• come down to the rocks where we would bathe in the river's arms •

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Mai 2008

Die Luft im Waschkeller ihres Wohnheims war warm, feucht und es lag ein intensiver Geruch von verschiedenen Waschmitteln und Weichspüler im Raum. Mühsam bugsierte Annalena ihren vollgepackten Wäschekorb, in dem sich ihre dreckige Wäsche von bestimmt zweieinhalb Wochen türmte, durch den schmalen Flur.

Sie hörte bereits das leise Surren der Maschinen, was ihr verriet, dass sie wohl nicht allein war. Das überraschte sie irgendwie ein wenig. Welcher Student verbrachte schon seinen Samstagabend freiwillig im Waschkeller?! Sie war auch nur hier, weil sie schon seit Tagen Halsschmerzen hatte und es wirklich nicht riskieren wollte vor der nächsten Klausurenphase so richtig krank zu werden. Außerdem musste sie dringend mal wieder waschen, wenn sie nächste Woche noch mit frischer Unterwäsche herumlaufen wollte.

Immerhin musste sie ihren Abend dann nicht völlig allein hier verbringen. Denn im Studentenwohnheim war es nicht so, dass man seine Wäsche einfach in eine freie Waschmaschine legen, das Schnellwaschprogramm einschalten und seine Wäsche später wieder abholen konnte. Nein, man musste seine Waschmaschine den ganzen Waschvorgang akribisch bewachen, wenn man nicht wollte, dass ein anderer Student die Wäsche einfach aus der Maschine nahm oder am Ende sogar noch klaute. Diese Tatsache machte das Waschen für Annalena zu ihrer meistgehassten Aufgabe seit sie an der Uni war. Es nahm einfach so unfassbar viel Zeit in Beschlag. Zeit, die sie wirklich lieber in andere Dinge investieren würde.
Aber dass sie immerhin nicht die einzige bemitleidenswerte Seele war, die den ganzen Abend hier hocken musste, das heiterte sie irgendwie auf.

Doch als sie sah, wer da auf dem Boden vor den Waschmaschinen saß, den Rücken an eine der Maschinen gelehnt und völlig in ein dickes Buch vertieft, verflog die Freude sogleich wieder.

„Was machst du denn hier?", fragte sie.

Er zuckte zusammen, hatte anscheinend überhaupt nicht gemerkt, dass er nicht mehr allein war. Ein schiefes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als er sie sah.

„Annalena...Hi."

Er musterte sie intensiv. So...leger hatte er sie schließlich noch nie gesehen. Sie war ungeschminkt, hatte ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden und trug nur eine Jogginghose und ein dünnes Spitzentop. Nichtmal einen BH hatte sie an und sie konnte ganz genau sehen, wie sein Blick einen Augenblick zu lang an ihrem Dekolleté kleben blieb.

„Verfolgst du mich jetzt schon?", fragte sie misstrauisch und ließ seinen Blick nun ihrerseits über seinen Körper schweifen. Er sah zu gut aus mit seiner grauen Jogginghose und den verstrubbelten Haaren. Bloß sein T-Shirt wirkte etwas schmuddelig.

„Das müsste ich aber eher dich fragen. Ich war schließlich zuerst hier.", grinste er.

„Das hättest du wohl gerne.", erwiderte sie nüchtern und stellte ihren Wäschekorb ab.

„Was machst du eigentlich hier? An einem Samstagabend?", fragte sie argwöhnisch, während sie anfing ihre Wäsche zu sortieren und die hellen und dunklen Kleidungsstücke in die Waschmaschinen zu werfen. Sie hatte zwar inzwischen gemerkt, dass er Partys eher mied. Aber dass er seinen Abend allein im Waschkeller verbrachte...So introvertiert war Robert dann auch nicht.

Er zuckte mit den Schultern. „Paul hat nh' Socke an die Türklinke gehangen und somit für heute Abend unser Zimmer besetzt. Ich wusste nicht, wo ich hin soll. Da dachte ich mir, dass ich auch einfach mal wieder Wäsche waschen könnte."

Annalena verdrehte schnaubend die Augen, hatte fast ein bisschen Mitleid mit ihm, dass ihm - quasi vorübergehend obdachlos - kein anderer Ort als der Waschkeller einfiel, um seinen Samstagabend zu verbringen. „Hatte der Typ eigentlich auch schon mal eine Geschlechtspartnerin länger als eine Nacht?"

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