Kapitel 17

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 "Someone I loved once gave me a box full of darkness. It took me years to understand that this too, was a gift."

- Mary Oliver.

•17•

𝒟𝒶𝓇𝓀𝓃ℯ𝓈𝓈 𝓈ℯ𝓉𝓉𝓁ℯ𝓈 𝒾𝓃

Levi

Ihre Blicke bohrten sich so tief in meinen Körper, das ich beinahe spürte wie sie an meiner Seele kratzten. Sie kratzten an jenem Teil, der kurz davor war vor Unsicherheit zu zerspringen und lediglich das, was mich daran erinnerte, das Azriel mich gerettet und dennoch an seine Seite gewählt hatte, verhinderte das.
Wahrscheinlich würde ich niemals verstehen, was ihm davon abgehalten hatte mich zu töten. Es wäre Naiv zu denken, dass es etwas mit Liebe zu tun hatte. Zu lieben war nicht sein Ding, ich wusste ja nicht einmal, ob er so etwas wie Liebe empfinden konnte. Doch was empfand ich eigentlich wirklich für meinen Alpha? Die Art wie mein Körper reagierte war eindeutig. Doch konnte ich schon von Liebe sprechen?

Ich spürte die Anspannung meines Mates als wir die ersten Mitglieder seines Rudels passierten. Wir hatten uns noch nicht zurückverwandelt, denn Nackt umher zu wandern wollte ich vermeiden und Azriel hatte scheinbar auch nicht wirklich Lust gehabt meinen Anblick mit der Welt zu teilen. Das war noch Gerlinde ausgedrückt. Er hatte mich liebevoll ermahnt und darauf hingewiesen, dass ich mich doch bitte erst in meinem Zimmer zurückverwandel sollte. Vielleicht hatten die anderen Männlichen Rudelmitglieder keinen Penis? Und deshalb wollte er mich jenen vorenthalten? Gut nur, das ich sowieso nicht gerne Blank zog, wenn andere in der Nähe waren. Es war tatsächlich irgendwie niedlich, wie eigen er mit mir war, auch wenn mich das bestimmt das ein oder andere Mal einschränken würde.

Er musste sich nicht einmal zurückverwandeln um ins Haus zurückkehren zu können. Uns wurde die Tür wie selbstverständlich geöffnet und wir konnten schnurstracks die Treppe hinauf in unsere Zimmer. Es war befremdlich, soviel stand fest, zuerst die Treppe auf vier Beinen zu benutzen und dann von seiner Einrichtung erschlagen zu werden. Wir waren schon deutlich größer wie normale Wölfe unserer Art, aber dennoch wirkten Regale und Schränke groß auf mich.
Ich dachte, er würde sich jetzt zurückziehen, irgendwas tun, was ein Alpha eben tat, wenn er von einen Kampf oder einer Rettungsmission wiederkehrte. Stattdessen tauchte er hinter mir auf, nachdem ich mich so grade zurückverwandelt hatte. Ein Handtuch bedeckte den Teil seines Körpers, der ebenfalls nur mir vorbehalten war. Natürlich wäre es auch nicht schlimm, wenn er sich komplett ankleiden und damit auch sein trainierter Oberkörper alleinig mir gehören würde, doch das war zu viel des Guten.

»Was machst du?« Ich konnte mir ein leises Lachen nicht verkneifen. Alleine wie er im Türrahmen stand und mich ansah. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich an den Türrahmen, nur um die Arme vor der Brust zu verschränken. Egal wie sehr meine Haut unter seinem Blick kribbelte, ich wusste, das ich mir jetzt besser etwas anzog. So drehte ich ihm den Rücken zu, schob die Tür zum Kleiderschrank auf und zog eine Boxershorts aus der Schublade, sofort stieg ich in jene und wenig später stand ich bekleidet in dunkler Hose und Hoodie vor meinem Alpha. Dieser hatte sich keinen Millimeter von der Stelle bewegt und sah mich noch immer genauso an.
»Warum schaust du mich so an?« Ob ich dieses Mal wohl eine Antwort erhalten würde?

