Kapitel 26

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Must have been a deadly kiss

"𝒴ℴ𝓊𝓇 𝓀𝒾𝓈𝓈ℯ𝓈 𝒷𝓊𝓇𝓃𝒾𝓃ℊ 𝓉ℴ 𝓂𝓎 𝓈𝓀𝒾𝓃"
𝒫𝒶𝓁ℴ𝓂𝒶 ℱ𝒶𝒾𝓉𝒽

   Azriel

»Levi, wir müssen weiter. Was wenn uns Jemand entdeckt?« Meine Worte schienen den Omega gar nicht zu erreichen. Es war als wäre er in einer Blase gefangen. Wann hatte ich ihn das letzte Mal so glücklich und sorglos erlebt? Die Art wie seine langen Wimpern immer wieder die kühle Luft des kleinen Ladens schnitten, wie seine Augen strahlten, das Silber in sich spiegelnd. Ich wusste immer, dass Levi nicht materiell war, doch in dem Moment wusste ich, dass er sich nach etwas Normalität sehnte. Leviathan war nicht gerne ein Werwolf und hätte er die Wahl gehabt, hätte er wahrscheinlich ein Leben als Mensch gewählt, ein Leben ohne mich an seiner Seite. Wie sollte ich es ihm verübeln? Sehnten wir uns nicht alle nach Sicherheit und einem ruhigen, friedlichen Leben? Es wäre uns am liebsten morgens das Haus zu verlassen, acht Stunden lang etwas zu tun, das wir lieben und dafür das Geld zu verdienen, das uns am Leben hält. Mittags würde ein gedeckter Tisch auf einen warten, ebenso wie die Wärme einer Familie. Was konnte ich ihm bieten? Krieg und Angst. Nun hatten wir nicht einmal mehr ein Dach über den Kopf, besaßen nur noch das, was wir fähig waren zu tragen. Levi und Fine waren völlig am Ende und das obwohl sie das gerne überspielten, sowie jetzt.

»Az, komm mal her, bitte.« Es war als wäre seine Bitte mein Befehl und ich nicht fähig mich zu widersetzen.
»Das ist Latein, oder? Was bedeutet es?« Sein schlanker Zeigefinger deutete auf einen silbernen Ring, geschützt und sicher verwahrt hinter einem Schaufenster.  Aeternitas. Ich wusste sofort was für ein Ring Levi sich ausgesucht hatte und es wunderte mich nicht. In ihm schlummerte ein kleiner Romantiker, selbst wenn er das hinter seiner frechen Art verbergen wollte.
»Ewigkeit. Es bedeutet Ewigkeit.« Und jetzt trafen sich unsere Blicke wieder. Das leuchten in seinen Augen schien nicht abgenommen zu haben, eher im Gegenteil.
»Ewigkeit... «, wiederholte er leise, während er seinen Blick erneut auf das Stück Silber senkte.
»Ich weiß, das wir das Geld für Vorräte und eine Unterkunft brauchen, für die anderen würde es ja immer noch reichen, aber ich...« Ich wusste was er sagen wollte, auch wenn er abbrach und ich nickte. Wir verstanden uns oft ohne Worte, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Ich würde Levi nicht hungern lassen, ich war schon öfter ohne Nahrung ausgekommen und könnte später bestimmt noch einen Hasen erlegen. Und so griff ich in die linke und nicht in die rechte Tasche meiner Hose, in jene Tasche, in der ich mein letztes Geld geschoben hatte, den Teil des Geldes der für meine Nahrung gedacht war. Das Geld in der rechten Tasche blieb unberührt, was Levi allerdings nicht bemerkte, denn er hatte sich entfernt und mir den Rücken zugedreht. Er betrachtete die Steine, die verschiedenen Schmuckstücke und schien in seiner eigenen Welt gefangen zu sein.

»Levi? Kommst du.« Wenige Minuten später hatten wir das Geschäft wieder verlassen. Eine unsichtbare Barriere lag zwischen uns. Ich wusste, das er nicht sauer war, weil ich den Ring nicht gekauft hatte, zumindest war es das was der Junge glaubte. Die Wahrheit war, das eine kleine schwarze Schatulle meine leere Jackentasche füllte und nur darauf wartete den Besitzer zu wechseln. Sein Stimmungswandeln rührte mit dem Wunsch einher normal zu sein. Ich spürte es an der Art, mit der er an unserer Verbindung zupfte, ganz sanft so als wollte er sich vergewissern das sie noch da war. Mensch oder nicht, ich würde ihn wählen, immer. Selbst, wenn wir keine Geschöpfe des Mondes wären, selbst wenn wir normale Menschen wären. Ich war mir sicher, dass er mein Schicksal war, ohne Bedingung.
Mir war es nicht möglich ihm das wirklich zu zeigen, doch ich wollte mich bemühen.
»Lev? Weißt du vorhin in dem Geschäft... « Meine Worte wurden durch einen Schrei unterbrochen und sogleich ging jener mir durch Mark und Bein.
Die Angst war beinahe greifbar, die sich plötzlich in den befüllten Straßen breit machte. Sie drückte sich unwiderruflich auf meine Lungen, schien mich in Grund und Boden stampfen zu wollen, doch anstatt mich ihrer zu ergeben, ergriff ich die Hand meines Mates und zog jenen mit mir. Ich wusste, das es dumm war den Ursprung dafür zu suchen, denn eine böse Vorahnung fraß sich bereits durch mein Fleisch.

