04 / Frage immer um Erlaubnis

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Das Beten hatte alles wieder besser gemacht. Ich dankte Gott für die Milde der Strafe, die Vater für mich hatte. (Es hätte auch viel schmerzhafter kommen können; wusste ich aus Erfahrung) Die Halle war im Verglich zu draußen kalt, aber es machte mir nichts aus. Ich kniete dort und betete.

Ich betete für ein gutes Leben mit meinem Ehemann. Ich betete für baldige Kinder. Auch wenn wir heute zum ersten Mal zusammenlagen und ich wusste, dass es unwahrscheinlich war, betete ich für ein kleines Leben in mir.

Ich hoffte darauf, dass meine jetzige Familie nett war. Ich wollte, dass sie irgendwo wirklich gute Heiden waren. (Es können ja nicht alle schlecht sein). Vor allem aber wollte ich, dass mein Gatte kein schlechter Mensch war, wenn es irgendwie möglich war. Seine Strafen sollten gerecht sein und eine Milde haben, die ich nur selten bekam. Ich redete solange meine Sorgen von mir, fühlte mich erhört und geborgen in Gottes Armen. Ich fühlte mich gut und befreit, als ich beschloss, dass es für den Morgen genug war (denn ich kam ja heute Abend wieder her).

Als ich aufstand, waren Vater und Jihyun schon lange weg. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet, denn als ein Alpha hatte man sicher viel zu erledigen. Viel mehr als ich und deswegen konnte ich es mir erlauben, lange und mit gutem Gewissen zu beten. Ich kniete so lange, dass meine Beine ganz taub waren und mir mein Füße unangenehm kribbelten. Dennoch bekreuzigte ich mich nochmal selbst, drehte mich um und verließ die gute Kirche. Vor ihr war die Sonne höher am Himmel und Taehyung hatte auf mich gewartet. Es erleichterte mich, nicht alleine zurückgehen zu müssen.

Ich achtete auf einen langsamen und gemütlichen Schritt (So eilig hatte ich es nämlich nicht). Als wir wieder zurückgingen, nahmen wir selbstverständlich den gleichen Weg. Besser kannten wir uns nicht aus und als ich wieder über den sandigen Trainingsplatz ging, rief jemand meinen Namen. "Jimin!" Ich? Es erschreckte und überraschte mich.

Ich blieb sofort stehen, sah einen jungen Mann auf mich zujoggen. Einen Omega und ich erkannte ihn wieder, denn das war der Omega, der meinen Bruder geschlagen hatte. Ich lächelte schwach, faltete die Hände ordentlich vor meinem Schoß. Die Angst schob ich weit weg. "Lord, Jimin. Das ist Lord Yoongis Bruder, Lord Jungkook.", flüsterte Taehyung leise und ich dankte ihm still für diese Information.

Er war verschwitzt und er hatte obenrum nichts an. Ich, als ein guter Omega, störte mich daran nicht. Ich durfte nur meinen Mann sehen, welcher hinten an sein Holzschwert lehnte und zu uns rüberschaute. Ich fühlte mich beschützt unter seinen Augen. Er passte also hoffentlich auf mich auf, denn unter anderen Umständen hätte er mich sicher nicht alleine nach draußen gehen lassen.

"Jimin, mein Bruder!", lachte Lord Jungkook und bevor ich mich versah, schlossen sich seine Arme um meine Schultern und ich verlor den Halt unter den Füßen. Es war unangenehm jemandem, den ich nicht kannte, plötzlich so nah zu sein. Seine verschwitzte Wange auf meiner liegen zu haben und doch war es nicht allzu schlimm (Er hätte ja auch ein Alpha sein können). Außerdem quetschte er unwissentlich meine Federn ein bisschen ein. Meine langen Ärmel versteckten für manche dann zu viel.

Er ließ mich lachend wieder runter und ich trat einen Schritt zurück, behielt mir das Lächeln. "L-Lord Jungkook..." Er schüttelte den Kopf und ich wusste nicht wieso. Hatte ich schon bei der Begrüßung etwas falsch gemacht? "Nenn mich einfach Jungkook! Wir sind doch jetzt eine Familie!" Eine Familie... obwohl ich keine Heiden in meiner Familie sehen wollte, bestand meine Familie plötzlich nur noch aus ihnen. Aber Gott kannte Erbarmen und würde sich meiner Familie dank meinem Glauben annehmen. Ich werde eine Menge zu tun haben, auch für sie täglich ein Gebet zu sprechen.

Ich hatte keine Antwort auf seine Bitte, ihn nur Jungkook zu nennen, aber anscheinend erwartete er keine. Mein Schweigen schien ihn nicht zu beleidigen. (Zu meinem Glück, denn das war auch nicht meine Absicht.) "Begrüßt dich dein Vater eigentlich immer so?", machte er schnell weiter. Mein Vater begrüßte mich, wie? Ich hatte keine Ahnung, wovon Jungkook hier eigentlich sprach. Dann aber fasste er sich leichter lächelnd ins Gesicht. "Schlägt er dich eigentlich oft?"

Blue Bird || YoonminOnde histórias criam vida. Descubra agora