Kapitel 33 Entschuldigungen

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Cara wusste nicht wirklich, wie viel Zeit vergangen war und ehrlich gesagt war ihr das egal, sobald sie in ihren eigenen vier Wänden saß und nachdachte, war sie einigermaßen zufrieden.
Jedenfall so lange, bis es an der Tür klopfte und sie aufstehen musste, um aufzusperren.
Hinter der Tür stand Hunter und schaute sie entschuldigend an. Am liebsten hätte sie die Tür wieder geschlossen, doch sie wollte wissen, was er wollte. Wahrscheinlich wollte er ihr nur sagen, dass sie bald auf Ord Mantell eintreffen würden und das sie sich dafür bereit machen sollte.
Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, als er nichts dergleichen sagte.
"Was willst du, Hunter?"
"Darf ich reinkommen?" ,fragte er, doch Cara zögerte kurz.
"Wieso?"
Nervös trat er von einem Bein auf das andere und schaute sich immer wieder um, "Hör zu-"
Doch Cara winkte zügig ab, "Wenn es darum geht, was du mir vor ein paar Tagen gesagt hast, dann kann ich dir sagen, dass du Recht hattest. Ich bin nicht deine Priorität und das verstehe ich, also ist alles geklärt."
Gerade wollte sie sich umdrehen und die Tür hinter sich schließen, als er plötzlich nach ihrem Arm griff und sie festhielt. Langsam drehte sie sich um.
"Ich habe deine Entschuldigung nicht nötig, Hunter." ,sagte Cara hartnäckig und schüttelte seinen Arm ab, "Wenn weiter nichts ist, würde ich jetzt gerne weiterschlafen."
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschloss die Tür hinter sich. Sie setzte sich vor die Tür und ließ ihren kalten Tränen freien Lauf. Sie hatte mit Sicherheit überreagiert, sie hätte mit Hunter darüber reden sollen, doch woher sollte sie überhaupt die Kraft dafür nehmen? Sie hatte schon keine Kraft überhaupt zu den anderen zu gehen, wie hätte sie das noch überstehen sollen?
Weinend umschlang sie ihre Beine und schluchzte leise vor sich hin. Das schlechte Gewissen machte sich in ihr breit, war es wirklich falsch, sich so zu schützen? Immerhin wollte sie niemanden so nah an sich heranlassen, aus Angst enttäuscht zu werden. Selbstschutz war wichtig, um überhaupt am Leben zu bleiben, oder etwa nicht?
Langsam fuhr sie sich durch die Haare und stand mit zittrigen Beinen auf, um sich auf das Bett zu setzen und auf den Boden zu starren. Wenn sie das Richtige tat, wieso fühlte es sich dann so falsch an?
Ihre Augen schmerzten von dem vielen Weinen, als sie schließlich aufstand und sich kaltes Wasser ins Gesicht rieseln ließ. Die anderen würden ihr bereits an ihrem Gesicht ablesen können, dass es ihr nicht gut ging, doch das war ihr mittlerweile egal. Sie wollte sich nicht mehr in ihrem Raum verschließen und darum weinen, dass momentan alles bergab lief.
Also öffnete Cara die Tür und trat zu den anderen, die sie nur verdutzt anschauten. Erst als sie sich räuspernd setzte und aus dem Fenster schaute, wandten sie sich wieder ihren Alltäglichen Gesprächen zu.
Nur Echo musterte sie misstrauisch, "Alles in Ordnung bei Ihnen, Ma'am?"
Vorsichtig schaute sie auf, "Natürlich, alles gut."
"Sind sie sicher?" ,hakte er nach und legte seinen Kopf schief, "Sie sehen so aus, als ob Sie gerade eine schwere Zeit durchmachen würden."
Cara zuckte mit ihren Schultern, schüttelte allerdings mit ihrem Kopf, als sie sich an ihren eigenen Kodex erinnerte, der ihr sagte, dass man niemanden vertrauen konnte.
"Nein, Echo." ,erwiderte sie schließlich, "Mir geht es gut, aber danke, dass du gefragt hast."
Er winkte ab, "Keine Ursache, Ma'am."
Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass Hunter sie merkwürdig musterte. Ob er spürte, dass es ihr seinetwegen so schlecht ging? Wusste er, dass sie den ganzen Flug über geweint hatte und beinahe in Selbstmitleid versunken wäre?
Sie kämpfte gegen ihre innere Stimme an, die ihr sagte, dass sie mit ihm reden musste, doch irgendwann wurde sie unerträglich laut. So laut, dass Cara schließlich aufstand und Hunter stumm zu verstehen gab, ihr zu folgen.
Natürlich verstand er ihr stilles Signal und folgte ihr zum hinteren Teil des Schiffes, wo sie schließlich stehen blieb, dabei vermied sie jeglichen Augenkontakt.
"Weißt du, es tut mir leid." ,begann sie mit leiser Stimme, "Es war falsch, dir zu sagen, dass ich dich wirklich mag und dich liebgewonnen habe. Ich kann verstehen, dass du so reagiert hast, wie du eben reagiert hast."
