Kapitel 24

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Family is where you're meant to be most free. Don't let blood chain you down.


•24•

ℬ𝓁ℴℴ𝒹 𝒞𝒽𝒶𝒾𝓃𝓈

Levi

»Leviathan?« Ihre schrille Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Menschen verspürten Wärme und ein Gefühl von Sicherheit, wenn sie nach Hause kamen. Ich fühlte nichts davon, im Gegenteil. Ich wollte nicht hier sein, nicht in ihre Augen sehen, nicht ihre Stimme hören oder gar ihren Blicken ausgeliefert sein. Aber ich wusste, das ich das tun musste, das ich stark sein musste. Hier ging es nicht um mich. Es ging um Azriel und sein Rudel, um unser Rudel.
Denn ich wusste mittlerweile wo mein Platz war und das ich diesen verteidigen musste.
»Nenn mich nicht so, Mutter... Du weißt, das ich dass hasse« Meine Brust zog sich zusammen und die Enttäuschung in ihren Augen traf mich wie ein Schlag. Natürlich wusste ich, dass meine Flucht sie enttäuscht hatte, das sie enttäuscht von mir waren, weil ich meine Rolle nicht erfüllte, nicht in ihr Bild passte. Doch diese Enttäuschung in ihren Augen, die Art wie sie mich ansah... Es war anders, anders als ich erwartet hatte.
Sie machte mir nicht nur meine Flucht zum Vorwurf, sondern auch, das ich mein Zuhause woanders gefunden hatte und zwar in Azriel.
Ich war mir sicher, dass sie unsere Verbindung witterte, das sie witterte, das ich mit einem Mann schlief, diesen als Mate angenommen hatte. Einen Mann, den sie als Feind sahen und das schon immer, einen Mann, den sie fürchteten.
»Was denkst du, wer du bist?« Die tiefe Stimme meines Vaters schwappte grade noch so zu mir herüber, bevor er hinter einer Eiche hervor, an die Seite meiner Mutter trat.
»Du verschwindest, einfach so, nur um dann mit... Ihm hier aufzutauchen?!«
Und obwohl er wütend war, rasend vor Wut traf es eher, traute er sich nicht Azriel anzusehen. Er wusste, das er schwächer war, das er einen Kampf verlieren würde, wir alle wussten es.

»Und was denkst du, wer du bist, das du so mit meinem Mate sprichst?« Azriel schob sich an mir vorbei, zwischen meinen Vater und mich, der einen Schritt zurückwich. Er wollte es überspielen indem er trotzig das Kinn hob. Doch die tiefe Stimme meines Mates und die Art wie er sich vor ihm aufbaute, ließen ihn erneut ein wenig weichen. Mein Unterleib kribbelte verräterisch und im gleichen Moment könnte ich mich dafür schlagen. Er roch es, das konnte ich spürten. Er roch wie sehr mich diese Seite an ihm berührte und vorallem auf welcher Art und Weise. Im Augenwinkel sah ich seinen Mundwinkel zucken und das war womöglich die Bestätigung, die ich gesucht hatte. Er wusste es.
»Deinem Mate? Er ist mein Junge! Aber doch nicht deine verdammte Hure!« Mein Vater hob den Blick und doch sah er mich an und nicht den Alpha vor sich. Sein Blick war starr, kalt und voller Ekel. Er ekelte sich vor mir, ekelte sich vor dem, was ich geworden war, was ich schon immer war.
Ich konnte nicht einmal schnell genug reagieren, da hatte Azriel dem grauen Kragen meines Erzeugers gepackt und ihn dicht an sich gezogen. Sie standen beinahe Nase an Nase. In den panischen Augen meines Vaters spiegelte sich das Rot meines Alphas, das wütende, wilde Rot, das ich so liebte.
»Nenn ihn noch einmal so und ich schwöre dir, ich sorge dafür, dass du nie wieder ein Wort verlierst.«
Azriels Stimme glich mehr einem Knurren und weniger den ruhigen und bedachte Lauten, die ich gewohnt war.
Er brachte mich beinahe dazu mich ihm zu unterwerfen. Es war ein Urinstinkt, etwas das mein inneres Tier verlangte.

»Was willst du hier? Das ist mein Land. Ich nehme an, dass du nicht gekommen bist, um mir meinen Sohn zurück zu bringen? «
Mein Vater bemühte sich seinen Herzschlag und seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, ich sah wie er mit sich kämpfte und ich war mir sicher, dass auch Azriel es sah.
»Nein. Dieser Tag wird auch niemals kommen. Ich bin hier um euch zu warnen, allerdings überlege ich grade, ob ihr es überhaupt Wert seid gerettet zu werden.«
Angewidert wanderten die eisblauen Augen meines Mates über die Statue meines Vaters. Dieser sah ihm noch immer nicht in die Augen und damit war es besiegelt. Er hatte sich ihm unterworfen, ohne einen Kampf zu provozieren. Mit diesem Wissen ließ Azriel ihn los, wich zurück an meine Seite und ergriff meine Hand, nur um seine warmen Finger zwischen die meinen zu schieben und somit mit jenen zu verschränken.
»Warnen? Vor was? Davor, das mein Sohn davon laufen und sich den Feind als Mate aussuchen könnte? Danke, aber ich denke das ist nicht mehr nötig.« Als wäre es so leicht. Als hätte ich mir all das einfach ausgesucht. Vielleicht war es das für ihn gewesen, vielleicht hatte er meine Mutter entdeckt und sie einfach zu seiner Gefährtin gemacht, doch bei uns war es nicht so leicht. Nun, streng genommen hatte Azriel mich auch einfach für sich beansprucht, aber es war anders. Es war dieser Drang ihm nah zu sein, der in mir brannte, von dem Moment an, indem ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Anfangs hatte ich mich gewehrt, gegen ihn und gegen mich selbst, doch das Ende war immer das gleiche. Es begann und endete mit ihm und ich wollte und konnte nichts mehr dagegen tun. Lieber war ich seine Hure, als ohne ihn existieren zu müssen.

Ich spürte wie Azriel sich anspannte und für einen Moment schien es so, als würde er seinen weiteren Schritt überdenken und genau abwägen, was er tat.
»Jäger haben uns angegriffen, das Rudel auseinander gerissen und viele von uns getötet. Sie planen uns auszurotten und ihr werdet wahrscheinlich bald die Nächsten sein. Wir müssen zusammenhalten, ob es uns gefällt oder nicht.« Meine Mutter riss die Augen auf, sie waren nun so groß, dass sie wahrscheinlich eine gute Dartscheibe abgeben würden, zumindest wirkte es fast so. Sie sah ihren Mann an, griff zärtlich nach seinem Unterarm und krallte sich in sein dunkles Hemd.
»Ist das wahr?« Ich nickte. In jenem Moment traten andere an uns heran. Ich erkannte sie, jeden einzelnen. Darunter auch meine Schwester. Ich hatte mit Ablehnung gerechnet, denn grade sie war mehr als engstirnig. Doch sie... Sie lächelte, ganz leicht und kaum merklich. Es war eine stumme Entschuldigung und ich verstand sie. Sie nahm es mir nicht übel, ich glaubte sogar soetwas wie Verständnis in ihrem Blick zu erkennen.
»Ich denke... Wir sollten reden.« Die Stimme meines Vaters wirkte plötzlich ruhig, resignierend, so als hätte er den Ernst der Situation verstanden. Als hätte er das erste Mal in seinem Leben überhaupt etwas verstanden. Er wehrte sich wohl nicht mehr dagegen, nicht mehr offensichtlich zumindest. Vielleicht hatte er sein Schicksal angenommen und eingesehen, dass er uns zuhören musste?
»Aber nicht hier.« Azriel wirkte noch immer so kalt und unnahbar. Er machte sich nichts aus meinem Vater und hielt noch weniger von ihm, wie jener von meinem Alpha, das verbarg er auch nicht und doch war er bereit mit ihm zu verhandeln, eine Allianz zu verhandeln, die unser beider Rudel retten könnte.
Niemand ahnte, was in jenem Moment wirklich geschah, was dieses Abkommen wirklich nach sich ziehen würde. Und hätte ich es gewusst, hätte ich Azriel darum gebeten schleunigst von hier zu verschwinden.

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So, der Auftakt unseres kleinen Leseabends. ❤️ Ich weiß noch nicht sicher, wie viele Kapitel kommen. Ich bin leider Krank geworden, möchte mich aber trotzdem bemühen. Ansonsten lade ich morgen einfach noch ein oder zwei hoch. ❤️ Wir werden sehen... Aber hier erstmal der kleine Auftakt und scheinbar wohl der Beginn von etwas großem. ❤️

His  •BoyxBoy•Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt