Kapitel 20 Der Zaun

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Helle Sonnenstrahlen fielen Cara ins Gesicht, als sie ihre Augen langsam öffnete. Gähnend setzte sie sich auf, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und schaute müde durch das Zimmer. Hunter war bereits aufgestanden und war bestimmt bereits zu den anderen gegangen, doch sie genoss den Augenblick der Ruhe.
Doch als sie kurze Schritte im hörte, wusste sie, dass es mit der Ruhe nun vorbei war.
"Aufwachen, aufwachen, aufwachen!" ,rief Omega laut, als sie die Tür aufgerissen hatte und sich zu ihr auf das Bett gesetzt hatte.
Das Mädchen lächelte, als sie sah, dass sie bereits wach war. Sie hielt ihr Kuscheltier, den Klonsoldaten, in der Hand und erzählte ihr freudig, dass sie einen Namen für sie gefunden hatte, doch Cara hörte ihr nur mit halbem Ohr zu. Erst einmal musste sie richtig wach werden. Erst als ihre kalten Füße den Boden berührten, konnte sie den Tag beginnen und schaute lächelnd zu Omega hinüber, die freudig von ihren Spielereien mit Cheya und Jack berichtete. Schon früh morgens spielten sie ein Spiel, was sie Verstecken nannten und aßen danach ihr Frühstück.
"Schon gut, Omega." ,sagte Cara schließlich und zog sie in eine morgendliche Umarmung, die sie erwiderte.
Sie kannte das Mädchen noch nicht wirklich lange, hatte sie aber bereits umso mehr in ihr Herz geschlossen und würde sie mit ihrem Leben beschützen.
"Lass mich aufstehen, dann kannst du mir noch mehr erzählen."
Langsam stand Cara auf und streckte sich einmal kurz, "Wo sind die anderen?"
"Die sind schon schwer beschäftigt mit der Planung zur Flucht." ,erwiderte Omega, "Jack und Cheya müssen packen, weswegen ich dachte, dass ich dich mal wecken könnte."
Zufrieden strich sie ihr durch die Haare, bevor sie zu den anderen gehen würde.
Rasch zog Cara sich etwas über, morgens hatte sich die Hütte nämlich ganz schon abgekühlt, und ging zu den anderen ins Esszimmer, wo sich die Erwachsenen bereits angeregt unterhielten.
"Können wir die Identifikationskarten irgendwie fälschen, Tech?" ,fragte Hunter, als er einen großen Schluck von seinen Caf hinunterschluckte und freundlich in Caras Richtung blickte, die im Türrahmen stehen geblieben war.
Tech schaute von seinem Datapad auf und nickte, "Natürlich kann ich das."
"Dann tu das."
Zusammen mit Echo stand er auf und verschwand nach draußen, wahrscheinlich, um etwas Ruhe dabei zu haben. Sie hatte ihnen hinterher geschaut, als sie sich einen Stuhl nahm und sich in die Runde setzte. Sue bat ihr eine Tasse heißen Caf an, den sie nur zu gerne annahm, sie brauchte diese Energie, um überhaupt klar denken zu können.
Hunter hatte seine Rüstung gegen seine unauffällige Zivilisten Kleidung ausgetauscht und schaute angestrengt auf den Holztisch. Omega und die anderen hatten sich mittlerweile wieder nach draußen zurückgezogen, um mit dem Ball zu spielen. Cara konnte ihr dröhnendes Lachen hören. Wenigstens waren die Kinder unbeschwert und genossen die kühle Morgenluft.
"Die Republikanische Währung wurde ebenfalls ausgetauscht." ,fuhr Cut fort, "Scheint so, als würde sich die komplette Galaxie umwandeln."
"Außerdem wollen sie jeden Einwohner identifizieren können und das in der ganzen Galaxis."
"Ein kluger Schachzug, der uns zum Verhängnis werden kann." ,sagte Sue und ließ ihre Schultern etwas hängen, "Cut kann sich keinen Identifikationschip abholen, man würde ihn sofort als Klon erkennen."
Hunter hob seine Hand, "Tech wird sie ohne Probleme fälschen, dann könnt ihr mit den Kindern von hier weg und dorthin, wo ihr in Sicherheit seid. Wir können euch allerdings auch mitnehmen und irgendwo absetzen."
Seufzend schüttelte Cut mit seinem Kopf, "Ihr werdet vom Imperium gesucht, man würde uns also auch so entdecken, das ist uns nicht sicher genug."
Cara trank den letzten Schluck ihres Cafs und verfolgte das Gespräch nur halbherzig, sie verstand von dem Gesagten nur die Hälfte, doch sie wollte nicht nachfragen, denn das würde komisch rüberkommen. Es war ihr nach wie vor wichtig gemocht zu werden und die Nachfrage würde ihr sicherlich nicht wirklich in die Karten spielen.
