Kapitel 10 Retten und sterben

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Als die Sonne auf Ord Mantell aufging und es im Wald langsam heller wurde, erwachten auch die anderen aus ihrem tiefen Schlaf und kehrten wieder ins Soldaten Leben zurück. Oft fragte Cara sich, was die Klone träumten. Träumten sie von Schlachten oder davon, wie ihr Leben anderweitig verlaufen würde? Oder gar davon, wie ihr Leben nach dem Krieg aussehen würde?
Langsam stand Cara auf und streckte sich, um leichte Blockaden in ihren Rücken zu lösen, die furchtbar schmerzten. Liegen auf den steinharten Boden tat ihrem Rücken anscheinend nicht sonderlich gut und sie freute sich auf eine weiche Unterlage, wenn sie zurück nach Kamino kehren würde. Die anderen suchten ihre Ausrüstung zusammen und setzten sich ihre Helme auf, während sie auf weitere Befehle von Hunter warteten.
Sie selbst setzte sich ihren schweren Rucksack auf den Rücken und ächzte schmerzerfüllt, als der Gurt auf ihre Schusswunde rutschte, doch egal wie oft sie den Gurt von der Wunde runterdrückte, fand er immer wieder den Weg zurück auf die schmerzende Stelle.
Vor ein paar Minuten hatte sie ein starkes Schmerzmittel genommen und hoffte inständig, dass die Schmerzen bald verblassen würden.
"Laut Klonberichten wurden die Droiden zurück in ihre Festung in Norden zurück
gedrängt." ,erklärte Tech und schaute auf sein Datapad, mit der er anscheinend verschmolzen war, "Wenn die Festung wieder in der Hand der Republik ist, dann haben wir gewonnen."
Wrecker warf kichernd seine schweren Arme in die Luft, "Was ein Kinderspiel! Und das Beste ist, dass ich noch mehr Krach machen darf!"
Cara grinste, als er seinen Freudentanz vorführte und sie bewunderte ihn für seine triefende Lebensfreue, er hatte Spaß an Explosionen und im Alltag als Soldat der Republik kam das sicherlich jeden Tag vor. Sie erfreute sich an seiner Freude.
"Dann los, greifen wir den Regs unter die Arme!" ,sagte Hunter schließlich, als sein Bruder seinen Tanz vollendet hatte und deutete in den Norden, tiefer in den Wald hinein.
Cara seufzte schwer, als sie durch das Unterholz marschierten und immer wieder hinunterhängenden Ästen ausweichen musste. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet und sie hielt nach Stolperfallen Ausschau, denn sie wollte sich nicht noch einmal blamieren und stürzen. Sie wollte nicht schon wieder die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Cara und die anderen waren zwei Stunden durch den tiefen Wald gelaufen als sie plötzlich eine riesige Festung an einem Abhang erblickten, aus denen Blasterfeuer zu kommen schien. Wahrscheinlich hatten die Klone allerhand damit zu tun, alle Droiden zu eliminieren und die Festung zurückzuerobern, also kamen sie anscheinend gerade noch rechtzeitig.
Je näher sie der Festung kamen, desto lauter waren die Schreie, die Cara wahrnahm.
Es waren Schmerzensschreie, das konnte sie sagen. Es waren Schreie, die durch das Mark strömten und dem Körper Gänsehaut bereiteten, es war beängstigend. In Gedanken ging Cara jeden einzelnen Schritt durch, wenn sie einen Verletzten behandelte.
"Hilfe!" ,schrie auf einmal jemand auf und Cara blieb stehen, während sie sich aufmerksam umblickte.
"Ich gehe nachschauen, geht schonmal vor." ,murmelte sie nur und ging nach rechts, wo sie einen am Boden liegenden Klon erblickte. Er schaute ihr mit glasigen Augen entgegen und streckte ihr eine Hand entgegen, während er weiter um Hilfe brüllte.
"Ich bin hier, schon okay." ,sagte sie beruhigend und ergriff seine Hand, die sie kurz drückte und setzte ihren Rucksack ab.
"Miene, Miene." ,röchelte der Klone und zitterte, "Ich... Ich bin auf eine Miene getreten. Ich, ich glaube, ich spüre meine Beine nicht mehr. Hilfe!"
Ihr Blick blieb an seinen abgetrennten Beinen hängen, die einen Meter von ihm entfernt lagen. Aus seinen Stümpfen schoss dunkelrotes Blut und Cara wusste, dass dieser Mann zügig Blutkonserven benötigte, um den Blutverlust auszugleichen, denn ansonsten würde er verbluten und sterben.
"Schon okay, ich bin hier und helfe dir!" ,sagte sie und versuchte erst einmal die Blutung an seinen Oberschenkeln zu stoppen.
