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April 2025

Es war bereits nach acht, als Robert die Haustür der Altbauvilla in Grunewald aufschloss und trotzdem war es noch nicht dunkel draußen. Dass mochte er daran, dass es nun abends wieder länger hell war: Wenn er spät nachhause kam, hatte er das Gefühl trotzdem noch etwas vom Tag zu haben. Der Dunkelblonde hielt kurz inne, verharrte einen Moment im Flur und sog den Geruch ein. Es roch nach Zuhause, nach ihrem Zuhause.

Leise, um die Zwillinge nicht zu wecken, falls sie schon schlafen sollten, schlich er ins Wohnzimmer, wo er die beiden Racker auf ihrer Krabbeldecke unter dem Spielbogen fand. Sie sahen keineswegs so aus, als wären sie annähernd soweit schon zu schlafen, beobachteten fasziniert die über ihnen hängenden Plüschtiere, brabbelten vor sich hin.

In der, zum Wohnzimmer offenen, Küche sah er dann auch seine Frau, die mit dem Rücken zu ihm stand und leise vor sich hin summte, während sie anscheinend in irgendwelchen Kochtöpfen rumrührte. Robert nahm sich einen Moment bis er auf sich aufmerksam machte, um sich dieses Bild einzuprägen, von seiner Familie.

Ella war schließlich die erste, die seine Anwesenheit bemerkte, fing so gleich heftig an zu strampeln und streckte ihm ihre Ärmchen entgegen, als sie ihren Papa im Türrahmen stehen sah.

„Hallo, mein Löckchen.", grinste er, nahm seine Tochter auf den Arm, die ihm sofort ein zahnloses Lächeln schenkte. Seit einer Woche machte sie das und Robert ging jedes Mal das Herz auf, wenn sie ihn so anstrahlte. Sie war ein Papa-Kind, durch und durch - Auch, wenn Annalena ihm da sicher widersprechen würde.

Diese hatte inzwischen auch bemerkt, dass Robert zuhause war, kam lächelnd auf ihn zu. „Dass du dich immer so anschleichen musst...", schüttelte sie lächelnd den Kopf, drückte ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. „Hi.", murmelte sie gegen seine Lippen. „Da bist du ja endlich."

„Entschuldige.", erwiderte Robert zerknirscht. Er hatte ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, wenn er Annalena, die momentan noch im Mutterschutz war, mit den Babys allein ließ, aber leider gab es als Minister keine klassische Elternzeit. Nach der Geburt der Zwillinge vor zwei Monaten hatte er sich zwar erst einmal freigenommen und er versuchte auch jetzt möglichst viele Termine über Videokonferenzen von zuhause aus zu erledigen, aber es kam natürlich trotzdem vor, dass er als Wirtschaftsminister irgendwelche Unternehmen besuchen oder auch mal Auslandsreisen machen musste. Aber heute war er auch noch spät dran und das konnte der Dunkelblonde gar nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. „Ich wurde aufgehalten im Ministerium.", erklärte er schuldbewusst.

„Schon gut. Das sollte kein Vorwurf sein, Rob.", erwiderte die Brünette, streichelte ihm beruhigend über die Wange. „Wir drei kommen schon klar. Es ist alles gut, Schatz." Sie nahm ihm Ella ab, damit Robert nun ihren Sohn, der inzwischen ebenfalls bemerkt hatte, dass er zuhause war, auf den Arm nehmen konnte.

„Hallo Mucki.", murmelte Robert, drückte Theo einen Kuss auf die Schläfe.

Annalena schaute ihn mit einem verliebten Lächeln an, schüttelte trotzdem leicht den Kopf. „Ich frag' mich immer noch wie du auf diese Spitznamen gekommen bist...", lachte sie, während sie mit Ella in die Küche ging, um nach dem Essen zu sehen. Sie drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn, ehe sie die Kleine in den Neugeborenen-Aufsatz ihres Hochstuhls legte.

Robert folgte ihr grinsend. „Na das ist doch ganz einfach. Ella ist mein Löckchen, weil sie so süße blonde Löckchen hat. Und Theo- Naja...Theo ist halt einfach mein Mucki." Sein Blick fiel auf die Töpfe, in denen Annalena noch immer herumrührte. Er zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Du...kochst!??", fragte er ungläubig, wohlwissend, dass Kochen weder zu den Interessen noch zu den Talenten seiner Frau zählte. Normalerweise überließ sie das nur allzu gerne ihm.

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