Also stand sie vorsichtig auf und setzte sich draußen auf die Treppe, um den Kindern bei ihren ausgelassenen Spielen zu beobachten. Gerade hielt Jack einen mitgenommenen Ball in den Händen, den er zu Omega werfen wollte, doch er hatte zu viel Schwung, so dass er hinter dem Stacheldraht flog und noch etwas weiterrollte.
Sofort drehte sie sich um, um unter den Zaun hindurchzukriechen, als Jack sie bei den Schultern packte und sie zurückzog.
"Vergiss den Ball, hinter dem Zaun ist es zu gefährlich, Omega." ,zischte er und ließ sie los, während er sich nach seiner Schwester umdrehte, "Wir spielen später weiter, wir müssen noch weiter packen."
Rasch stand Cara auf, um die Kinder ins Haus zu lassen, als sie plötzlich beobachten konnte, dass Omega drauf und dran war sich durch den Zaun zu quetschen.
Sofort sprintete sie zum Mädchen, "Omega, bleib stehen! Hast du Jack denn nicht zugehört?"
Sie wollte Omega gerade an der Schulter packen, da war sie jedoch schon hinter dem Zaun gesprungen und lief dem rollenden Ball hinterher. Seufzend quetschte Cara sich also auch unter dem Zaun durch und rannte ihr hinterher.
"Omega!" ,schrie sie lauthals.
Grinsend hob sie den Ball hoch, "Schaut mal, ich habe den Ball!"
Plötzlich stoppte Cara ihren Lauf, als sie hinter dem Mädchen ein Tier entdeckte, das sich anschlich. Sie konnte erkennen, dass das Wesen vier Augen hatte und ihr größentechnisch natürlich überlegen war.
"Omega, komm her, sofort!" ,rief sie ihr zu, doch als das Tier zu knurren begann, drehte sie sich um und ließ einen erschreckten Schrei raus, der ihr durch Mark und Bein ging.
Schnell lief Omega zu Cara und versteckte sich hinter ihr, die sich schützend vor ihr stellte. Sie beobachtete das riesige Tier aufmerksam, während sie nach ihrem Blaster griff, der jedoch nicht an seinem Platz war. Sie musste ihn beim Schlafen abgelegt, doch dann auf dem kleinen Beistelltisch vergessen haben.
"Bleibt stehen und bewegt euch nicht!" ,rief jemand und Cara wagte einen mutigen Blick nach hinten.
Mit klopfenden Herzen sah sie Hunter, wie er durch den Zaun ging und zu ihr lief, sein Messer hatte er bereits in der Hand. Erst als sie das dunkle, gefährliche Knurren des Tieres hörte, wandte sie sich wieder um und sah erschrocken, dass es auf sie zugesprungen kam.
Ängstlich gingen Cara und Omega ein Schritt nach hinten, doch das Tier blieb abrupt stehen, holte mit seiner mit Krallen geschmückten Pfote aus und traf Cara am Unterarm.
Vor Schmerzen schrie sie auf und taumelte achtlos nach hinten. Ihr Gesicht vergrub sie in ihrer Armbeuge und presste ihre Augen aufeinander, sie war bereit, um einen weiteren Schlag abzufangen, doch das geschah nicht.
Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und sah, wie Hunter das Vieh immer weiter zurückdrängte, bis es schließlich die Flucht ergriff. Sicher fühlte Cara sich dadurch aber nicht und sprang auf, um sich hinter den Zaun in Sicherheit zu bringen. Schwer atmend stemmte sie ihre Hände in die Hüfte und versuchte zu verarbeiten, was soeben geschehen war.
"Was soll das, Omega?" ,schrie Hunter Omega plötzlich an, erst jetzt wusste sie, dass sie nur knapp dem Tode entwischt waren, "Du solltest hinter dem Zaun bleiben! Ist dir klar, dass ihr beide deinetwegen beinahe umgekommen seid?"
Cara staunte nicht schlecht, als er das Mädchen so anschrie und wollte ihn beruhigen, da trat Cut neben ihn und legte beruhigend seine Hand auf seine Schulter.
"Schon okay, du musst sie nicht so anschreien, sie ist keine Soldatin, sondern immer noch ein Kind." ,murmelte er leise und beugte sich zu Omega hinunter, um sie zuversichtlich anzuschauen, "Alles okay, Kleine?"
Sie blickte erst zu Cara und dann auf den Boden, Tränen kullerten über ihre Wangen und sie schüttelte mit ihrem Kopf, "Ich wollte doch nur den Ball holen, ich wusste nicht, dass es gefährlich ist!"
"Schon gut, Kleine." ,beruhigte Cut sie und hob sie auf den Arm, "Komm mit, vielleicht magst du mir ja euer Schiff zeigen."
"Und bei dir ist alles in Ordnung?" ,wollte Sue wissen, die die Verletzung an Caras Arm entdeckt hatte.
Verwundert schaute sie hinunter und bemerkte, dass ihr linker Ärmel bereits blutgetränkt war, dann wurde plötzlich alles schwarz um sie herum.

Die Macht des Schicksals ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt