Kapitel 19

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I am a forest, and a night of dark trees: but he who is not afraid of my darkness, will find banks full of roses under my cypresses.

Friedrich Nietzsche

•19•

ℋℯ𝒶𝓇𝓉𝓁ℯ𝓈𝓈 ℬℯ𝒶𝓈𝓉𝓈

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Ich sollte ihm nachgehen, dass sollte ich wirklich. Doch wie könnte ich, wenn es so offensichtlich war, das er Zeit für sich brauchte? In der gemeinsamen Zeit, die ich mit diesem Omega hatte, hatte ich gelernt, dass es manchmal besser war ihm Raum zu geben. Levi hatte nicht verstanden, was ich ihm damit vermitteln wollte. Er hatte nicht verstanden, das solche Dinge ihn stärker machten, das er sich damit auseinandersetzen musste. Weglaufen brachte einem nichts, das tat es nie.

Beinahe drei Stunden waren seitdem vergangen und Levi hatte sich noch immer nicht blicken lassen. Er reagierte weder auf mein Klopfen, noch auf meine Bitte die Tür zu öffnen. Ich wusste nicht, was mich davon abhielt die Tür einfach zu öffnen und mich ihm aufzuzwingen. Vielleicht sollte ich dem Drang nachgeben und diese verfluchte Tür eintreten? Er war alleine mit seinen Gedanken und ich sollte ihn auffangen, mich vielleicht erklären, erklären warum ich getan hatte, was ich getan hatte. Vielleicht sollte ich ihm aber auch die Zeit geben, die er brauchte? Irgendwas tief in mir drin wusste in jenem Moment bereits, das dieses Thema nicht so schnell gegessen sein würde und ich sollte Recht behalten.

Aus drei Stunden wurden drei Tage. Er wollte mich weder sehen, noch ließ er zu das ich Kontakt zu ihm aufnahm und ich? Ich akzeptierte es, auch wenn es meiner Natur widersprach. Ich konnte ihn nicht dazu zwingen sich mir zu öffnen, zuzulassen, das ich ihm nah war und doch ging ich vor Sehnsucht kaputt. Es musste ihm doch genauso ergehen? Unsere Verbindung war so verdammt frisch und eigentlich war eine so lange Trennung grade in der ersten Zeit sehr ungewöhnlich und für mich etwas, das ich kaum aushielt. Es hatte weniger mit dem Instinkt zu tun, der dafür sorgte, daß ich ihn ununterbrochen besteigen wollte. Ich wollte ihm nah sein, ich wollte seine Wärme auf meiner Haut, seine Haut die die meine berührte, ich wollte ihn. Und dennoch saß ich hier, vollkommen alleine in dem Sessel in meinem Büro, während er wenige Meter weiter in seinem Zimmer auf und ab ging. Ich konnte ihn hören. Seine Schritte würde ich aus tausenden wiedererkennen, ebenso wie seinen unverkennbaren Geruch. All die Sehnsucht und der Schmerz, weil ich diese Wölfe für das bestraft hatte, was sie meinem Mate angetan haben? Was wollte er denn von mir hören? Das ich es bedauerte sie getötet zu haben? Denn dies hatte ich getan, gleich nachdem Levi gegangen war. Und ich bedauerte rein gar nichts. Sie hatten so viel mehr Schmerz verdient, soviel mehr Verzweiflung. Seine Verzweiflung sollte die ihre sein, meine Wut ihr Schmerz. Und doch ließ ich sie mit diesem kleinen Funken an Bestrafung davon kommen. Ich hatte mich entschuldigt, mehrfach durch die Tür hindurch, denn näher ließ er mich immerhin nicht an sich heran. Vielleicht war das seine Art mich zu bestrafen? Und doch fühlte es sich an als würde er uns beide damit bestrafen.

Selbst der eiskalte Whisky änderte nichts daran, dass ich mich elend fühlte. Das bedeutete allerdings noch immer nicht, das ich meine Taten bereute. Es war richtig sie zu töten und es war richtig ihn dabei zusehen zu lassen! Irgendwann würde er das einsehen und mir recht geben. Vielleicht würde er sich irgendwann sogar dafür bedanken, so abwegig dies in jenem Moment auch zu sein schien.
Irgendwann würden auch diese Wunden verheilen und Levi würde darüber hinwegkommen.
Bis dahin musste ich diese Trotzphase einfach aussitzen, oder wie auch immer ich dieses Verhalten bewerten sollte. Im Normalfall würden unsere Pheromone jetzt vollkommen verrückt spielen und schon bald dafür sorgen, dass Levi in die Hitze kommen würde, doch unsere körperliche Trennung änderte den ganzen Verlauf dieser Phase. Im Moment fühlte es sich eher so an, als würde nichts funktionieren und mir etwas fehlen, das ich nicht ersetzen konnte, egal wie viel ich trank.

His  •BoyxBoy•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt