33 / Fang mich auf

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Der Frühling kam schneller, als ich es gedacht hatte. Noch dem vielen Schnee und der Kälte war ich mir nicht sicher, ob ich jemals wieder die warme Sonne auf meinem Gesicht spüren würde, aber das tat ich. Ich liebte den Frühling. Es wurde schneller wieder hell und damit war ich endlich wieder früher wach, um am Fenster zu stehen und die Sonne zu begrüßen.

Yoongi würde immer noch schlafen, aber ich würde ganz leise aus dem Bett aufstehen, mich an das große Fenster stehen und still und leise dabei zusehen wie die Sonne am Horizont aufging. Es erinnerte mich so an Zuhause. Als ich noch in Jayeon war und in meinem Zimmer jeden Morgen die Sonne begrüßen konnte.

Yoongi würde dann langsam aufstehen und immer rief er mich zurück ins Bett. Ich würde unter den dicken Decken liegen, mich wieder aufwärmen und dabei zusehen wie Yoongi sich für den Tag fertig machte. Bevor er aus der Tür ging, beugte er sich zu mir runter, gab mir einen Kuss und streichelte mir einmal über meine blauen Federn. Ich würde die Augen dann wieder zumachen und eine Weile länger schlafen bis Taehyung mich weckte und mir half, mich fertig zu machen.

Als mir Taehyung beim Anziehen half, war ich wie jeden Tag schockiert darüber wie eng mir meine Sachen plötzlich waren. Es war, als würde ich plötzlich doppelt so breit sein. Die Hosen schnitten mir eng gegen meine Hüften und jedes Gewand, dass ich hatte, ließ sich kaum mehr schließen. Taehyung würde mich jedes Mal auslachen und den Knoten besonders leicht und vorsichtig machen. Er würde lachen und ich würde mich dann einfach still auf den Stuhl setzten, meinen Bauch umarmen und mich freuen.

Danach gingen wir immer zur Kirche. Es war schon so hell, wenn wir losliefen und ganz oft war der Himmel strahlend blau und es erwärmte mir mein Herz. Ich liebte den blauen Himmel, ich hatte ihn so sehr vermisst.

In der Kirche ging ich auf die Knie, bekreuzigte mich vor Gott und bete stumm für mich. Ich sah Seokjin an diesem Morgen wieder, lächelte glücklich und beeilte mich zu ihm. Er lächelte mich leicht an und ich spürte die Freunde in meiner Brust.

"Pastor! Ich wollte fragen, ob ein Brief für mich angekommen ist. Den letzten hat Vater mir noch nicht beantwortet."

Ich wartete immer auf eine Nachricht meiner Familie, aber seit Wochen schon blieb sie aus. Ich fragte mich, ob es allen gut ginge und ob vielleicht etwas vorgefallen war, dass Vater mir nicht einmal Briefe schreiben wollte. Er hatte doch nicht mitbekommen, was ich alles mit den Heiden machte? Ein guter Omega würde sich von diesem Barbaren entfernen und nicht mit ihnen sprechen, so wie es uns beigebracht wurde.

Aber dann lebte ich mit ihnen unter einem Dach, aß mein Mahl mit ihnen und spielte sogar Karten. Vater würde das nicht gutheißen, aber dann war er nicht hier und es war unmöglich, dass er davon mitbekommen hatte.

Aber Vater Seokjin schüttelte nur den Kopf. "Nein, tut mir leid, Jimin. Es kam noch kein neuer Brief.", entschuldigte sich der Pastor dafür. Er sah sich etwas um, als würde er jemanden hinter mir suchen, dann beugte er sich ein Stück zu mir runter.

"Wie ich hörte, gibt es seit ein paar Wochen Probleme an der Grenze. Vielleicht dauert es ein bisschen länger, bis der Brief kommt. Ich werde dich aufsuchen, wenn ich eine Antwort habe."

Das waren seine Worte, bevor er sich vor mir verbeugte und mich dann alleine ließ. Ich fand es komisch. Mir tat mein Bauch voller Sorge weh. Es gab Probleme an den Grenzen. Wieso? Und wieso redete der Pastor so viel weniger mit mir? Er hätte mir an die Schulter gefasst, mich zur Bank begleitet und wir würden dann eine Weile sitzen und miteinander reden.

Aber Vater Seokjin hatte wohl in letzter Zeit einfach viel zu tun.

Auf dem Weg zurück zum Anwesen, ließen mich die Gedanken nicht los. Ich sah stumm auf den Boden und atmete dann tief durch, bevor ich mich zu Taehyung aufdrehte. "Findest du, Vater Seokjin benimmt sich in letzter Zeit irgendwie anders?", fragte ich mutig. Sicherlich war das nicht nur mir aufgefallen.

Blue Bird || YoonminWhere stories live. Discover now