21 / Führe eine gute Ehe

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Es lief gut mit der Arbeit, die ich jetzt zu erledigen hatte. Eine Woche war mittlerweile vergangen. (Yoongi schlief immer noch nicht mit mir in einem Bett.) Wir sahen uns im Anwesen... manchmal. Und ich wollte mich auch eigentlich entschuldigen! 

Ich wollte, dass er mir verzieh und zurück in sein Zimmer kam. Was bin ich nur für ein schrecklicher Ehemann? Ich wollte ihn niemals so rausschmeißen. Aber dann hatte er mir immer noch keinen Grund genannt, wieso ich so lange hintergangen wurde. Das Gefühl hat mir so wehgetan. Yoongi hatte mir so wehgetan. Wie konnte ich da nicht anders als wütend zu werden?

Ich war jetzt gut, tat, was man von mir verlangte. Eigentlich. Ich fühlte mich aber nicht so, als wäre ich nun gut. Stimmte mit mir etwas nicht? 

Als ich heute, irgendwann am späten Nachmittag in die Halle zum Essen gehen wollte, entdeckte ich auf dem Gang, Lord Min, Yoongis Vater. Er schlürfte langsam über den Flur, drehte sich um und entdeckte mich. 

Ich hatte ein ungutes Gefühl im Magen, lächelte lieb, verbeugte mich tief. "Vater.", begrüßte ich ihn leise. Ich war hier schon lange und ich kannte das Gesicht des Alphas, aber irgendwie sah er mir heute kränklicher aus als sonst. Hatte er Fieber? 

"Jimin.", rief er mich leise. "Gehst du runter?" Ich nickte knapp. War das falsch? Ich wusste, dass das hier nicht mein wirklicher Vater war, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es auch bei ihm eine Bestrafung geben wird, wenn ich etwas falsch machte. Das wollte ich auf gar keinen Fall. 

Ich beeilte mich schneller zu ihm, blieb neben ihm stehen. Er sah nicht aus wie Yoongi. Aber ich sah auch nicht aus wie mein Vater. Vielleicht sahen wir unseren Müttern ähnlich. Bestimmt. Der Gedanke an Mutter stach mir unwohl im Herzen. Ob mein Brief denn schon angekommen war? Ob ich bald Antwort erhalten würde? 

"Begleite mir." Er legte seine Hand von unten an meinen Arm und ich spürte meine Wangen aufglühen. "Tut mir leid, Vater. Stören die Federn?" Sie waren nun einmal lang und sie fielen mir meinen Arm runter, lagen beim Alpha, trotz des dicken Stoffs. "Nein, stören nicht." 

Ich konnte den Akzent in seiner Stimme hören. Zusammen liefen wir langsam los. Es war etwas unangenehm, weil ich noch nie die Gelegenheit hatte, mal mit Yoongis Vater alleine in Gesellschaft zu sein. Ich redete nicht. Natürlich redete ich nicht, denn als ein Omega sollte ich nicht mit einem Alpha reden. 

Ich werde ihm zeigen, wie gut ich erzogen worden bin. 

"Wie geht es meinem Enkelkind?", fragte er dann leise. Ich sah in das alte Gesicht, dann runter auf seine Hand an seinem Arm und runter auf meinen Bauch. Die kleine Wölbung. Das gute Kind. Ein kleines Küken. Endlich. "Wächst.", presste ich hervor (mit einem Lächeln auf den Lippen.) Das plötzliche Lachen erschreckte mich so sehr, dass ich aufzuckte. Ich spürte die Hand auf meinem Bauch, dann war sie wieder weg. 

"Sehr schön! Soll nur wachsen. Groß und stark." Ja, das soll das kleine Küken... "Du schenkst erstes Enkelkind." Ich hörte die Freude in seiner Stimme und bestimmt war das echt. Yoongis Vater freute sich, weil ich endlich schwanger geworden bin. Ich legte mir eine Hand auf die klitzekleine Kugel, atmete tief durch. 

Ob Vater sich zu Hause schon freute? Tat er das? Ob er die gute Nachricht erhalten hatte? Ob Jihyun auch schon davon wusste? Hier wusste es nämlich schon jeder. 

"Yoongi erzählte uns, Übelkeit schwer. Deswegen isst du nicht mehr mit uns.", erzählte er weiter. Beim Namen meines Ehemannes musste ich stark schlucken. Hatten sie mitbekommen, dass ich ihn fälschlicherweise aus seinem eigenen Zimmer, seinem eigenen Bett geschmissen hatte? Hatte Yoongi das so erklärt? 

Weil ich mich eigentlich nicht mehr traute, neben meinem Mann Platz zu nehmen? Aber am Ende kam mich Yoongi auch nie holen, um wieder an den Tisch zu kommen. Es war eine Enttäuschung. Ich enttäuschte mich selbst, weil ich es immer sehr mochte am Tisch willkommen gewesen zu sein. Einmal in meinem Leben...

Blue Bird || YoonminWhere stories live. Discover now