Chapter 15

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Ich nahm einmal tief Luft. Als ich gerade zum Reden ansetzte, klopfte es an der Tür, die daraufhin geöffnet wurde. Allison schaute durch den Spalt.
Fünf schaute genervt zu ihr.

„Fünf, die zwei Sparrows, die umgebracht wurden, wo sollen die hin?"

Jetzt hob ich meinen Kopf und starrte Allison mit weit aufgerissenen Augen an. Was hat sie da bitte gerade gesagt? Zwei von meinen Geschwistern wurden... umgebracht?

„W-Was?"

Jetzt schaute Allison mit einem fragenden Blick zu mir.

„Weißt du nicht mehr? Zwei von deinen Geschwistern wurden umgebracht, als ihr gegen Harlan gekämpft habt."

Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich starrte Allison einfach nur weiter an. Sie schaute mich nur fragend an.

„W-Wer-?"

„Ach, so eine schwarz haarige und so ein Typ, der irgendwie komisch aussah."

„Wer hat sie umgebracht?"

Meine Stimme wurde nun fester.

„Harlan. Wieso?"

Meine Augen wurden rot, meine Adern wieder langsam schwarz und um meine Fingerspitzen tobten jetzt wieder Blitze. Fünf legte seine Hände direkt um meine.

„Hey, ganz ruhig bleiben. Allison, das darfst du gerne alleine machen, da du ja auch diesen wunderbaren Deal ausgehandelt hast."

Fünf grinste sie sarkastisch an. Sie verdrehte nur die Augen und ging dann wieder. Ich starrte weiterhin auf die Tür und wurde immer wütender.

„Leah, du-"

Ich stand schnell auf und lief im Raum herum, während ich mir die ganze Zeit durch die Haare fuhr.

„Nein! Nein nein nein nein nein. Das- Das kann nicht sein. Sie können nicht tot sein!"

„Leah-"

„Sie- sie können nicht tot sein! Ich- Ich kann mich nicht daran erinnern!"

„Du wurdest wahrscheinlich so stark getroffen, dass du deine Erinnerungen daran verloren hast."

Ich lief weiter panisch im Raum herum. Das kann einfach nicht sein! Wieso sollten sie tot sein?

„Fünf sie- sie können nicht tot sein! I-Ich-"

Fünf stand schnell auf und kam zu mir. Er nahm mich wieder in den Arm, obwohl ich einfach nur weiter ins Nichts starrte und mir Tränen über die Wangen liefen.

Wieso sollten Jayme und Alphonso tot sein? Sie waren doch stark? Warum sind dann nicht alle anderen auch gestorben? Warum bin ich nicht gestorben? So viele Fragen gingen mir gerade durch den Kopf.

„Das- Das kann nicht sein..."

Fünf strich mir über meinen Rücken, während mein Kopf auf seiner Brust lag. Er atmete gleichmäßig, worauf ich mich versuchte zu konzentrieren.

„Also, wir setzten uns jetzt hin. Und dann erzählst du mir alles in Ruhe. Von Anfang an. Okay?"

Ich nickte nur, woraufhin wir zur Couch gingen und uns wieder setzten. Ich war immer noch total überfordert, atmete dann aber wieder ganz tief durch und starrte auf meine Hände.

„Wo fange ich am besten an?"

„Am besten ganz am Anfang."

„Vor neun Jahren, hat mich mein Vater ins Kinderheim gebracht. Dort lebte ich dann und fand dort schließlich auch heraus, dass ich Kräfte habe. Das war ein Jahr, bevor Dad mich adoptierte. Als ich dann mit 14 adoptiert wurde, haben meine Geschwister erstmal nicht wirklich auf mich geachtet."

Ich atmete nochmal tief durch, da jetzt ein schwieriger Part für mich kommen würde.

„Sie sahen mich zwar schnell als Respektsperson und als ‚zweite Anführerin' aber sie redeten hinter meinem Rücken schlecht über mich. Sie fanden das mit meinen Augen komisch und sie verstanden nicht, wieso ich meine Kräfte noch nicht ganz kontrollieren kann. Irgendwann kam dann das mit meinen Adern dazu. Erst war es aber so, dass sie nur unter meinen Augen und an meinen Unterarmen sichtbar wurden, wenn ich sauer war oder meine Gefühle einfach zu viel wurden."

Jetzt sah ich zur Tür, um die nächsten Minuten verkraften zu können.

„Ben war immer der Einzige, der hinter mir stand und nicht schlecht über mich geredet hat. Er... er hat mich immer verteidigt. Ich fing schnell an, meine Gefühle zu verstecken. Nur bei Ben habe ich ein bisschen von ihnen gezeigt. Ben hat auch immer als Einziger mit mir meine Kräfte trainiert."

Ich schaute nun wieder auf meine Hände.

„Vor ein paar Tagen ist das dann mit meinen Adern passiert. Sie haben nicht mehr ihre Farbe verloren, sondern haben sich nur leicht abgeschwächt. Ben war der Einzige, der mich nicht komisch angeguckt hat, sondern sich Sorgen gemacht hat."

Fünf hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu - das war tatsächlich auch neu für mich.

„Weißt du, du erinnerst mich sehr stark an ihn."

Als ich das sagte, schaute ich ihm in die Augen. Er musste dabei leicht schmunzeln.

„Ich denke mal, ich nehme das als Kompliment."

Ich musste leicht lächeln und schaute wieder auf meine Hände. Ich war noch nie gut in Augenkontakt halten.

„Aber was ist das mit deinen Adern? Du hast Sloane gesagt, dass du das weißt."

Jetzt wurde ich nervös. Das hatte ich noch nicht mal Ben erzählt. Ich wackelte mit meinem Bein hin und her, woraufhin Fünf seine Hände wieder auf meine legte. Ich schaute kurz zu ihm und dann aber wieder direkt auf den Boden.

„Da lebt... etwas in mir. Es... es ist mein Schatten. Jeder hat einen Schatten, aber normalerweise leben sie nicht. Meiner lebt- warum auch immer. Er tyrannisiert mich, weil er raus will. Das sieht man, wenn meine Adern schwarz werden. Er versucht es immer wenn ich sauer bin, da er da die besten Chancen hat. Aber ich lasse ihn nie raus, da ich nicht weiß, was er alles anrichten wird und dann fängt er mit dem Tyrannisieren an. Das führt meistens zu Bewusstlosigkeit bei mir."

Jetzt war ich noch nervöser. Ich hatte es tatsächlich erzählt. Dem eigentlichen Feind. Obwohl ich Fünf irgendwie nicht als Feind sehe. Was wird er jetzt sagen oder was denkt er gerade?

Doch er sagte nichts. Nein. Er nahm mich wieder in den Arm.

„Ich weiß, dass es dir sehr schwer gefallen ist, mir das gerade zu sagen. Das schätze ich sehr..."

Ich musste wieder lächeln.
Was macht dieser Junge nur mit mir?

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Number X | Five HargreevesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt