08 / Liebe deine Familie

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Obwohl die Blutung schon nach einem Tag vorbei war, da wollte mich Yoongi immer noch nicht betten. Er war sehr schweigsam, legte sich spät Abends erst zu mir und ging früh am Morgen wieder weg. Ich seufzte auf, hörte, wie die Tür zuschlug und biss mir auf die Lippen. 

Es war ich, oder? Er floh vor mir, weil ich aus der Familie der Harpyien stammte und er nicht. Er mochte meine Federn nicht, er mochte mein Blau nicht, er fand meine Füße komisch und ekelig. Mein Ehemann war unglücklich, aber das ging so doch eigentlich nicht. Ich hatte die Pflicht als sein Omega, ihn glücklich zu machen. Aber Yoongi wollte mich nicht einmal zwei Tage nach der Anfang der Blutung betten, obwohl sie schon mindestens einen Tag vorbei war. Er wollte mich nicht und das machte mich traurig. 

Ich ließ mich von Taehyung ankleiden, ging mit ihm zusammen in die Kirche. Als ich nach draußen trat, wehte der Wind kälter, als sonst. Ich schüttelte mich kurz, lief dann aber weiter. Auch wenn die Kirche nicht weit entfernt war, da lag sie heute irgendwie weiter weg, so hatte ich das Gefühl. Jeder Schritt mühsam und anstrengend. Vielleicht bekam ich eine Erkältung durch den vielen Regen, vielleicht hätte ich heute im Bett sein sollen. 

In der Kirche bedankte ich mich bei Gott. Ich bedankte mich, dass ich auch heute Nacht nicht vergewaltigt worden war. Dass mir mein Mann meinen Körper ließ und nicht zu viel verlangte. Ich entschuldigte mich auch viel. Ich entschuldigte mich für mein Verhalten, für die Blutung und für die Gedanken. Ich versprach Gott hoch und heilig, dass ich beim Betten mit Yoongi nicht mehr an ihn denken werde. Dass ich mir wirklich einfach ein kleines Leben wünschte. Ich versprach ihm, gut zu sein. Für Yoongi, für meine neue Familie, für mein baldiges Kind. Ich strengte mich doch jeden Tag so unfassbar an. 

"Lord Jimin!" Ich öffnete die Augen, sah Seokjin an und verbeugte mich tief vor dem Alpha. Vor ihm musste ich mich nicht fürchten, denn er stand im Dienste Gottes. Er war wahrscheinlich der einzige gute Alpha hier. Er lächelte mich breit an, deutete auf die Bank. "Setz dich. Es gibt endlich einen Brief von deinem Vater." Von Vater? 

Ich lächelte breit, beeilte mich zur Bank und setzte mich neben meinen Pastor. Er holte schnell einen Zettel aus der schwarzen Robbe, räusperte sich. "Dein Vater ist mit allen heil und ohne Probleme im Süden angekommen. Der Brief ist sehr knapp, was mich ein wenig wundert..." Ich schüttelte den Kopf. Als wenn Vater viel Tinte an mich verschwenden wollte. "Das ist kein Problem, Vater. Was schreibt er noch?" Der Pastor überflog die letzten Zeilen, lächelte mich leicht an. "Dein Vater wünscht von dir, ein baldiges Enkelkind. Er will sobald wie möglich, dass du mit Lord Min ein kleines Kind haben wirst." 

So etwas würde Vater nicht schreiben. Er würde von mir verlangen, dass ich schnellst möglichst ein Kind in mir habe. Er würde sagen, dass ich als eine Hure durchaus dazu in der Lage wäre. Aber vielleicht irrte ich mich. Vielleicht schrieb Vater diese lieben Worte, weil er wusste, dass Pastor Seokjin sie bekommen würde. Ich wusste nicht, ob es die lieben Worte des Pastors waren oder doch die meines Vaters. Es spielte auch keine Rolle. 

"Danke, Vater." 

Es hatte mir meinen Morgen besser gemacht. Jetzt wusste ich, dass meine Familie heil angekommen war. (Ohne mich). Dass sie wieder zu Hause waren. (Ohne mich). Und dass sie ihr Leben im Süden leben konnte, wie gewohnt. (Ohne mich). Stattdessen war ich hier hoch im Norden, in der Mitte von Heiden und es interessierte Vater kein Stück, dass er mir wünschte, das Kind eines Bastards auszutragen. Ich seufzte tief auf, bevor ich mich erhob. Die Schwärze trat mir vor die Augen und dennoch verbeugte ich mich tief. Ich hatte heute Morgen genug Zeit in der Kirche verbracht. Mein Alpha wunderte sich bestimmt schon, was ich hier machte, wenn nicht beten. "Auf Wiedersehen, Lord Jimin."

Aber vielleicht war ich meinem Alpha auch einfach vollkommen egal. Deswegen sah mich Yoongi auch nicht mal mehr an.

Der Weg zurück war genauso mühselig, wie der Hinweg und es tat mir für Taehyung leid, dass er mit mir so langsam laufen musste. Ich atmete tief durch, zwang mich zu einem Lächeln. Ich strich mir mein Gewand zurecht, seufzte dann auf. "Taehyung? Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen. Wegen mir bist du jetzt mit mir hier..." 

Blue Bird || YoonminWhere stories live. Discover now