Er verschränkte seine Arme und versuchte Augenkontakt aufzubauen, "Mir tut es leid, dass ich so reagiert habe, wie ich es habe und es war wirklich, wirklich nicht so gemeint."
"Ich bin nicht deine Priorität, ich habe es verstanden, Hunter." ,erwiderte sie, wobei sie immer noch auf dem Boden blickte, "Aber das will und muss ich gar nicht sein."
"Aber das ist falsch." ,versuchte er richtig zu stellen und kam einen Schritt auf sie zu, doch sie wich ihm nur aus.
Sie schüttelte mit dem Kopf und winkte schnell ab, "Du musst dich nicht rechtfertigen, es ist okay."
Ehrlich gesagt war es das nicht. Ihre Gefühle für den Sargent würden sich vorerst nicht ändern, egal was sie versuchen würde. Er würde ihr immer wichtig sein, das wusste sie und doch wollte sie das nicht unbedingt zeigen. Sie wollte keine Schwäche zeigen und ihm somit eine Angriffsfläche bieten.
Und obwohl ihr Innerstes sagte, mit Hunter reinen Tisch zu machen, versuchte sie ihre innere Stimme einfach zu überhören und das zu machen, was sie gerade für richtig hielt. Nur zu gerne hätte sie sich an ihn geschmiegt und ihm das gesagt, was sie wirklich fühlte und dachte, doch sie wusste auch, dass es sinnlos war. Er fühlte eben nicht das gleiche für sie und damit musste sie lernen zu leben.
"Du bist wichtig." ,sagte Hunter plötzlich und holte sie aus ihren fernen Tagträumen.
Endlich konnte sie aufschauen und ihn ein kleines Lächeln schenken, als sie das hörte.
Sie war wichtig? Noch nie hatte sie das aus dem Mund einer anderen Person gehört.
Früher hatte sie sich immer vor den Spiegel gestellt und sich gesagt, dass sie wichtig sei, geglaubt hatte sie das jedoch nie.
"Ich bin wichtig?" ,fragte Cara noch mal nach. Es könnte ja durchaus sein, dass sie sich verhört hätte.
"Für mich bist du das." ,antwortete Hunter sanft, "Und für die anderen bist du das auch, gerade für Omega. Immerhin bist du ihre Bezugsperson."
Sofort verzog sie das Gesicht, weil sie dachte, dass er selbst Omegas Bezugsperson sei. Sie hatte das Mädchen unfassbar liebgewonnen und würde sie mit ihrem eigenen Leben verteidigen, wenn es darauf ankam.
"Danke, Hunter." ,murmelte sie und warf ihm ein kleines Lächeln zu, was er sofort erwiderte.
Er wollte etwas sagen, als Omega plötzlich reinplatzte und Cara in den Arm nahm, so als wüsste sie, was für einen inneren Kampf sie gerade ausrichtete. Sofort kniete sie sich zu ihr hinunter und zog sie in eine sanfte Umarmung.
"Geht es dir besser?" ,wollte das Mädchen flüsternd wissen.
Cara nickte und warf Hunter einen kurzen Blick zu, der die Szenerie mit einem Lächeln beobachtete.
"Ja, viel besser, Kleine." ,murmelte sie leise und löste sich von ihrer innigen Umarmung.
"Tech hat gesagt, dass wir gleich wieder zuhause sind." ,sagte sie ruhig, "Er sagte auch, dass Cid nicht sonderlich erfreut sein wird, dass wir die Daten vom Taktikdroiden nicht haben."
Doch Cara zuckte nur mit ihren Schultern, "Sie wird drüber hinwegkommen, denke ich."
"Sie wird uns böse sein." ,fügte Omega hinzu, "Und wird uns die Informationen nicht geben, die wir doch so dringend brauchen. So werden wir niemals herausfinden, wer mich entführen wollte und was passiert, wenn sie das noch einmal passiert und ihr nicht da seid?"
Sie versuchte ihr aufmunternd zuzulächeln, "Mache dir keine Sorgen, wir sind immer da."
Omega erwiderte ihr Lächeln nur halbherzig. Cara wusste, dass sie sich viele Gedanken darum machte, es war für ein Kind auch eine Herausforderung zu denken, man könne jeden Moment entführt werden. Doch sie würde stets ein Auge auf sie werfen, um zu verhindern, dass es wirklich so kommen könnte, aber sie wusste auch, dass leere Worte das Mädchen nicht beruhigen konnten.
Sie würde ihr beweisen müssen, dass auf sie und ihre Worte Verlass war und sie war bereit das zu tun. Immerhin gehörte Omega zu ihrer kleinen Familie.
Lächelnd sah sie, wie sie zurück zu den anderen ging, um die Landung zu verfolgen.
Cara drehte sich nachdenklich zu Hunter um, "Cid wird uns die Informationen so nicht rausrücken wollen."
"Überlasse das ruhig mir."
Sie schaute ihn misstrauisch an, "Sollen die Worte mich jetzt beruhigen?"
"Natürlich." 

Die Macht des Schicksals ✔Where stories live. Discover now