Kapitel 33

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Run on for a long time

It is easier to forgive an enemy than to forgive a friend.

William Blake

33

Levi

Ich wusste nicht, was ich von dem stämmigen, alten Mann halten sollte, der langsam auf einem Holzbein die Treppe hinab, in den Keller kam.
War das wieder einer von Azriels "Freunden"?
Ich hatte genug von dieser Art von Leuten. Fineas war eine Hausnummer für sich und ich konnte nur hoffen, dass dieser hier nicht zum Problem werden würde, ansonsten würde ich mich dieses Mal darum kümmern.
»Sieh mich nicht so an, ich weiß was du denkst. « Er wusste also was ich denke, ja?
»Das ist Samael, ein alter Freund.« Ich zog eine Augenbraue hoch, noch bevor ich darüber nachdenken konnte.
»Du meinst, ein alter Freund wie der andere es war, ja? «
Azriel rollte mit den Augen.
»Ich wusste nicht, das Alessandei Tod ist und sein Sohn vollkommen abgedreht ist.« Natürlich wusste er das nicht, dennoch war etwas mehr Skepsis wohl nicht verkehrt.
»Ich weiß, schon klar. Tut mir Leid. Ich bin nur lieber etwas vorsichtig, weißt du?« Seine Gesichtszüge wurden weicher, als er die Hand hob und sie sanft an meiner Wange platzierte. Meine Haut begann Augenblicklich zu Kribbeln, als würde sie in Flammen stehen, während die altbekannte und doch so fremde Wärme sich wieder in mir ausbreitete.
Ich hegte den Wunsch mit ihm alleine zu sein, ich wollte, dass er mich berührte, egal wie schwierig die Situation jetzt grade war. Ich brauchte und wollte seine Nähe, mehr als alles andere.  Und doch empfing mich Samael mit einem leichten, wissenden Grinsen.
»Ihr könnt eine Weile bleiben, ein paar Tage, bis ihr euch ausgeruht habt. In der Zeit schmieden wir ein paar Pläne.«
Wir? Ich kannte ihn nicht und er begann gleich über die ganze Sache zu reden, als wären wir die drei Musketiere? Nein, so leicht würde ich es ihm nicht machen.
»Wir kommen schon klar, danke. In ein paar Tagen sind wir wieder weg.« Womöglich hätte ich mit einem schiefen Blick meines Mates gerechnet, doch nicht mit seinem wissenden Grinsen, das mich so betörte, wie am ersten Tag.
Er war unglaublich schön und er wusste es, jedes Mal, wenn ich ihn ansah, sah ich, dass er wusste wie sehr ich ihn begehrte.
Und ich wusste, wie sehr er mich begehrte, selbst in Momenten wie diesen. Die Art, auf die er mich ansah, seine Gesten, ja, er begehrte mich und er konnte es nicht mehr abstreiten.

»Ich habe euch Wasser und etwas zu essen auf den Tisch gestellt. Ihr solltet euch etwas ausruhen. Ich komme später nochmal wieder«
Azriel nickte ihm dankbar zu, ich wiederum schwieg.
Manchmal war Schweigen die beste Option.
Erst als Samael die Treppe wieder hinauf ging, bemerkte ich, dass er sein eines Bein ein wenig nachzog. Mit einem fragenden Ausdruck im Gesicht sah ich zu meinem Mate, als die Tür sich wieder geschlossen hatte.
»Ein Revierkampf. Er verlor sein Bein und trägt seitdem eine Prothese aus Holz.«
Ein leichtes Schmunzeln zierte seine Lippen, als er dies erzählte, dabei zog ich erneut eine Augenbraue hoch und eine Vermutung machte sich in mir breit.
»Du hast ihm das Bein genommen.« Was wie eine Frage klingen sollte, klang wie das, was sie womöglich war, eine Feststellung. Und als er nickte, schüttelte ich kaum merklich den Kopf.
»Du hast eine seltsame Art dir Freunde zu machen. Ich hoffe, er nimmt dir das nicht übel...« Die hellen Augen meines Mates schimmerten belustigt.
»Ich war noch Jung und er... Er war ein anderer Mann. Wir haben uns beide über die Jahre entwickelt und uns mehrfach hin und wieder gerettet. Es ist in Ordnung, mach dir keine Sorgen.« Er mochte süß sein, mit seinen Grübchen, wenn er so grinste, doch so ganz konnte ich meine Skepsis nicht verbergen.
»Hoffen wirs für ihn, ansonsten läuft er demnächst auf zwei Prothesen, mal sehen, wie gut er damit zurecht kommt.«
Mein Mundwinkel zuckte, als Azriel grinsend den Kopf schüttelte und seine Lippen endlich wieder zärtlich die meinen berührten. Er war zaghaft, fast schon vorsichtig und ich wusste, das er mich nicht so schnell wieder anrühren würde, wie ich es gerne hätte. Ich wusste, das ich geschwächt war, all das war ziemlich viel gewesen und doch, würde ich mich gerne lebendiger fühlen und das tat ich nur, wenn er mir nah war. Dieses Mal reichte diese Art von Nähe mir aber nicht, ich wollte mehr, ich wollte, das er mich ausfüllte, wie er es im Wald getan hatte.
War es unanständig so zu denken? In einem fremden Keller? Dem Tod kaum von der Schippe gesprungen? Ausgehungert und vollkommen am Ende? Von Azriel getrennt zu sein, hatte mich beinahe wahnsinnig gemacht. Vielleicht war das eine ganz normale Reaktion?
Mein Körper wollte sich vielleicht nur daran erinnern, daß er wirklich bei mir war und ich nicht halluzinierte?
»Ich will dich.« War mir also viel zu schnell über die Lippen geglitten, als das ich es hätte verhindern können.
Dieses Mal war er derjenige, der die Augenbraue hoch zog.
»Das will ich auch hoffen, von dir gekorbt zu werden, wäre wahrscheinlich mein Untergang.« Er spielte und beinahe hätte er mich wirklich damit necken können. Ich wusste allerdings, daß er genau wusste was ich meinte, vorallem als mein Körper sich wieder an den seinen schmiegte.

