Kapitel 4- Der Zugriff

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Eisige Kälte wehte Cara ins Gesicht, als sie mit Dalal Fortan die Feierlichkeiten verließ und auf die Straße trat. Benommen konnte sie wahrnehmen, dass unzählige Lebewesen an ihr vorbeiliefen und ihr merkwürdige Blicke zuwarfen, doch sie konnte sich nicht bemerkbar machen und um Hilfe rufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Schurke letzten endlich verschwand, war einfach zu groß und sie wollte dieses Risiko nicht eingehen, also hoffte sie, dass die anderen noch rechtzeitig eingriffen. Plötzlich spürte Cara heftige Wärme in ihr aufsteigen, als Fortan schließlich stehen blieb und seinen Griff um ihren Oberarm nun verstärkte. Mit weit aufgerissen Augen starrte sie den großen Mann in der schwarz, roten an, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und vor ihnen stand. Natürlich erkannte sie Hunter und sie fing an, sich gegen den schmerzenden Griff zu wehren und schlug auf Dalal ein, der sofort nach ihren Handgelenken griff und sie stark fixierte. "Geh mir aus dem Weg, du siehst doch, wie betrunken sie ist!" ,keifte Dalal Hunter wütend an und spuckte abwertend auf dem Boden. "Lassen Sie mich los!" ,schrie Cara verzweifelt und versuchte den Griff zu lösen, doch er war einfach zu stark. Aus ihren Augenwinkeln sah sie, wie Hunter seinen Blaster gezogen hatte und direkt auf Dalals Kopf zielte. "Lass sie los, sofort." Doch er grinste nur, während er mit seinen Schultern zuckte. Blitzschnell hatte er einen Arm um Caras Hals geschlungen und drückte etwas zu, ließ ihr jedoch noch genug Luftzufuhr übrig. Mit seiner anderen Hand hatte er sich seinen eigenen Blaster geangelt und drückte den Lauf an Caras Schläfe. Sie wusste instinktiv, dass er abdrücken würde. Mit tränenden Augen starrte sie Hunter an, der noch immer wie angewurzelt stehen blieb. "Was willst du?" ,wollte Dalal wissen, sein Blaster zuckte in seiner Hand. "Lass sie gehen." ,verlangte der Klon nur, "Sonst nichts." "Wieso sollte ich das tun? Immerhin gehört sie nun mir." Caras nervöses Herz pochte wie wild in ihrer Brust, als Fortan mehr zudrückte und der Sauerstoff immer knapper wurde. "Bitte." ,röchelte sie ängstlich und bohrte ihre Fingernägel in seinen Arm, doch auch davon schien er nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Doch schlagartig wurde der Druck um ihren Hals gelöst, denn Fortan lag plötzlich stöhnend vor ihren Füßen. In seiner Brust entdeckte sie ein Einschussloch, aus dem dunkles Blut rann und den Weg auf die Straße fand. Nur kurze Zeit später lag er in einer roten Blutlache und starrte mit glasigen Augen in den Himmel. "Solltet ihr ihn nicht lebend überbringen?" ,wollte Cara mit zittriger Stimme wissen und stemmte ihre Hände Luftringend in die Hüfte. Glücklicherweise war der Schwindel besser geworden und sie wusste jetzt genau, was vor sich ging, auch wenn ihre Beine noch immer unter ihrem Gewicht gefährlich zitterten. "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?" ,wollte Hunter wissen, der sich neben ihr gestellt hatte, "Ob tot oder lebendig spielt keine Rolle mehr." Sie schaute auf, "Wie wollt ihr denn noch Fragen aus ihm herausbekommen? Er wird diese Verletzung bestimmt nicht überleben." Tech kam dazu und warf einen Blick auf den krümmenden Mann, ehe er sich wieder seinem Datapad zuwandte und irgendetwas eintippte. "In Gefahrsituationen haben wir keine andere Wahl." ,erwiderte Tech schließlich und schob seine Brille zurecht, "Doch Crosshair hätte wenigstens auf das Bein schießen können. Gleich in die Brust ist ziemlich gewagt." "Das hätte durchaus funktionieren können, doch komplett ausgeschaltet gefällt er mir nur wesentlich besser, Tech." ,erwiderte der Sniper selbstsicher und klemmte sich seinen Helm unter den Arm. "Und jetzt?" ,wollte Cara nervös wissen und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, "Was passiert jetzt mit dem?" "Er wird gleich abgeholt." Crosshair seufzte genervt und steckte sich einen Zahnstocher in den Mund, "Mit der Drecksarbeit haben wir nun nichts mehr zu tun." Natürlich war Cara froh darüber, dass sie es nicht vermasselt hatte, doch gleichzeitig war sie auch unzufrieden. Es wäre ihr nämlich lieber gewesen, ihn lebendig auszuliefern, denn so hätte man noch einige Geheimnisse aus ihm locken können. Nun würde er in ein paar Minuten sterben, denn der Schuss ging augenscheinlich direkt ins Herz und das schloss jede Überlebenschance sogleich aus. "Das ging viel zu leise von statten." ,stellte Wrecker enttäuscht fest und stemmte seine Arme in die Hüfte. Hunter klopfte ihn auf die Schulter, "Etwas ruhiges würde auch dir guttun." Sofort schlug er die Hand seines Bruders weg und schüttelte vehement mit seinem Kopf. "Nein, würde es nicht, Sarge!" Leicht amüsiert wandte Hunter sich ab und schaute sich um. "Wollen wir noch einen Abstecher zur 79. Machen?" ,fragte er schließlich in die Runde, "Ich denke, dass würde uns allen ganz guttun." Als die Männer nickten, sagte auch Cara zu. Zwar hatte sie noch nie von diesem Lokal, oder was auch immer, gehört, aber natürlich würde sie trotzdem mitgehen. Verpassen wollte sie natürlich nichts. Als der Leichnam von Dalal Fortan endlich von anderen Klonsoldaten sicher abtransportiert wurde, bestellten sie sich ein geräumiges Taxi, das sie zur 79. Fahren sollte. Unzählige Leuchtreklamen erhellten die Dunkelheit und laute Musik dröhnte durch die belebten Straßen und riefen zum Bleiben auf. Selbst vor den Bars versammelten sich dutzende Lebewesen und tanzten draußen ausgelassen zur Musik. Vor einigen bildeten sich bereits lange Schlangen und die Türsteher hatten jede Menge zu tun, nur die richtigen Wesen reinzulassen. Als das Taxi schließlich anhielt, musste Cara als erste aussteigen und konnte sich ein Bild von der 79. Machen. Auch hier war es relativ belebt, selbst Klone zählten zu den vielen Gästen, sie wusste nicht, wieso es sie so überraschte. Sie steckte ihren Händen in die Taschen und versicherte sich insgeheim, dass sich ihr Blaster noch an der gleichen Stelle war. Sie hoffte, dass sie ihn heute nicht mehr brauchen würde, doch sicher war sicher. Als man sie zu einem der letzten freien Tische begleitete, ließ Cara sich erschöpft auf einen der Stühle nieder. Mittlerweile war ihr klar geworden, dass Fortan irgendetwas in ihren Drink getan haben musste, doch die Wirkung ließ zum Glück etwas nach. Sie hatte es niemanden erzählt und das würde sie auch nicht tun, ihr ging es ohnehin ja schon besser. Er hatte die Dosierung wohl um weiten falsch eingeschätzt. Nun war ihr nur och etwas schwindelig und ihr war übel Strich fuhr mit ihrer Handfläche den Tisch entlang und hörte der dröhnenden Musik zu, während sie versuchte sich etwas zu entspannen, doch es waren einfach zu viele Wesen hier. Außerdem konnte sie Gespräche von anderen Menschen hören und das Gelächter, in das sie fielen. Jedes Mal kam ihr der Gedanke, dass sie wegen ihr lachten und sie versuchte sich so unauffällig wie nur möglich zu verhalten. Also versuchte Cara nur die beiläufigen Gespräche der anderen zu verfolgen und blendete die außen Gespräche aus. "Und dann..." ,hörte sie Wrecker erzählen, "und dann explodierte es. Es war fantastisch!" Doch je mehr sie sich konzentrierte, umso schlechter funktionierte das Ausblenden der anderen. Das Gelächter schien immer lauter zu werden und dadurch auch Caras Angst. Immer wieder presste sie ihre Lippen aufeinander und versuchte sich durch Atemübungen zu beruhigen, doch irgendwann wurde es ihr zu viel und sie stand ruckartig auf, um die überfüllte Bar zu verlassen. Sie konnte ihren noch Namen hören, doch sie fixierte den Ausgang mit einem Tunnelblick und stieß die Jenigen zur Seite, die es wagten, sich ihr in den Weg zu stellen. Schweiß rann ihr über den Rücke und sie wischte sich ihre feuchten Hände an ihrer Hose ab, als sie schließlich an einem Geländer zum Stehen kam und die fliegenden Schiffe unter sich beobachtete. "Alles okay?" ,ertönte es auf einmal hinter Cara und sie drehte sich sofort um. Vor ihr stand Hunter, der sie mit einem undefinierbaren Blick musterte und seine Arme vor der Brust verschränkte. Sie nickte, hielt sich aber am Geländer fest, "Alles okay." "Sie wissen, dass es nichts bringt, mich anzulügen, oder?" Unsicher legte sie ihren Kopf zur Seite, bis sie sich daran erinnerte, dass er Emotionen jeglicher Art anderer Menschen lesen konnte. Sich zu verstecken brachte nichts, doch sich vollkommen zu öffnen wollte sie auch nicht. Sie wollte ihn nicht von sich wegstoßen und ihn sagen, dass sie Angst vor allem hatte, denn wer hatte schon großartige Lust auf so einen Menschen? "Ich, also, ich ähm," ,stotterte Cara, "ich mag Menschenmassen einfach nicht so gerne." "Verstehe. Wir tun Ihnen aber nichts, das wissen Sie?" Nervös zuckte sie nur mit ihren Schultern und wandte sich wieder grandiosen Aussicht zu, die sich ihr bot. "Ich weiß das, sicher, doch ich möchte nicht angreifbar sein, wenn Sie verstehen, wie ich das meine." "Dadurch werden Sie nicht angreifbar." ,versuchte Hunter sie zu ermutigen, etwas über sich preiszugeben. Also schaute sie ihn wieder an und zögerte. Sie war etwas überrascht darüber, dass jemand, den sie noch nicht wirklich kannte, etwas über sie wisse wollte und wirklich Interesse an ihr zu haben schien. Die meisten, die sie kennenlernen durfte, hatte das nicht sonderlich interessiert. "Ich habe viele Ängste, die mir das Leben schwer machen."

Die Macht des Schicksals ✔Où les histoires vivent. Découvrez maintenant