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Oktober 2008

Es war der erste Tag des dritten Semesters. Annalena stand vor dem Schwarzen Brett der Uni und studierte die Aushänge, in der Hoffnung vielleicht auf irgendeinen interessanten Nebenjob zu stoßen. Frustriert, weil sie so gar nichts annähernd annehmbares fand, schulterte sie ihren neuen Rucksack, den sie sich im Sommerurlaub mit ihrer Familie gekauft hatte.

Ihr Blick schweifte durch den Flur, studierte die Erstsemester, die mit panischem Gesichtsausdruck durch die Gänge auf der Suche nach ihrem Hörsaal liefen und die Studenten der höheren Semester, die zumindest so taten, als hätten sie irgendeinen Plan.

Aber den dunkelblonden Haarschopf, den sie eigentlich suchte, den konnte sie zwischen den ganzen Köpfen nicht erkennen. Den ganzen Morgen freute sie sich schon darauf ihn endlich wiederzusehen. Um ehrlich zu sein hatte sie ihn den Sommer über fast schon vermisst, hatte es vermisst sich mit ihm zu streiten. Dieser Ausgleich hatte ihr schlicht gefehlt und auch, wenn sie sich in den Ferien zuhause in Pattensen natürlich auch ausreichend mit ihren Schwestern gezofft hatte, war das einfach nicht dasselbe gewesen wie mit Robert.

Und natürlich hatte es ihr auch gefehlt mit ihm zu schlafen. Nicht nur einmal hatte sie in der Dusche oder wenn sie abends im Bett gelegen hatte daran gedacht, wie es sich mit ihm anfühlte, wie es war, wenn er sie leckte oder sie mit seinen Fingern um den Verstand brachte. Und nicht nur einmal hatte das darin resultiert, dass sie die Dinge...nun ja...selbst in die Hand genommen hatte.

Aber an die Realität, an ihn kam ihre eigene Hand einfach nicht ran und sie konnte es gar nicht erwarten ihn endlich wiederzusehen, ihn zu küssen und mit ihm zu schlafen - Auch, wenn sie ihm das ganz sicher niemals sagen würde.

Sie zuckte zusammen, als ihr plötzlich jemand von hinten auf die Schulter tippte. „Entschuldige." Sie drehte sich um und blickte in das Gesicht eines Jungen, der sie schief angrinste. „Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich Hörsaal 4 finde? Ich komme mit diesem Lageplan einfach nicht klar." Verlegen deutete er auf den zerknitterten Plan in seiner Hand.

„Sicher.", erwiderte sie lächelnd und nahm ihm den Plan aus der Hand. Irgendwas an dem Jungen gefiel ihr. Er wirkte so charmant verpeilt irgendwie. „Also...Du gehst da geradeaus, dann links und dann ist es der dritte Raum auf der rechten Seite."

„Danke.", erwiderte der Junge erleichtert.

„Kein Problem.", erwiderte Annalena und drückte ihm den Plan wieder in die Hand. „Erster Tag?"

„Jap.", antwortete er und fuhr sich durch die hellblonden Haare.

„Na dann viel Glück."

Sie wollte sich schon wieder abwenden, als der Junge sie aufhielt. „Warte mal..." Sie drehte sich erneut zu ihm um. „Das klingt jetzt sicher komisch, aber würdest du mal einen Kaffee mit mir trinken gehen? Oder Tee? Oder irgendwas anderes?"

Annalena lachte geschmeichelt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na du gehst aber ran.", grinste sie. „Ich kenn' dich ja überhaupt nicht. Was studierst du denn eigentlich?"

Sie fand ihn zwar wirklich sympathisch und irgendetwas an seiner Art zog sie an, aber sie konnte sich schließlich nicht einfach mit einem Wildfremden verabreden.

Der Junge grinste sie erneut schief an und jedes Mal, wenn er so lächelte, dann hatte sie das Gefühl gerade ein Déjà-Vu zu erleben. Sie kannte dieses spitzbübische, schelmische Grinsen irgendwo her. Wer weiß...Vielleicht hatten sie sich ja schon mal irgendwo getroffen.

„Biologie und Philosophie.", erwiderte er.

„Das ist ja eine wilde Mischung.", lachte sie, fragte sich wirklich, wie diese beiden Fächer zusammenpassten.

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