10 / Vertraue keiner Hexe

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Das Mittagessen aß ich alleine mit meinem Lord zusammen. Es war ein wenig befremdlich unten an einem so großen Tisch zu essen, aber es war nicht schlecht. Zuerst bekam ich auch nichts runter, doch dann starrte mich mein Lord nicht an, sondern hing selbst über seinem Teller und das machte es besser. Ich hatte noch nie mit einem Alpha alleine gegessen...

Aber es war nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war eigentlich ganz schön. Wie ein Essen zusammen mit Mutter, aber Mutter... war nicht hier. Sie war im Süden. (Gott, wieso hatten sie mich nicht mitgenommen?)

Danach ging Yoongi wieder und ich war alleine in seinem Zimmer. Anders als die anderen Tage aber war ich darüber nicht traurig. Ich nahm mir einen von seinen Hemden und versuchte das große Loch darin zu flicken. Es war meine Aufgabe als Ehemann das zu machen und gerade hatte ich wirklich ein bisschen Lust dazu. Ich machte das Fenster weit auf, setzte mich auf den Vorsprung und flickte es langsam. Ich hatte ja Zeit. 

Am Nachmittag kam Taehyung zu mir ins Zimmer. Er brachte ein paar Früchte mit und das überraschte mich. "Von Lord Yoongi für dich.", erklärte er mir leise. Ich sah mir die Früchte an, war wirklich verwundert. "Sie sind noch nicht gefault?" Taehyung zuckte mit den Schultern. Es war mir egal. Ich lächelte ihn an, deutete auf den Stuhl. "Setz dich. Iss mit mir." Die Früchte schmeckten nicht mehr frisch, aber sie waren auch noch nicht schlecht, deswegen genoss ich es. Es waren die einzigen Früchte, die ich noch hatte und Yoongi hatte sie mir geschenkt. Ich wollte nicht so denken, aber mein Lord war gut zu mir. Es war so gut und ich konnte das nicht glauben. Kein Alpha war jemals gut zu seinem Omega...

Am späten Abend kam Yoongi in das Zimmer. Er sah mich an, nickte dann knapp. "Komm. Abendessen." Abendessen? Ich schluckte schwer, stand trotzdem auf und legte meine Arbeit auf den Stuhl. "Unten?", fragte ich leise nach. Er nickte wieder nur, während ich mir mein Kleid nahm und anzog. Ich... wollte nicht nach unten. Aber ich hatte keine andere Wahl, wenn Lord Yoongi geduldig auf mich wartete. 

Sicherlich war das einfach nur ungewohnt und nichts weiter. Das versuchte ich mir einzureden und nicht, dass ich mich doch vor seiner Familie blamiert hatte, dass ich bestimmt nichts runterbekommen würde, weil ich wieder einen dicken Knoten in meinem Bauch bekam. Aber Yoongi lief schnell und stolz voran, trat mit mir in den lauten Saal und setzte sich dann noch vor mir an den Tisch. 

Unfassbar. Alpha und Omega sitzen an einem Tisch und das zusammen...

Yoongi reichte mir einen Teller und mit einer Erleichterung musste ich feststellen, dass sich Lady Min nicht für mich zu interessieren schien. Sie tratschte und lachte und quatschte während dem Essen, aber sie sah nicht auf mich. Die Suppe war sogar noch ganz heiß und mir wurde ganz warm. Ich wusste nicht woran das lag. Vielleicht daran, dass die Kerzen so hell leuchteten, dass hier so viele Menschen waren und... lachten. Vielleicht weil ich hier und da ein paar Gespräche mithören durfte und vielleicht lag es aber auch daran, dass... dass ich nicht alleine essen musste. 

Nach dem Essen ging ich mit meinem Lord wieder hoch und zum Glück wollte er heute nicht betten. Wir hatten es heute Morgen ja schon getan. Er zog sich noch vor meinen Augen aus, blickte dann verwirrt umher und hob dann schließlich das Hemd auf, welches ich ihm heute geflickt hatte. Vielleicht hätte ich das aber doch nicht tun sollen... 

"Wie hast du das gemacht, Jimin? Das Loch ist weg." 

Ich schluckte nervös, verstand nicht so recht. "Mit Nadel und Faden, Yoongi." Wie flickte man denn sonst ein Loch? Er sah mich mit erhobenen Augenbrauen an und ich versuchte wirklich nicht zu sehr auf seinen Körper zu starren. Die starke Brust, die genauso starken Arme, der Nacken, sein Bauch, sein... naja- Ein guter Omega sah da wirklich nicht zu genau hin. "So schnell?" So schnell? 

Blue Bird || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt