11 / Lüge nicht

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Die nächsten Wochen ging es mir nicht so gut. Es war, weil ich plötzlich immer etwas hatte. Kopfschmerzen, leichtes Fieber, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen. Ehrlich war mein Lord auch anders zu mir. Oder vielleicht auch nicht. Er stand wie jeden Morgen auf, wenn ich schon wach war. Er sah mich an, gähnte und ich stieg wieder zu ihm ins Bett.

Was danach folgte, war meist unterschiedlich. Mal hatte mein Lord Lust, mal nicht. Dann stand er entweder sofort auf, um vor mir zu fliehen oder er bette mich vorher, um dann zu gehen. Ich blieb immer alleine in seinem Bett zurück. Mal mit Kuss, mal ohne. Mal mit seinem Samen zwischen meinen Schenkeln, mal ohne. Vielleicht hatte ich das irgendwo verdient. Vielleicht sah mir Yoongi es an, wenn ich den ganzen Tag wieder über ihn nachgedacht hatte. Aber ich konnte nicht anders, wenn ich alleine hier war.

Mein Herz sehnte sich nach meiner Liebe zurück und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.

Das Frühstück nahm ich aber seit ein paar Tagen immer unten am großen Tisch zusammen mit Taehyung ein. Es war mir zur Gewohnheit geworden, den Abend mit der Familie meines Lords zu verbringen. Ich saß dann immer hier, zur Rechten Yoongis und aß. Es schien seiner Familie zu gefallen, dass ich mich häufiger blicken ließ, aber ich verstand nicht, wieso. Vielleicht dachte ich mir das nur aus, weil ich es so wollte.

Weil ich wusste, dass mich noch nie jemand wirklich haben wollte, außer er. Aber jetzt war ich hier. Ich war hier. Hier, im Norden. Hier, am Tisch. Hier, einfach hier...

"Bruder Jimin. Guten Morgen." Ich sah von meiner Schüssel auf, lächelte Jungkook leicht an und ließ es zu, dass er sich neben mich setzte. Er sah mich an und ich legte meinen Löffel Höflichkeitshalber weg. Ich sah ihn kurz an, drehte mich dann zu Taehyung, der in Ruhe sein Essen verzehrte, dass ich ihm erlaubt hatte. "Jimin? Gefällt es dir hier bei uns?", fragte Jungkook leise.

Nein, mir gefiel es hier nicht. Ich 2ill nach Hause. Bitte, lasst mich gehen.

Aber ich konnte das nicht sagen. Ich verlor mein Lächeln, setzte es mir aber sofort wieder auf. "Mein Mann ist gut zu mir." Es wäre doch wirklich alles viel schlimmer, wenn Yoongi gemein zu mir wäre. Es wäre wirklich um einiges schlimmer, wenn er mich prügeln würde, deswegen konnte ich mich nicht beschweren. (Das durfte ich ich auch nicht.) Jungkook hob fragend die Augenbrauen hoch, legte seinen Kopf auf seiner Faust ab. "Mhm...", brummte er. Ich... Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Vielleicht... wenn ich die Wahrheit sagen würde, dass es mir hier nicht einmal ansatzweise gefiel... dann würde ich zurück nach Hause geschickt werden. Aber das war albern von mir.

Ich erlaubte mir ein kleines Auflachen. "Nun. Es ist ziemlich kalt hier. Das gebe ich zu." Und das Essen schmeckte fade. Ich vermisste meine bunten Früchte... Aber es war nichts, was hier wirklich schlimm war. Die Leute waren es vielleicht... aber die Heiden waren bisher eigentlich sehr nett zu mir. Ich konnte nicht sagen, was mir hier nicht gefiel. Aber dann konnte ich auch keine einzige Sachen nennen, die mir hier gefiel... Vielleicht.

Jungkook lachte mit mir auf, schüttelte den Kopf. "Hast recht. Ja, es ist schließlich schon Anfang Herbst." Ja... Ich wusste nicht, was ich daraufhin sagen sollte. Es war kalt und nass die Tage. Er setzte sich gemütlicher in den Stuhl, sah hoch an die Decke. "Du musst meinem Bruder verzeihen, Jimin. Er kann nicht so gut mit seinen Gefühlen umgehen." Mit seinen Gefühlen? Was wollte mir Jungkook damit sagen? Ich wusste es nicht und ich traute mich nicht, nachzufragen. Ich sollte nicht so neugierig sein. Das war schlecht für einen Omega.

"Gehst du nach deinem Frühstück wieder in deine Kirche, Jimin?" Ich... Ich war irgendwie schon länger nicht mehr dort und ich wusste ganz genau, wieso. Weil mich Yoongi immer so schnell verließ, bevor ich überhaupt fragen konnte. "Ich- Ich habe Yoongi nicht gefragt." Ich sollte also nicht gehen. Ich bleibe einfach den ganzen Tag wieder in seinem Zimmer. Wie gestern und wie... den Tag davor. Jungkook sah mich an, als hätte ich auf einer fremden Sprache gemurmelt.

Blue Bird || YoonminWhere stories live. Discover now