wurde.

,,Na gut. Ein Junge hat mich in seine Wohnung genommen.
Dad zog scharf die Luft ein.
,,Der Junge der dich hergebracht hat?"
Ich nickte langsam.
,,War er auch derjenige der die den Fleck verpasst hat?"

Ich weitete meine Augen.
,,Was?"
Hatte er mein Knutschfleck gesehen!? Aber wie!
,,Ich höre!"
Man, war das gerade unangenehm.
Ich nickte wieder nur.
Dad fuhr sich über das Gesicht.

,,Ich sag ja nicht du sollst nicht dein Spaß haben. Aber das hier ist auch ziemlich zu weit hergeholt. Seid ihr weitergegangen."
,,Nein Dad", antworte ich empört.

Vielleicht wäre es aber doch dazu gekommen.

Dad kam auf mich zu.
,,Du weißt dass ich mir nur Sorgen mache."
Ich nickte bloß.
Das wusste ich.
Wegen Mom.
Denn sie wurde in meinem Alter auch reingelegt und von einem Typen geschwängert.
Ihre Familie hatte sie abgestoßen und Dad hätte sie gesehen und sich in sie verliebt. Mit 17 hatte Mom mich bekommen. Und mit 18 hatte sie mit Dad geheiratet. Davon sagte sie immer dass es die beste Entscheidung in ihrem Leben gewesen wäre.

Dad war also nicht mein leiblichen Vater, sondern nur Lias. Und sie war eben meine Halbschwester. Aber ob halb oder ganz war mir egal. Sie waren meine Familie.

,,Ich zieh mich um", gab ich Dad Bescheid und verschwand schnell in mein Zimmer.

___

Miguel:

Ich parkte mein Auto und stieg aus. Gleichzeitig sah ich wie Malek hinter mir in unser Grundstück fuhr.
Ich wartete bis er ausgestiegen war.
Er schloss sein Auto ab und kam auf mich zu.
,,Was machst du hier?", fragte ich ihn.
,,Dein Onkel hat mich gerufen.", meinte er.
Ich nickte leicht und lief schließlich mit ihm in die Villa.

Sofort kam Sara auf uns zu.
Als ich aus dem Wohnzimmer Gelächter hörte sah ich meine Schwester fragend an. ,,Wer ist denn da?"
,,Tante Amelia und Tante Elena.", meinte sie. Verstehend nickte ich und verschwand schon mit Malek den Flur entlang.
Kurz klopfte ich an Papás Arbeitszimmer an, ehe wir beide eintraten.
Ich erkannte schon mein Onkel und Darío im Raum, sowie mein Vater und seinen engen Freund Alex.

Seit wann versammelten wir uns alle in seinem Arbeitszimmer?
Verdutzt nahm ich neben Alex Platz.
,,Was ist das für ne Versammlung? Was ist los?", fragte ich auch schon.

Papá fuhr sich über das Gesicht.
,,Dieser Hurensohn von Garcia ist los. Wir müssen aufpassen. Ich weiß nicht was er als nächstes vorhat. Und das schlimme ist. Jeder um uns herum kann ebenfalls in Gefahr sein.
Darío runzelte die Stirn. ,,Warum?"
Mein Onkel lehnte sich vor.
,,Weil er sich rächen will. Von dem Mistkerl kann man alles erwarten. Er ist kein Stück besser als sein Vater."

Ich nickte bloß. Sein Vater kannte ich zwar nicht, aber Mamá hatte mal während einer Diskussion mit Dad erwähnt gehabt, dass sie Papá wegen diesem Garcia fast umgebracht hätte. Und es lag wohl an der Familie, denn sein Sohn ging mir auch ziemlich auf den Sack.

Der Blick meines Vaters blieb bei Darío stehen. Dann wanderte er zu mir.
,,Was für eine Rache überhaupt?", fragte ich jetzt.

,,Ich hab gestern sein Bruder gefoltert." Malek und ich blickten zu Alex.
Dieser sah schultezuckend zu meinem Vater, der kopfschüttelnd auf dem Sessel Platz nahm.
,,Und warum?", fragte ich.

Er lehnte sich nach hinten und verschränkte die Arme in seinem Nacken.
,,Weil er meine Frau begafft hat. Der Hurensohn kann froh sein dass ich sein Bruder nicht umgebracht hab."

,,Außerdem hast du auch eine gewisse Schuld, Miguel." Ich sah zu meinem Vater.
,,Warum?"
Er deutete auf meinen linken Arm der schon etwas verheilt war.
,,Du hast einen seiner besten Männer umgebracht. Das ist nicht zu verzeihen. Vor allem nicht wenn wir sowieso schon Erzfeinde sind."

Ich erinnerte mich an den Tag zurück. Es war der Tag gewesen an dem ich Cosima davor bewahrt hatte plattgefahren zu werden und wir uns geküsst hatten. Ich hatte eine Abmachung gehabt mit dem Garcia. Natürlich war er nucht persönlich erschienen, der Feigling, sondern hatte zwei Männer geschickt. Die Wunde an meinem Arm hatte ich durch einen Wurfmesser bekommen. Und dann hatte ich logischerweise direkt angegriffen.

Alex klopfte mir auf die Schulter.
,,Na, wenigstens fühl ich mich jetzt nicht so schlecht, weil ich nicht selber an dem Mist hier Schuld bin", schmunzelte er.
Mein Onkel sah ihn feindselig an und Papá knallte ihm gegen sein Hinterkopf.
,,¡Cállate, Alex!"

In meinem Kopf ratterte es plötzlich. Wenn wir alle in Gefahr waren und alle um uns herum eventuell auch. Was war mit Cosima? Ich hoffte einfach, dass der Mistkerl sie weder gesehen noch auf sie abgesehen hatte. Denn ich würde mich sicher nicht von ihr fernhalten. Nie im Leben.

In deinem SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt