03 / Sei ein guter Omega

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Das schlimmste daran ein Gesegneter der Harpyie zu sein, war, dass man immer früher aufstand als der Rest. Ich war meistens schon vor Sonnenaufgang wach und heute stand ich ausnahmsweise erst mit ihm auf. Es war schwer für mich, weil ich neben einem Fremden aufgewacht war. Ich fühlte mich nicht besser. Eher im Gegenteil fühlte ich mich jetzt nur viel wacher. 

Während ich gestern nur das Gefühl hatte, nicht wirklich da zu sein, einen Traum zu leben, fühlte ich mich heute so, als wäre das aber wirklich die Realität. Eine Realität, die ich nicht haben wollte. Aber dann drehte ich meinen Kopf auf die andere Seite und sah die braunen, längeren Haare von demjenigen, den ich gestern zum Mann nehmen musste. 

Eine unendliche Trauer überfiel mir so plötzlich mein Herz, dass ich schon wieder weinen wollte, aber dann erinnerte ich mich an die Schmerzen, die das Weinen mit sich brachte und ich atmete stattdessen nur tief auf. Ich werde hier nicht mehr rauskommen und je früher ich mich an diese Situation anpasste, desto besser ist das für meinen Gemütszustand. Ja... 

Und mit diesen Gedanken ging die Sonne weiter im Horizont auf. Ich versuchte leise zu sein, während ich aufstand und dann zum Fenster ging. Ich wunderte mich, ob mich mein Ehemann überhaupt wirklich haben wollte. Denn soweit ich es verstand, hatte er noch nicht alles von mir gesehen. Ich würde weg wollen, sicher würde ich das... Aber eine Scheidung gab es nicht. Einmal verheiratet gab es doch kein Zurück mehr und deswegen waren meine Gedanken ein unheimlicher Unfug. 

Ich sah durch das Glas nach draußen, öffnete das Fenster dann so leise, wie es nur irgendwie ging. Das letzte, was ich wollte, war Lord Yoongi aufzuwecken und mir so eine Bestrafung einzufangen. Die Luft war noch kühl und draußen wehte ein herrlicher Wind. Es gab mir die Sehnsucht, meine Arme auszubreiten und einfach in die große Welt zu gleiten. Aber dann musste ich mich an die Worte meines Vaters erinnern, dass mir das Fliegen untersagt war. Es ließ mein Herz nur noch schwerer werden und für eine Ewigkeit starrte ich in den weiten Horizont, sah den Vögeln dabei zu, wie wenigstens sie den neuen Tag begrüßen konnten. 

Erst nach einer Zeit drehte ich mich zum Bett um, um erleichtert festzustellen, dass Yoongi noch immer schlief. Er hatte sich von der Sonne weggedreht und zum ersten Mal traute ich mich, in sein Gesicht zu sehen. Die Neugierde packte mich so, wie sie es eigentlich nur bei einem schlechten Omega tat, aber ich konnte mich selbst nicht aufhalten, näher an der Bett zu treten. Ich blickte nervös in sein schlafendes Gesicht. 

Vielleicht war es die Tatsache, dass er schlief, aber sein Gesicht sah weich aus. Die Gesichtszüge waren sanft und freundlich. Ja... Er hatte ein unfassbar freundliches Gesicht, jung. Ich fragte mich Augenblicklich, wie alt mein Lord eigentlich war. Ich hatte dazu keine Informationen bekommen. Ich hätte meinen Vater fragen können, aber dann wusste ich, dass meine Neugierde mir neue Schläge eingebracht hätte. Vielleicht habe ich es deswegen seingelassen. Jetzt aber, jetzt war die Neugierde wieder da. Ich fragte mich als was er arbeitete. Denn obwohl wir ungefähr die gleiche Größe hatten, wirkte er muskulöser und breiter. Er wirkte stark und das ließ sein doch so freundliches Gesicht für mich plötzlich nicht mehr ganz so freundlich erstrahlen. 

Die Haare waren lang. Sie hatten ein helles braun und doch waren sie etwas zu lang... Er war nicht der Mann, den ich haben wollte. Er war ganz anders als er. Er hatte nämlichen einen großen Körperbau, war breiter mit goldenem Haar. So golden, wie ich es wünschte, dass mein Haar es hätte. Stattdessen musste er sich mit meinem hell blonden, fast weißem Haar zufrieden geben und er hatte es auch getan. Er hatte eine dunklere Hautfarbe und ein kantiges Gesicht. Yoongi war nicht hässlich, aber nicht der Mann, den ich haben wollte. 

Diese Gedanken ließen mich schlecht fühlen, weshalb ich mich wieder zum weit geöffneten Fenster drehte und mich dort wieder hinstellte. Er war ja nicht hässlich, mich hätte es weitaus schlimmer erwischen können. Yoongi hätte ja auch ein Gesicht haben können, welches nicht freundlich, sanft und weich aussah. Vielleicht wird mir das bald gefallen... Wenn ich nach seinen harten, strafenden Schlägen in ein weiches, freundliches Gesicht blicken könnte. Vielleicht aber, war er nur im Schlaf so sanft und entspannt. 

Blue Bird || YoonminWhere stories live. Discover now