• come down, we can talk, we can talk like •

505 40 104
                                    

November 2009

„Sie hat wirklich Schluss gemacht.", murmelte Paul zum wiederholten Mal in der letzten Stunde, starrte stur auf die Getränkekarte auf dem Tisch und trank anschließend den letzten Schluck seines vermutlich sechsten oder siebten Bieres.

Robert und Hinrich, die rechts und links von ihm an dem runden Tisch mitten in der völlig überteuerten Kneipe auf der Reeperbahn saßen, schauten ihn mitleidig an. Ursprünglich hatten die beiden Brüder heute Abend einen Filmabend in Roberts Zimmer machen wollen. Doch dieser Plan wurde jäh zerstört, als bei Minute 29 plötzlich ein völlig fertiger Paul herein kam und ihnen unter Tränen offenbarte, dass Carla gerade mit ihm Schluss gemacht hatte.

Nachdem die Brüder ihn eine ganze Weile versucht hatten zu trösten, befanden sie schließlich, dass dem Dunkelhaarigen bei seinem ersten richtigen Liebeskummer nur Alkohol helfen würde - Und so saßen sie schließlich seit einiger Zeit in der Kneipe. Robert hatte auch nicht gedacht, dass er seinen Kumpel, der bis vor ein paar Monaten noch der Aufreißer schlechthin gewesen war, mal wegen eines gebrochenen Herzens trösten würde. Viel hatte Paul ihm vorhin auch nicht erzählt, warum Carla sich so plötzlich von ihm getrennt hatte und nun war sein Mitbewohner so dicht, dass er wohl kaum noch in der Lage war, ihnen vernünftig zu erzählen, war Carla gesagt hatte.

Robert hatte aus Sympathie mit Paul ebenfalls ziemlich viel getrunken und da er sonst eigentlich nicht so viel trank, war er inzwischen selbst ziemlich betrunken. Einzig Hinrich schien noch einigermaßen bei Sinnen zu sein. Er war es schließlich auch, der seinen Bruder und dessen Kumpel davon überzeugte, dass das nun langsam genug Alkohol gewesen war und sie dazu überredete, die Kneipe zu verlassen.

Sie stolperten auf die Straße, wo das Nachtleben der Reeperbahn in vollem Gange war. Es war voll, laut und an jeder Ecke standen Frauen, die sich halbnackt vor ihnen räkelten. Vor einem Schaufenster, in dem gleich zwei Frauen standen, blieb Paul schließlich stehen, schaute mit großen Augen hinein, drückte seine Nase beinahe gegen die Scheibe.

„Komm', alter.", murmelte Hinrich und zog den Älteren von der Scheibe weg. Sein Bruder, der ein wenig abseits daneben stand, war ihm keine große Hilfe.

„Lass mich!", lallte Paul und riss sich von Hinrich los. „Ich will da jetzt rein!"

„Rob..." Hinrich schaute hilfesuchend zu seinem Bruder.

Dieser zuckte nur abwesend mit den Schultern. „Lass ihn doch...Vielleicht brauch' er das.", nuschelte er.

Ungläubig schaute der Jüngere seinen Bruder an. Robert musste schon wirklich betrunken sein, wenn er freiwillig in so ein Etablissement ging. Normalerweise war er viel zu sehr Gentleman dafür und würde sich vermutlich mit Händen und Füßen wehren, bevor er so einen Laden betrat.

Zähneknirschend gab Hinrich nach. Die zwei hatten ihn überstimmt. Wohl war ihm dabei zwar nicht, aber noch unwohler fühlte er sich mit dem Gedanken, Paul und Robert allein in diesen Strip-Club gehen zu lassen. Wer weiß, was sie in ihrem Zustand da am Ende anstellen würden...

So betraten sie schließlich Susis Show Bar, in dessen Innerem sie von lauter Musik und grellem Neon-Licht empfangen wurden. Es war heiß, stickig und es roch nach Alkohol, Zigarettenrauch und falschen Entscheidungen, die man spätestens morgen früh bereuen würde.

Die drei suchten sich einen freien Tisch, der zu Hinrichs Unbehagen direkt vor der Bühne stand. Die Augen von Robert und Paul wurden immer größer, als sie die halbnackten Frauen vor sich tanzen sahen. Eine schien es seinen älteren Bruder ganz besonders angetan zu haben und Hinrich konnte nicht anders, als festzustellen, dass die kleine brünette Tänzerin eine gewisse Ähnlichkeit mit Annalena hatte.

golden ageजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें