Die Macht des Schicksals ✔

Kapitel 22 Die Flucht von Salucamei

Als Cara hörte, dass Omega alleine losgeschickt wurde, um Cut und Sue die Identifikationskarten zu übergeben, dachte sie erst, dass er unpassende Witze machte, doch als sie Hunters ernste Miene erkannte, wusste sie, dass er keine Späße machte.
Vor Angst hätte sie sich beinahe übergeben, doch sie versuchte ruhig und geduldig zu bleiben, während sie im Kopf alle möglichen Szenarien durchging, die passieren könnten.
In der Hälfte von ihnen würde etwas Schlimmes geschehen und sie wusste, dass sie es sich niemals vergeben würde, käme es wirklich dazu.
"Sie haben Omega also wirklich ganz alleine losgeschickt?" ,wollte Cara wissen, denn vielleicht hatte sie sich ja nur verhört.
Doch Hunter drehte sich zu ihr, "Ja, aber keine Sorge, sie wird unbeschadet hier ankommen und Cut und Sue die Karten übergeben. Dann kann sie mit ihnen von hier abhauen."
Sie verzog das Gesicht. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass Omega mit Cut und Sue gehen würde? Wieso hatte sie dann nichts davon erzählt? Und wieso wusste sie davon nichts? "Sie wird mit uns weiterreisen, oder etwa nicht?"