»Darf ich nicht gucken? Ich wollte eigentlich etwas mit dir besprechen.«
Seine Mundwinkel hoben sich zu einem leichten Grinsen. »Und das musst du Nackt mit mir besprechen?«
Er zuckte mit den Schultern, was mich schmunzelnd den Kopf schütteln ließ.
Doch irgendwas an ihm wirkte ernst und ich bekam zunehmend das Gefühl, das er nicht so schnell in mein Zimmer gekommen war, um mich zu reizen. Und ich sollte recht behalten.
»Ich will wissen, wer dir weh getan hat, Levi. Ich will Namen.« Und schon war die kleine Blase um uns geplatzt und er wieder so verdammt Ernst.
»Tut mir Leid, ich habe vergessen nach den Namen zu fragen, als sie mich gefoltert haben.« Das Knirschen seiner Zähne hörte ich deutlicher als ich wollte. Seine Laune sank in ein ungeahntes Tief.
»Du musst doch was mitbekommen haben? Sie werden sich doch irgendwie angesprochen haben?« Da hatte er recht und auch, wenn es normalerweise keine Rolle spielte, hatte ich tatsächlich fetzen aufgeschnappt. Doch war das noch wichtig? Die anderen würden das andere Rudel wahrscheinlich schon längst beerdigt haben, bevor ich einen Namen nennen konnte.
»Du hast sie alle töten lassen, also wofür brauchst du Namen, wenn die Schuldigen bereits Tod sind?« Jetzt verschränkten sich auch meine Arme vor der Brust. Ich wollte stark bleiben und mich nicht von seinen blauen Augen einschüchtern lassen, die mich beinahe durchbohrten.
Dann traf die Erkenntnis mich wie ein Schlag. »Sie sind gar nicht alle Tod, oder?« Mein Herz schlug augenblicklich schneller und sein Schweigen war antwort genug.
»Ich will Namen, Levi, sofort.« Für mich wäre es vielleicht besser, ihm zu sagen, wer es war. Vielleicht sollte ich es ihm auch gleich zeigen.
»Deine Cousine hat das meiste getan. Dann... War da ein Benjamin und eine Tiffany oder so... Ich bin mir nicht sicher, Azriel.« Und er war eindeutig unzufrieden mit meiner Antwort. Ich kam immer noch nicht darüber hinweg, dass diese Verrückte wirklich seine Cousine war. Wahnsinn passte zwar zu Azriel, aber nicht diese Art von Wahnsinn. Sie war alles andere als normal Wahnsinnig. Azriel kam einem Psychopathen recht nah, aber sie? Sie war irre. Und wahrscheinlich würde sie mich in meinen Alpträumen heimsuchen.

Ich sollte zulassen, das Azriel sie alle tötete. So oder so könnte ich das wahrscheinlich auch nicht verhindern. Doch sie anzuschwärzen fühlte sich dennoch so an, als würde ich sie töten. Sie hatten es vielleicht verdient, aber sollte so etwas in meiner Macht liegen?
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als das ich dich zu ihnen bringe und du mir sagst, wer dir das angetan hat.«  Ich hatte damit gerechnet und es vorallem befürchtet. Er würde wirklich alles tun um ihnen weh zu tun, um sie dafür zu bestrafen.
»Bestraf sie doch einfach alle gleich. Das würde doch keinen Unterschied machen, oder? Sie werden doch sowieso alle sterben.« Ich wollte nicht. Ich wollte diesen Menschen nicht nochmal in die Augen sehen, das ertrug ich nicht. Vielleicht war all das zu viel und zu frisch. Warum wollte er mich dazu zwingen?
»Du weißt genau, warum ich das tue.« Er würde sie besonders bestrafen. Er würde sie nicht einfach töten, er würde sie leiden lassen, verstümmeln und foltern. Genau deshalb wollte er die Namen haben.
»Zwing mich nicht dazu, Azriel.« Meine Stimme brach, klang als würde ich jeden Moment anfangen zu weinen, soweit war ich aber noch nicht. Doch seine Miene wurde kein wenig weicher. Er würde wirklich seine Rachsucht über meinen Wunsch stellen? Das würde er mir doch nicht wirklich antun?

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Huhu❤️ Da bin ich wieder. Das nächste Kapitel wird wieder länger! Bald bekommt ihr wieder einen Einblick von Azriel und seiner Ansicht auf die Dinge. Warum er wohl so beharrlich ist, was die Folter der Schuldigen angeht? 🤔 
Ich wünsche euch aufjedenfall ein schönes Halloween. 🤗 Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich werde den ganzen Abend mit Horrorfilmen und einem heißen Kakao verbringen. Wir lesen uns morgen, nach der Wartung! Geplant ist morgen aufjedenfall ein weiteres und längeres Kapitel. ☺️🙏Bis dahin... Wir lesen uns. ❤️

L

His  •BoyxBoy•Where stories live. Discover now