• and getting ready to dance •

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Oktober 2009

„Weißt du schon, was du nach dem Jahr hier machen willst?"

„Hmm?" Annalena, die bis dato friedlich in seinen Armen vor sich hin gedöst und dem Regen, der von draußen gegen die Fensterscheibe plätscherte, gelauscht hatte, schreckte hoch.

„Na, wenn das letzte Jahr an der Uni vorbei ist. Weißt du schon, was du dann machen willst?", fragte er noch einmal.

„Den Master, denk' ich.", erwiderte sie schulterzuckend. „Was anderes kommt doch eigentlich nicht in Frage. Wenn man in dieser Welt was erreichen will, dann kommt man mit dem Bachelor vermutlich nicht so weit."

„Und wo?", fragte er neugierig.

Annalena biss sich auf die Lippen, haderte noch kurz, ob sie ihm das erzählen sollte. Sie hatte noch niemandem davon erzählt. „Es ist nur eine Idee, aber...Ich überlege, mich in London zu bewerben. An der LSE."

Sie spürte, wie er hinter ihr schluckte, bevor er ihr antwortete. „An der LSE?"

„Ja, ich weiß. Die Chancen, dass ich da reinkomme, sind gering, aber ich wollte schon immer mal im Ausland studieren. Ich will's wenigstens versuchen."

„Die wären doof, wenn sie dich nicht nehmen würden.", sagte er sanft.

Sie lächelte leicht. „Danke, Robert.", sagte sie leise. „Und was hast du vor?"

„Ich glaub', ich werd' mich für den Master irgendwo im Süden bewerben. Mal weg von zuhause, weißt du? Vielleicht München oder Freiburg."

„Als wir da waren, hast du gesagt, du kannst den bayerischen Dialekt - Zitat - nicht ertragen.", warf Annalena grinsend ein.

Er zuckte grinsend mit den Schultern. „Na dann wird's wohl Freiburg."

„Klingt gut.", lächelte sie. „Du müsstest mich jetzt übrigens mal loslassen.", sagte sie schließlich.

„Warum?", grummelte er, machte keinerlei Anstalten sie loszulassen und zog seinen Arm stattdessen nur noch fester um ihre Taille.

„Weil ich mal auf die Toilette muss.", kicherte sie. „Und das würde ich dann doch gerne allein machen."

„Na gut, ausnahmsweise.", grinste er.

Widerwillig ließ er sie los, rollte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. Um ehrlich zu sein, hatte er gehofft, dass sie - wie auch immer - irgendwie in der selben Richtung landen würden nach dem Studium. Er hatte den Gedanken bisher erfolgreich verdrängt, aber die Aussicht, dass sie weniger als ein Jahr miteinander hatten und er sie danach wohl nie wieder sehen würde, bereitete ihm Bauchschmerzen.

Er wälzte sich unruhig hin und her - etwas, das er immer machte, wenn er zu viel nachdachte - bis er vor lauter Hin und Herbewegen eins ihrer Kissen auf den Boden warf.

Genervt beugte er sich hinunter, wo das Kissen unter ihr Bett gerutscht war. Blind tastete er den Boden ab, bis er plötzlich auf einen Kiste stieß. Neugierig zog er den kleinen Karton unter dem Bett hervor. Er war halb offen, aber er konnte leider dennoch nicht erkennen, was darin war. Bevor er hinein sehen oder sich Gedanken darüber machen konnte, ob er gerade nicht ein bisschen zu sehr in ihre Privatsphäre eindrang, kam Annalena auch schon wieder ins Zimmer.

„Hey, ich hab' gerade überle-", setzte sie an, erstarrte jedoch augenblicklich, als sie ihn mit der Kiste auf dem Bett sitzen sah.

„Was- W-Woher hast du das?", stammelte sie, während ihr Gesicht inzwischen die Farbe der schneeweißen Tapete hinter ihr angenommen hatte.

„Ähh...Die war unter deinem Bett. Das Kissen ist runtergefallen. Ich wollte nicht...rumschnüffeln oder so.", erklärte er verlegen. „Was ist denn das?", fragte er neugierig, als sie noch immer wie angewurzelt im Türrahmen stand. Vorsichtig lugte er in den Karton hinein.

golden ageOnde histórias criam vida. Descubra agora