»Nein, Levi. Du bist geschwächt und ich sorge dafür, dass du dich ausruhst. Wenn ich dich jetzt nehme, bekomme ich nicht genug.« Mir blieb beinahe die Spucke im Halse stecken, als ich schluckte. Er wollte mich auch? Ich war also nicht seltsam, weil ich mich nicht verstecken und weinen, sondern mich ihm hingeben wollte? Alles was ich wollte war, das jeder wusste, das ich ihm gehörte. Fineas und mein Vater... Mein Vater....
Ich hatte es beinahe vergessen und doch änderte es nichts. Es mochte toxisch und krank sein, das ich nach der Ermordung meines Vaters durch meinen Mate, nichts lieber wollte, als seinen  Charme, tief in mir. Ich wollte Azriel spüren und uns daran erinnern, dass wir einander noch immer hatten. Ich wollte, dass er spürte, dass ich immer nur gänzlich ihm gehört hatte, mich Niemand sonst so berührt hatte, wie er es tat. Egal, was Azriel sagte, ich wusste, das alleine der Gedanke daran, ihn rasend machte. Ich gehörte ihm allein und zum ersten Mal in meinem Leben, wollte ich nichts mehr, als seines zu sein.
Und das zeigte ich ihm, während ich meine Mitte sanft gegen die seine schob.
»Bitte...«
Er würde sich nicht wirklich weigern, weil er dachte, es wäre nicht gut für mich, oder? Ich wusste selbst am besten, was gut und was weniger gut für mich war.

»Gut... Aber erst, wirst du etwas essen und du wirst mindestens zwei Gläser Wasser trinken!« Meine Stirn legte sich in Falten.
»Nicht lieber andersherum? Ich denke nicht, das ich auf vollem Magen...« Doch seine Augen verrieten mir, das er nicht länger mit mir diskutieren würde und irgendwas sagte mir, das er sich mir verwehren könnte, wenn er glaubte, das meine Gesundheit gefährdet war. Und das alles von einem Alpha, der mich einst töten wollte. Was wir danach getrieben haben, ließ ich außen vor. Jetzt sorgte er sich um mich, als wäre ich sein Heiligtum. Ich genoss es, keine Frage. Andererseits hatte ich etwas Angst davor, dass er mich als schwachen Omega sehen könnte. Und grade bei Azriel würde ich das nicht ertragen.
Mit einem Seufzen trat ich also an den Tisch heran, zog den Teller mit Kartoffeln und Bällchen an mich heran und schob mir zu allererst davon eines in den Mund. Meine Muskeln zitterten noch immer leicht, doch die Art wie das Fleisch auf meiner Zunge verging, ließ mich all das für den Moment vergessen. Es war unglaublich gut. Vielleicht lag es auch daran, das ich die letzten Tage nicht wirklich Nahrung zu mir genommen hatte, doch es schmeckte wirklich himmlisch, das musste ich Samael sagen. Wenn ich mir auch ein kurzes Zögern nicht verkneifen konnte. Nach Fineas war ich vorsichtiger, was Nahrung von Fremden betraf. Das konnte ich von Az allerdings nicht behaupten. Er schien nur auf mein Nachgeben gewartet zu haben. Erst jetzt fielen mir die Ränder unter seinen Augen auf und ich bereute es sogleich, ihn bedrängt zu haben. Ich wusste zwar, dass mein Alpha nicht so schnell müde wurde, doch die letzten Tage waren nicht nur für mich hart, das durfte ich nicht vergessen.

Sein schelmisches Grinsen allerdings, als er die letzte Pfütze seines Wassers geext hatte, sollte mir etwas anderes verraten. Ehe ich mich versah hatte er mich hochgehoben und in Richtung Sofa getragen. Ich saß auf ihm, als er sich auf jenem herunter ließ und mich betrachtete, als wäre ich ein Gemälde in einem Museum.
»Was?« Er schüttelte kaum merklich den Kopf, während seine Fingerspitzen sanft durch mein Haar glitten. »Du bist so schön... Man könnte meinen, die letzten Tage waren gar nichts... Gar nichts und doch so viel.« Mein Mundwinkel zuckte, noch bevor er zuende gesprochen hatte. Er hatte mich öfter angesehen, doch so wie jetzt? Beinahe wie ein Teenager, der bereit war alles für seine erste Liebe aufzugeben.
»Shhhh« Und so sehr ich Komplimente hasste, so sehr liebte ich die in ausgesprochenen, die er mir schenkte, während seine Lippen die meinen Liebkosten und nicht eher damit aufhören würden, bis ich unter jenen dahin schmolz.

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Ich habs geschafft!!! Wattpad hat es nicht wieder gelöscht. Und? Was haltet ich von Samael? Gut oder Böse?
Ich weiß, dieses Kapitel ist etwas ruhiger, aber wie sagt man so schön... Die Ruhe vor dem Sturm???

❤️❤️

His  •BoyxBoy•Where stories live. Discover now