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Gedankenverloren schlürfte ich an der heißen Schokolade.
,,An was denkst du wieder?" Tamis auffordernde Stimme ließ mich aufblicken.
Ich schüttelte leicht den Kopf. ,,An nichts. Ich bin wieder hier", lächelte ich leicht und lehnte mich zurück.
Tami ging nicht wieder darauf ein.

,,Du musst mir aber was anderes erzählen",meinte sie und sah mich abwartend an. Fragend blickte ich zurück.
,,Na, Miguel.", meinte sie fast schon verführerisch und ich verdrehte die Augen.
,,Der Typ regt mich auf. Ich hasse ihn abgrundtief. Danke dass du mich an ihn erinnert hast.", murrte ich.

Tami grinste. ,,Was sich neckt das liebt sich."
,,Er neckt mich nicht er regt mich auf. Während der Nachhilfestunde ist er einfach abgehauen und dann hab ich ihn einfach auf der Straße gesehen."
,,Deswegen hast du aufgelegt?"
Ich nickte.
,,Und was hat er da gemacht?", fragte sie.

Sollte ich ihr sagen, dass er sich mit komischen Männer getroffen hatte? Wäre wohl keine gute Idee, denn Tami hatte die merkwürdige Eigenschaft, Leuten nachzuspionieren, sobald sie was ungewöhnliches hörte.

,,Weiß nicht", sagte ich deswegen bloß und trank das Becher leer.
,,Sicher, dass du es nicht weißt?", versuchte sie mich zu durchschauen.
,,Mir doch egal was er da gemacht hat. Ich hab ihn angemault und bin dann gegangen."
Tami lachte kurz auf und nahm ein Schluck von ihrem Getränk.
,,Also, dalli. Ich muss nach Hause", forderte ich sie auf.

Schnell trank sie zu Ende und wir verließen die kleine Stube sobald wir bezahlt hatten.
Es war ziemlich windig und noch dazu fing es an leicht zu schneien, was uns dazu veranlasste schneller zur Haltestelle zu laufen.
Selbst wenn wir es jetzt geschafft hatten wurden wir spätestens beim Aussteigen aus dem Bus von dem stürmischen Schneefall erwischt. Die letzten Meter zu mir nach Hause waren wir verpflichtet zu rennen und eilig schloß ich die Tür auf und trat mit Tami ein.

,,Scheiß Schnee", brummte sie, als sie sich die nasse Kaputze runterzog. Ich tat es ihr gleich und in dem Moment hörte ich Lias Stimme, die jetzt auf uns zukam.

,,Oh, Tamtam", freute sie sich als sie Tami neben mir sah.
Diese hängte schnell ihre Jacke auf und kniete sich zu ihr runter um sie aufzufangen.
,,Du warst sehr lange nicht hier", fing meine Schwester an, als wir ins Wohnzimmer liefen und Meli uns begrüßte.

Während Lia aufgeregt mit Tami sprach zog ich Meli zur Seite und sah sie ungewollt schon etwas gekränkt an.
,,Ich hab von Dad gehört, dass du das Jugendamt anrufen wirst.", fing ich auch schon an. Meli seufzte kurz und sah dann weg.
,,Cosima, ich weiß wie wichtig sie dir ist. Aber wenn es so weiter geht wird Lia ihr ganzes Leben Probleme haben. Sie ist auf Hilfe angewiesen und du machst es ja echt toll mit der Rolle als große Schwester. Aber du bist nicht immer hier, dein Vater ist nicht der beste Umgang für Lia und wenn sie solche Probleme hat bringt es auch nicht viel, mich als Betreuerin zu haben. Glaub mir, ich will sie auch nicht gerne beim Jungendamt melden, aber wenn das mit ihr so weitergeht muss ich das tun. Das ist meine Aufgabe."

Ich schluckte schwer und sah auf den Boden. Sie hatte ja Recht. Ich wusste dass Lia nicht die gesundeste war. Aber ich konnte da nicht einfach zuschauen.
,,Dann bitte ich dich wenigstens darum nicht sofort zum Jungedamt zu rennen.", bat ich sie und Meli nickte.
,,Aber ich kann dir nicht versprechen, dass das nie passieren wird."

Mit diesen Worten verabschiedete sie sich von mir und verschwand aus dem Haus. Ich gesellte mich zu Tami und blickte auf meine Schwester, die gerade dabei war ihre Webkunst zu zeigen. Wie wäre sie wohl drauf gewesen, wenn Mom noch gewesen wäre? Viel lebensfreudiger? Mom hätte sie natürlich besser versorgt als ich oder Dad. Aber sie war nicht mehr da und Lia sollte mir jetzt auch genommen werden. Warum war das Leben nicht fair?

○○○

Lias Laune hatte auf mich abgefärbt und schlecht gelaunt lief ich neben Tami her, die an ihrem Spind Halt machte.
,,Gut dass du mich schon für den Tag motivierst", hörte ich sie ironisch sagen doch ich hielt es nicht für nötig weder zu antworten noch aufzusehen. Erst als sie den Spind mit einem lauten Knall schloss blickte ich sie verstört an.
,,Geht das auch leiser?"

Sie hob die Augenbrauen. ,,Was ist los?"
,,Hab jch doch schon vorhin gesagt, nichts. Nur Lia eben."
,,Nur Lia eben. Das wäre aber nicht das erste Mal dass sie schlecht gelaunt ist und du bist dann sonst auch nie so drauf."
Und mit einem Mal blickte sie mich ernst an. ,,Was ist los?"

Ich seufzte. ,,Okay gut. Du kennst mich zu gut... Meli hatte gemeint, dass Lia eventuell ins Jugendamt muss.", gab ich müde zu. ,,Und das passiert je eher umso mehr sie depressiv wirkt, wie heute."
Tami sah mich unerwartet an und schüttelte leicht den Kopf. ,,Meinst du das ernst."
Ich nickte.

,,Und seit wann wusstest du das?"
,,Wieso ist das jetzt wichtig?"
,,Weil ich wissen will seit wann du dich damit zerfrisst ohne mir was davon zu zeigen, du Olle!", zischte sie und schlug mir auf den Arm, den ich mir jetzt vor Schmerz hielt.
,,Komm mal runter", zischte ich zurück.
,,Wir hatten uns geschworen in schlechten Zeiten füreinander da zu sein, aber wenn du mir nichts sagst kann ich das nicht!"

Und bevor ich noch was dazusetzen konnte drückte sie mich in eine feste Umarmung. ,,Ich weiß echt nicht wie ich dich aufmuntern kann, aber ich bin immer Für dich da.", murmelte sie und ließ mich los, um mich wieder feindselig anzuschauen.
,,Ist schon gut Tami", seufzte ich und drückte sie an den Schultern, um ihr zu symbolisieren, dass sie weiterlaufen soll.

Und weil sie noch damit beschäftigt war mich böse anzustarren während sie lief, stolperte sie über die erste Treppensrufe und wäre hochkant hingeflogen wenn da nicht etwas im Weg stehen würde, was mich zutiefst störte, denn ich hätte sie jetzt zu gerne ausgelacht.

Vor uns stand Miguel.

In deinem SchattenNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