Blue Bird || Yoonmin

34 / Zahlt den Heiden heim, was sie verdient haben

Am nächsten Morgen machten wir uns alle bei Sonnenaufgang auf. Anders als auf der Reise zu Yoongis Familie waren wir nicht alleine. Damals waren nicht nur Yoongi und ich mit einer kleinen Kutsche und Crystal. Da waren jetzt auch noch Taehyung und Jungkook, viele Pferde, drei Kutschen und eine Handvoll heidnischen Kriegern. Wenn ich das jetzt so sah, dann musste Yoongi gestern wirklich viele Erledigungen gemacht haben. 

In diesem Moment, als ich mit Taehyung in unsere Kutsche stieg, da fühlte ich so viel Dankbarkeit. Er hätte das alles nicht so für mich machen müssen. Yoongi hätte auch einfach Nein sagen können. Denn was sollte ich schon machen? Ich konnte nicht alleine in den Süden und das wusste er. Er hätte es aber auch alles langsam vorbereiten können. Wir wären noch eine weitere Woche in Vailt und dann erst würden wir losfahren. 

Aber Yoongi hatte alles rechtzeitig geschafft und ich spürte mein Herz dankbar in der Brust schlagen. Ich wollte ihm meine Dankbarkeit zeigen, aber dann wüsste ich natürlich nicht wie. Ich würde mir etwas einfallen lassen. Ich hatte ja jetzt wirklich genug Zeit, um nach Hause zu kommen. 

Und während wir dann am ersten Tag losritten, kamen mir ganz vergessene Erinnerungen wieder hoch. Erinnerungen an ihn, an meinen Bruder und an meinen Vater. Wie er gesagt hatte, dass sie einen Ehemann für mich gefunden hatten. Ich erinnerte mich an mein Weinen und an die Gefühle in mir, als sie mir sagten, ich werde in den Norden gehen und einen Bastard heiraten. So wie ich es verdient hatte. 

Und während ich dann aus dem Fenster sah und die ganzen Gedanken mich traurig machten, blickte ich hoch in den grauen, kalten Himmel. 

"Denkst du, wir beide kommen nach unserem Tod in den Himmel, Taehyung?", fragte ich meine Natter leise. Vielleicht wollte ich die Antwort auch gar nicht wissen. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was ich denn nur tun würde, wenn es nicht so wäre. Was mit mir geschah, wenn ich einen aller letzten Atemzug nahm. "Nun. Ich weiß es nicht, mein Lord. Ich hoffe doch." Was kann man den sonst machen, außer auf Gnade zu hoffen? 

Die Reise verging schneller, als ich es in Erinnerung hatte. Vielleicht war es, dass ich nun keine Angst und Sorgen hatte, nicht mehr still weinend aus dem Fenster sah, sondern mich mit den Heiden und Taehyung unterhalten konnte. Yoongi saß in den nächsten Tagen sehr oft an meiner Seite, beklagte sich, dass er keine Lust hatte schon wieder so viel zu reiten. Stattdessen saß er mit Jungkook, Taehyung und mir in der Kutsche. Es war ziemlich eng, aber das war überhaupt nicht schlecht. Wenn man sich aneinanderdrücken konnte, dann wurde einem gleich schon viel wärmer. Und mein Alpha hatte immer warme Oberschenkel, Schultern und Hände. 

Gott, bitte glaube mir, wenn ich sagte, dass ich nichts schlechtes im Sinn hatte, mich so an meinen Mann zu drücken. 

"Erinnerst du dich noch an das, was du gestern gelernt hast?", fragte mich Yoongi. Mein Herz fing nervös an zu flattern und ich nickte ganz aufgeregt. Es war falsch sich vor seinem Alpha so offensichtlich zu freuen, das würde Vater zu mir sagen. Aber bei Yoongi machte es mir nichts aus. Er hatte mich dafür noch nie ermahnt. 

"I am Min Jimin, Lord of Vailt. I am twenty years old." 

Jungkook lachte auf, schüttelte etwas seinen Kopf. "Ich kann nicht mehr. Du bist so süß.", nuschelte er. Süß? Auch Yoongi lachte auf. "Sehr gut. Kannst du auch mich vorstellen?" Ich unterdrückte mir mein großes Lächeln. Ich bin sehr froh, dass mir der Wunsch rausgeplatzt war, die Heiden verstehen zu können. Yoongi hatte mir sofort angeboten, dass er mich unterrichten würde. Ich war erleichtert und ich hätte keine Angst haben dürfen zu fragen. Wenn ich nur mutig genug wäre, dann hätte ich schon früher gefragt. Dann hätte ich nie mit Taehyung streiten müssen. 

"Ich kann es versuchen.", flüsterte ich schüchtern. Ich versuchte mich an gestern zu erinnert, schluckte die Nervosität runter und schielte zu Yoongi, der sofort meine Augen fand, mir zunickte. "This is Min Yoongi. He is my-" Ehemann. Oh. Ich hatte es vergessen, dabei hatte Yoongi es mir gestern erst gesagt.