28 / Benimm dich

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Bei Yoongis Familie anzukommen hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Es roch nicht so gut in der Stadt und die Straßen waren verdeckt von matschigem, dreckigen Schnee. Trotzdem saß ich neben Yoongi und sah mir die vielen Häuser an. Ich war schon sehr nervös, was mich gleich erwarten wird.

Wir waren insgesamt fünf Tage gereist, hatten fünf Mal woanders geschlafen und das lange Sitzen auf den ungemütlichen Bänken war ätzend. Die Kälte war es und die Langeweile. Aber diese Reise war um alle Welten besser als die, die ich mit meinem Bruder gemacht hatte, als ich in den Norden gereist bin. Nichts könnte jemals wieder so schlimm sein.

Aber dann war es auch meine erste Reise gewesen und Yoongi war doch nett zu mir und wenigstens schlug er mich nicht.

"Wir sind gleich da, Jimin.", nuschelte Yoongi. Ich hatte das Gefühl, dass mein Lord auch sehr nervös war. Wie lange hatte er seine Familie nicht mehr besucht? Ich wollte fragen, weil die Neugierde so groß war, aber dann hielt ich doch meinen Mund, sah auf die Straße vor mich und betete dafür, dass mein Lord eine anständige Mutter hatte.

Ich glaube, ich hatte Angst, dass Yoongis Mutter genauso war wie Lady Min. Kräftig, laut, unangebracht. Aber so schien doch jeder Omega hier im Norden. Ich wüsste nicht, ob ich so etwas verkraften könnte.

Yoongi stoppte dann allmählig, atmete tief durch und stand dann auf. Als ich ihm folgen wollte, legte er eine Hand auf meinen Arm. "Du kannst noch sitzen bleiben.", wies er mich an, nahm die Zügel seines Pferdes und führte die kleine Kutsche in einen Hinterhof. Es war sehr trostlos und kalt hier.

Die Steine des Hauses waren alle grau und der Schnee machte alles kalt. Ich wünschte, wir wären in den Süden gereist. Dort, wo die Sonne immer schien, die Bäume immer grün waren und der Himmel immer blau.

Aber das waren nur Albernheiten.

Würde Yoongis Mutter mich mögen? Auch wenn ich ein Gesegneter war? Auch wenn meine Haare nicht dunkel waren wie von jedem hier im Norden? Auch wenn ich die blauen Federn hatte und die anderen Füße? Würde sich mich mögen, auch wenn ich die Sprache nicht verstand?

"Los, komm." Yoongi hielt mir seine Hand hin und die Finger meines Lords waren so eisig, als ich sie dankend annahm, die Kutsche runterstieg und neben ihm meinen Platz fand. Ich dachte, wir würden wieder um das Haus herum gehen, aber stattdessen steuerte Yoongi auf eine alte Tür zu und klopfte stark gegen sie.

"Mother!? "

Wir warteten eine Weile und je länger wir dastanden, desto nervöser wurden wir. Ich gehörte nicht in den Norden. Ich war ganz anders und Yoongis Familie wird mich hassen. Genauso wie Vater mich seit diesem einen Vorfall hasst und so wie mich Lady Min hasste und immer erniedrigte.

Als die Tür aufging, begrüßte uns ein Omega. Sie hatte lange, braune Haare und ein junges Gesicht. "Yoongi? " Und mein Mann wurde so fest in die Arme genommen. Yoongis Mutter hatte ihn wahrscheinlich sehr vermisst.

Und als ich die beiden in der Umarmung sah, fragte ich mich wie meine Mutter mich in den Arm nehmen würde, würden wir uns das nächste Mal sehen. Sie würde mir meine Wange küssen (da war ich mir sicher) und sie würde mir meine Federn streicheln (da war ich mir ganz sicher). Und dann würde sich mich in ihr Schlafzimmer nehmen und wir würden reden.

Als sich mein Lord mit einem dicken Lächeln löste und auf mich sah, da konnte ich nicht anders als dass mir ganz warm wurde. Yoongi sah so glücklich aus. "Jimin. Das ist meine Tante, die Schwester meine Mutter." Oh. Es war gar nicht Yoongis Mutter? "Auntie Nara. This is my husband Jimin."

Ihr Blick war sanft und das Lächeln süß, als sie mich ansah und ich faltete schnell meine Hände vor meinem Schoß, verbeugte mich tief vor Yoongis Tante. Yoongis Lachen war leise und die Stimme seiner Tante Nara klang belustigt.

Blue Bird || YoonminWhere stories live. Discover now