30 / Glaube an Gott

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Die dicke, warme Decke war endlich fertig und obwohl ich so stolz darauf war, sie noch beendet zu haben, bevor wir abreisten, war ich einfach zu schüchtern. Ich wusste selbst nicht genau, wieso mich der Gedanke, meine Strickerei als Geschenk Yoongis Mutter zu geben, so verlegen machte. Es war schön geworden.

Aber was ist, wenn sie es nicht mochte? Wenn sie sie nicht brauchte? Wenn ihr die Farbe dann doch nicht gefiel und das Muster für sie ganz schrecklich war. Was ist, wenn sie das Geschenk nicht annehmen wollte, weil es von mir kam, weil sie mich eigentlich nicht mochte?

Diese Gedanken machten mich verrückt und deswegen sah ich Yoongi nur still dabei zu wie er einen Tag vor unserer Abreise schon anfing unsere Koffer zu packen. Es faltete meine Kleidung und packte sie ein und ich starrte ihn nur an und dachte und dachte und dachte immer wieder dasselbe.

Es war eine blöde Idee, irgendein Geschenk geben zu wollen. Ich war ja so blöd. So dämlich, dämlich, dämlich.

Aber vielleicht würde es ihr dann doch gefallen. Sie wäre dankbar, etwas zu haben, was alle nachts wärmer halten würde. Ich hatte mich wirklich angestrengt und die Decke war so groß, dass sie auf das ganze Bett passte. Es sollte sie mit Dankbarkeit erfüllen, aber dann vielleicht... fand sie die Farbe doch hässlich und ich-

Ich bemerkte gar nicht, dass Yoongi schon fertig war, sich neben mich selbst und die dicke Decke auf seinen Schoß legte.

"Sie ist schön geworden. Die hast du gestern fertig gemacht?"

Sie ist schön geworden? Das sagte mein Lord doch nur, weil er mich vor der Reise nicht traurig machen wollte. Weil kein Alpha, kein Ehemann, einen nervigen und weinenden Omega herumschleppen wollte. Das meinte er doch gar nicht wirklich ernst. Nein, nein, das tat er nicht.

Und trotzdem nickte ich.

Ich hatte mich so angestrengt, sie fertig zu machen. Wieso fühlte ich die Scham dann tief in mir? Ich wollte sie für seine Mutter machen und jetzt konnte ich sie ihr nicht geben. Weil das von Anfang an eine schlechte Idee gewesen ist. Und ich dachte, dass sie gut war, aber das war sie nicht. Yoongis ganze Familie wird mich dafür auslachen und Yoongi wird mich nie wieder irgendwohin mitnehmen, wenn ich ihn so beschämte.

"Sie ist für meine Mutter, nicht wahr? Gibst du sie ihr dann heute Abend?"

Heute Abend schon. Ich atmete tief durch. Vielleicht sollte ich einfach lügen und sagen, dass ich sie wieder mit ins Anwesen nehmen wollte. Ich sollte lügen und sagen, dass ich sie für mich gemacht hatte. Aber ein guter Omega log nicht, besonders log ein guter Omega seinen Alpha nicht an.

"Wird es ihr gefallen?", fragte ich Yoongi stattdessen leise. Yoongi kannte seine Mutter. Er würde mir bestimmt gleich die Wahrheit sagen. Sie würde ihr nicht gefallen. Sie wollte kein Geschenk von mir haben. "Oh ja, da bin ich mir sicher. Sie hat mich schon die ganze Zeit gefragt, woran du so viel arbeitest."

Das hatte sie?

Ich starrte lange auf die verwebte Wolle und zuckte dann mit den Schultern. "Ich musste schnell machen. Da sind bestimmt ein paar Fehler drin." Weil ich ich dann vielleicht nicht gut genug angestrengt hatte. Yoongi lachte ein bisschen, drückte seine Schulter an meine. "Das ist doch nicht so schlimm. Das hast du gut gemacht."

Es lobte mich. Er findet sie schön. Mein Alpha findet meine Strickerei schön. Ich konnte mich das verlegene Lächeln einfach nicht unterdrücken, spielte schüchtern mit meinen Finger und starrte mit warmen Wangen in meinen Schoß.

"Findest du wirklich?", fragte ich leise. Yoongi lachte noch lauter, ließ seine Hand in meine Haare gleiten und verwuschelte mir mein Blond. "Natürlich, kleiner Omega."

Blue Bird || YoonminWhere stories live. Discover now