Mit aller Kraft drückte sie Mullbinden auf die pochende Wunde, die das Blut aufsaugten und es an ihren Fingern wieder hinuntertropfte. Hastig schaute sie sich nach einem Sanitäter um, der ihr Blutkonserven besorgen konnten, doch es liefen nur Soldaten herum, die nicht auf sie achteten.
"Sehen, sehen sie d-das Licht auch?" ,wollte der Verwundete wissen und deutete nach vorne.
Sie kannte diese Frage nur zu gut und sie wusste instinktiv, dass man diesen Klon nicht mehr retten konnte, dass es zu spät war und er zu viel Blut verloren hatte. Also setzte sie sich neben ihn und ergriff seine zittrige Hand, um ihn auf seine letzte Reise zu begleiten.
"Da vorne, das Licht." ,hustete der Klon und aus seinem Mundwinkel lief rotes Blut, das auf dem Boden lief und in eine kleine Pfütze endete.
Cara schaute auf die Stelle, wo er das grelle Licht sehen konnte, doch natürlich war da nichts, trotzdem konnte sie es sich gut vorstellen. Schon oft hatten ihr sterbende Soldaten von einem grellen Licht berichtet, was sich direkt vor ihnen aufmachte. Manchmal hörten sie sogar die beruhigenden Stimmen gefallener Brüder, die nach ihnen riefen, es war eine schöne Vorstellung, auf der letzten Reise nicht alleine zu sein.
"Es kommt näher." ,murmelte er erschöpft und schaute sie mit feuchten, glasigen Augen an.
Sie zwang sich zu einem kleinen Lächeln, "Schon okay, greifen Sie nach dem Licht, es ist alles gut."
Lange starrte der Klon sie an, bis seine Augen immer kleiner wurden und er sie schlussendlich schloss. Seine Hand glitt ihr aus ihrem Griff und fiel leblos zu Boden, er hatte es auf die andere Seite geschafft und hatte seine leblose Hülle zurückgelassen.
Langsam drehte Cara den Klon auf den Rücken und verabschiedete sie leise von ihm, bevor sie aufstand und nach weiteren Verletzten Ausschau hielt.
Natürlich nahm jeder Tod sie auf eine Weise mit, doch sie konnte sich nicht lange mit den Toten beschäftigen, wenn es lebende Klone gab, die auf ihre Hilfe angewiesen waren.
Cara war nur wenige Schritte gelaufen, als einige Klone vor ihr stehen blieben und sie mit gezogenen Blastern bedrohten. Rasch erhob sie ihre Hände um zu zeigen, dass sie unbewaffnet war und keine Gefahr darstellte.
"Was tun Sie hier?" ,wollte einer von ihnen wissen und ließ seine Waffe um einige Centimeter sinken.
"Ich bin als Sanitäterin der Kloneinheit 99 unterstellt." ,antwortete Cara höflich und hoffte, dass sie ihre Waffen bald sinken würden.
"Der Schaden Charge also?" ,wiederholte man laut, "Mit den Klonen, die nicht ganz dicht sind?"
"Der Schaden Charge, ja." ,erwiderte sie und beschwerte sich leise über die unfreundliche Geste.
"Dann tun Sie mal Ihre Arbeit, Ma'am. Hier sind einige, die bestimmt Ihre Hilfe gebrauchen könnten!"
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandten sich die Klone ab und liefen zur Festung, wo noch immer laute Blasterschüsse hallten.
Seufzend atmete Cara durch und rieb sich ihre schmerzende Schulter, denn das Schmerzmittel zeigte bis jetzt leider nur eine geringe Wirkung, doch dafür war ohnehin keine Zeit. Sie musste ihre eigenen Beschwerden ignorieren und sich den wichtigeren Dingen widmen.
Leider dauerte es auch nicht allzu lange, bis sie auf einen am Boden liegenden Klon erblickte, der sich vor Schmerzen krümmte und um Hilfe rief. Rasch beugte Cara sich zu ihm hinunter und entdeckte einen Bauchschuss.
"Schon gut, ich bin hier um zu helfen, Sir." ,sagte sie beruhigend und nahm ihm den Teil der Rüstung ab, der die inneren Organe schützte. Blut klebte an ihren Fingern, als sie den Stoff aufschnitt und bemerkte, dass der Schuss nichts großartiges verletzt hatte und sie diesen Klon retten konnte. Schnell fischte sie aus ihrem Rucksack eine Spritze mit Schmerzmitteln hervor und spritzte ihm das. Sofort hörte der Soldat auf zu zittern und schloss seine Augen, während Cara die Wunde versorgte. 

Die Macht des Schicksals ✔Where stories live. Discover now