Er schüttelte mit seinem Kopf und drehte sich ihr zu, "Nein. Bei Cut und Sue wird sie eine richtige Familie haben, das bekommt sie bei uns nicht."
Wütend über diese Aussage trat sie an ihn heran und verschränkte ihre Arme vor der Brust, während sie ihn argwöhnisch musterte, "Du kannst sie nicht einfach fortschicken, nur weil ein Kind euch zu viel Arbeit macht, sie sieht euch immerhin als ihre Familie an!"
"Cara, es ist das Beste für sie." ,widersprach Hunter, in seinem Blick lag Traurigkeit, als sie ihm das sagte, doch das kaufte sie ihm nicht ab.
"Woher weißt du, was das Beste für sie ist?" ,zischte Cara säuerlich und schüttelte immer wieder ungläubig mit ihrem Kopf, "Du kennst sie doch noch gar nicht wirklich!"
"Sie ist ein Kind und ich weiß sehr wohl, was am besten für sie ist." ,erwiderte er, "Bei uns ist sie nicht sicher."
Egal wo Omega war, sie wäre nirgendwo in Sicherheit, gerade jetzt, wo sich die Galaxie umwandelte waren Kinder nirgendwo sicher und die Chancen verbesserten sich auch nicht, wenn der Ziehvater ein Deserteur war.
Cara schaute zu Boden, "Dann hoffe ich, dass Tech eine weitere Identifikationskarte für mich gefälscht hat, denn wo sie hingeht, werde auch ich hingehen, Hunter."
Er nickte rasch, "Natürlich, Cara."
Wütend wandte sie sich von ihm ab und stellte sich weiter entfernt hin, wo sie alles im Blick hatte und das Mädchen als Erste entdecken würde. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass Hunter Omega loswerden wollte und es ihr nicht einmal gesagt hatte. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie warf dem Sargent immer wieder wütende Blicke zu.
"Omega!" ,polterte Wrecker plötzlich los und ließ die Kiste, die er trug auf dem Boden fallen, "Da bist du ja! Wir haben uns schon Sorgen gemacht."
Grinsend hob sie die sechs Identifikationskarten hoch und überreichte sie Cut, der die Karten aus ihrer Hand nahm und sicher verstaute.
"Tech hat sich bestimmt verzählt." ,sagte sie zu Hunter, "Es sind nämlich sechs statt vier Karten."
"Wir müssen los." ,unterbrach Cut etwaige Unterhaltungen und ahm die restlichen ihrer Sachen an sich, um in Richtung Hangar zu laufen. Nur Wrecker, Hunter, Omega und Cara blieben zurück.
"Nein, er hat sich nicht verzählt, Kleine." ,murmelte er, als er sich zu ihr hinunterbeugte, "Die zwei restlichen sind für dich und Cara, denn ihr werdet mit ihnen reisen."
"Aber wieso? Haben wir irgendetwas falsch gemacht?"
Rasch schüttelte er mit seinem Kopf und legte seine Hand tröstend auf ihre Schulter, "Nein, aber so ist es am besten für alle. Mit ihnen hast du eine Familie."
Tränen liefen über Omegas Wangen, als sie ihm in die Augen schaute, doch ihren Blick traurig wieder senkte, "Aber... aber ihr seid meine Familie und ich will nich von euch weg!"
"Komm Omega, die anderen warten sicher schon auf uns." ,flüsterte Cara, die hinter dem Mädchen stand und Hunter einen letzten wütenden Blick zuwarf.
Konnte dieser Mann wirklich so kalt sein und sie beide einfach fortschicken? Mochten die anderen die zwei nicht?
Sie hielt dem Mädchen ihre Hand hin, die sie nahm und ängstlich drückte, denn nun stand eine undurchsichtige Zukunft bevor. Kein Wunder, dass Omega Angst hatte. Erst dachte sie, dass sie ihr "Zuhause" gefunden hatte und verlor es kurze Zeit später schon wieder.
Doch Cara hatte auch Angst, doch die Wut über diesen Verrat war stärker.
Ohne Hunter einen weiteren Blick zu würdigen, zog sie das Mädchen in Richtung Hangar. In der Ferne konnte sie bereits Sue, Cut und die Kinder sehen, die ungeduldig auf sie warteten. "Ich möchte nicht mit!" ,zischte Omega plötzlich und stemmte ihre Füße in den Boden.
Cara seufzte schwer und schaute zu ihr hinunter, "Ich auch nicht, glaub mir, doch uns bleibt nichts anderes übrig, als mit ihnen zu gehen, denn hier können wir nicht mehr bleiben."
Das Mädchen schaute gekränkt zu Boden, "Ich möchte mit meinen Brüdern weitereisen."
Es erfreute sie sehr, dass sie die Klone als ihre Geschwister ansah, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie von hier wegmussten.
"Komm schon Omega, wer weiß, vielleicht wird es die Zukunft ja gut mit uns meinen."
Doch sie antwortete nicht, sondern verschränkte ihre Arme vor der Brust und verweigerte jeglichen Augenkontakt mit Cara. Gerade wollte sie etwas aufmunterndes sagen, da erkannte sie Sue, die auf sie zukam und mindestens genauso traurig dreinblickte.
"Wie schaut es aus?" ,wollte die Twil'lek wissen und legte dem Mädchen ihre Hand auf den Rücken.
"Es tut mir leid, aber ich möchte nicht mit euch reisen, ich will bei meinen Brüdern und Cara bleiben."
Sie lächelte und schaute Cara an, "Vielleicht geht ihr einfach wieder zurück, dann müssen sie euch wieder mitnehmen."
"Ich denke nicht, dass das eine Option ist." ,widersprach sie nur, "Sie wollen uns nicht, das haben sie uns deutlich gemacht."
Doch Sue winkte mit ihren Händen ab, "Nein, das stimmt so nicht. Hunter ist bloß überfordert, doch das dürft ihr ihm nicht übelnehmen. Wenn er sich erst einmal daran gewöhnt habt, wird er euch akzeptieren. Ich würde loslaufen, nicht, dass ihr sie noch verpasst."
Seufzend nickte Cara nur und warf ihr einen letzten freundlich gesinnten Blick zu, ehe sie mit Omega loslief.
Immer wieder stieß sie Zivilisten achtlos zur Seite, die es wagten sich ihr in den Weg zu stellen, bis sie die Marauder einsam im Hangar stehen sah. Merkwürdigerweise lieferten sich die Bad Batch ein Schusswechsel mit den Wachen und waren schwer beschäftigt, so dass sie Omega und Cara gar nicht kommen sahen. Schnell zog sie ihren Blaster und betäubte jeden Klon, der ihr in die Schusslinie kam.
"Omega!" ,rief Wrecker zufrieden, "Cara!"
So schnell wie sie konnten rannten sie die Rampe zum Schiff hinauf und atmeten erst erleichtert durch, als sie sich hinter ihnen geschlossen hatte. Ein zaghafter Ruck durchfuhr Caras Rückenmark, was ihr verriet, dass sie gestartet sein mussten.
"Omega hat entschieden, dass sie bei euch bleiben möchte." ,sagte Cara, als sie Hunters irritierenden Blick bemerkte, "Und da wo sie ist, bin auch ich. Daran müsst ihr euch eben gewöhnen, aber ich weiß, dass ihr das gut meistern werdet."
"Also möchte nur Omega gerne hierbleiben? Was ist mit dir, was möchtest du?" ,wollte Hunter wissen, der sie aufmerksam musterte.
Sie funkelte ihn an.
Nur weil sie doch wieder auf der Marauder waren, hieß das nicht, dass sie nicht mehr wütend auf ihn war. Cara konnte seinen Verrat erst einmal nicht verzeihen, gerade nicht, weil er nichts dergleichen gesagt hatte. Natürlich, für jeden anderen Menschen wäre dieser Fakt nicht ganz so schlimm, wie für Cara, doch in ihrem Magen brodelte es.
"Wie gesagt, ich bin dort wo Omega ist." ,wiederholte sie schnippisch, "Und wenn sie lieber bei euch bleiben möchte, dann möchte ich das auch. Ich bitte dich nur darum, dass wenn du uns loswerden möchtest, es uns vorher lieber sagst, in Ordnung?"
"Das hatte nichts damit zu tun, dass wir euch loswerden wollten, ich erachtete diesen Weg nur als richtig."
Doch Cara wandte sich von ihm ab und beschloss, erst einmal duschen zu gehen und dann ihre Gedanken ordnen zu können.