»Er wollte nur probieren, es war alles noch gut... « Unsere Schritte hallten noch einen Moment lang in der Seitengasse nach. Wir waren dem Schrei zwischen zwei Wohnhäusern gefolgt, gegenüber einer Konditorei. Caleb's lebloser Körper lag vor den Füßen der jungen Wölfin. Fines Hände waren getränkt in Blut, ebenso wie Caleb's Kinn und Hals. Er war daran erstickt, von innen heraus. Seine toten Augen, die sonst vor Spott nur so glänzten, waren weit aufgerissen und der Tod wohnte nun in ihnen, hatte all das Leben vertrieben.
Ich spürte die Blicke der Menschen auf uns und doch war das was ich sah nicht ansatzweise das, was ich erwartet hatte. Sie wussten es, sie wussten es alle. Sie wussten was wir waren. Wir waren nicht einen Moment lang unerkannt oder sicher gewesen. Diese ganze Illusion war eine Lüge gewesen. Und jetzt erkannte ich sie, nicht jeden von ihnen, aber zwei aufjedenfall. Die Konditorin gehörte zu den Jägern, die mich, nach meinem vermeintlichen Tod entsorgen wollten. Ich tötete ihre Brüder und ihren Vater machte ich zu einem Krüppel und nun wollte sie, das ich dasselbe spürte und das tat ich. Caleb war ein Teil von uns, ein Teil meines Rudels, ein kleiner Teil von mir. Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, er war Familie.

»Sie wissen es. Wir sollten gehen.« Es war ein Reflex wie das atmen selbst, das ich Levi sofort schützend hinter mich schob. Fine hatte sich mittlerweile wieder gefangen und war an meine Seite getreten, bereit zu kämpfen.
»Unsere Existenz ist nicht länger ein Geheimnis, wir können Niemandem mehr trauen. Der Krieg hat schon längst begonnen... Und wir können nichts mehr tun, um das zu verhindern.«
Und obwohl ich mir sicher war, das sie es ebenso gewusst hatten, spürte ich das Unbehagen der anderen. Geschlossen wie eine Wand richteten wir uns gegen die Traube Menschen, die uns den Weg abschneiden wollte, diese Gasse war eine Sackgasse. Und doch würde Niemand von uns hier sterben wie zusammengetriebenes Vieh. Wir waren die Jäger und nicht sie, es war an der Zeit, das wir uns der Welt zeigten, wir alle. Geschlossen und als Einheit hatten wir eine Chance diese Welt für uns zu gewinnen, da war ich mir sicher.
Wir mussten es einfach, für Levi und für all die anderen Mates, die sich so viel mehr erhofften. Für all jene die es wagten zu träumen, in einer Welt in der nur Albträume Wirklichkeit wurden.
Ich spürte das Kribbeln meiner Haut, noch bevor Levi meine Hand ergriff und unsere Finger miteinander verschränkte. Er trat neben mir, war nun mit mir auf einer Höhe und bereit sein Versprechen zu halten. Er würde kämpfen, als erster der erste Omega der es an die Front wagte. Er würde der Welt zeigen, dass Omegas unterschätzt wurden, das sie mehr waren als nur die Austräger unserer Kinder und Hüter jener. Und ich glaubte ihm, ich glaubte ihm alles. Jedes Blinzeln, jedes Zucken seiner Muskeln als er sich darauf vorbereitete zu wandeln. Ich glaubte den animalischen, blauen Augen des Omegas, die wie ein Stein in meinem tiefen Rot zu versinken drohten. Ich glaubte an uns, an die Sache und daran, das wir das gewinnen konnten. Das wir leben konnten, irgendwann, irgendwo in Frieden und für diese Zukunft lohnte es sich zu kämpfen.
»Bereit?« Fine baute sich als Antwort noch ein wenig mehr neben mir auf. Meine Augen jedoch lagen alleine auf Levi.
»Immer...« Es war nur ein Flüstern, das seine lieblichen Lippen verließ, doch ich hörte es, hörte ihn. Und dann hielt uns nichts mehr, keine unsichtbare Wand aus "Was wäre wenn?", kein "Aber" oder "Warum?", unsere unsichtbaren Ketten fielen und mit ihnen die Welt wie wir sie kannten.

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Song : Power von Isak Danielson.

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Da bin ich wieder. Wofür Coroni alles gut ist, hm? Zumindest ein gutes hat es, ich habe Zeit zu schreiben, vieeel Zeit und die werde ich jetzt auch nutzen.
Mit diesem Kapitel beginnen wir auch ein großes neues Kapitel in dieser Geschichte. Es geht nicht länger darum für Levi und Azriel herauszufinden wo sie stehen, das wissen sie jetzt. Jetzt sind wohl an einem Punkt angekommen, an dem es gilt zu verteidigen was einem wichtig und lieb ist... So... Egal wie dunkel eure Tage grade sind, löst euch von den Ketten, ihr seid es Wert, ihr werdet gesehen... Ihr seid Levi, Azriel, Fine und all die anderen, die sich tagtäglich dem Alltag stellen müssen und es jeden Tag aufs neue Meistern. Wir sind hier, oder? Tage von denen wir dachten, sie würden uns umbringen oder nie vergehen, liegen hinter uns, weil wir stark genug sind, um sie zu bekämpfen. Jeder von uns. ❤️ Diese Story ist für euch und für all diejenigen, die sich wie ich, oft einfach verloren fühlen. Wir sind hier. ❤️

So... Genug gesülze... Ich werde sofort am nächsten Kapitel arbeiten und auch die anderen Storys updaten. Ich hoffe wir lesen uns auch weiterhin und ihr könnt mir meine Inaktivität verzeihen. ❤️

Lara

His  •BoyxBoy•Where stories live. Discover now