-Schmerz, Dankbarkeit, Liebe-

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In den nächsten zwei Wochen verbrachte B relativ viel Zeit bei ihrem Bruder im Krankenhaus, aber besuchte mich immer wenn es in den Zeitplan passte.

Mir gefiel das gut.

Immer wenn sie vorbeikam, hatten wir entweder leidenschaftlichen Sex oder verbrachten einfach Zeit gemeinsam, was mir auch recht war.

Ihre Präsenz hatte eine seltsam heilende Wirkung, obwohl sie mich nicht vor meinen Albträumen und der Schlaflosigkeit beschützte.

Selbst wenn sie neben mir schlief, verbrachte ich nachts viele Stunden wach. Trotzdem bot mir B's friedlicher Anblick in diesen Momenten ein wenig Trost.

Genau wie jetzt.

Im schwachen Mondlicht, welches durch die schmalen Fenster fiel, konnte ich sehen, wie ihre dunklen Wimpern auf ihren Wangen ruhten. Ihr Atem ging tief und langsam.

Ihren Lippen waren leicht geöffnet und die schwarzen Haare fielen wild um sie herum aufs Kissen. Ich konnte nicht anders, als eine dunkle Strähne zwischen meine Fingerspitzen zu nehmen, um zu spüren, wie sie sich anfühlte. Weich wie Wolle.

In dem Augenblick begann sie sich leicht zu bewegen, bevor sie sich im nächsten Moment mit dem Körper in meine Richtung drehte.

Aus Angst, ich hätte sie aufgeweckt, war ich in der Bewegung erstarrt, doch sie schlief weiterhin tief und fest.

Eine Weile sah ich sie nur an, danach driftete ich ebenfalls wieder ab.

*
Am nächsten Morgen wachte ich zu meiner Enttäuschung ohne B auf. Wahrscheinlich war sie bereits bei ihrem Bruder, denn in der Hütte konnte ich sie nicht finden.

Auf meinem Handy entdeckte ich schließlich ihre Nachricht.

Musste schon los, nicht dass du dich wunderst. Halt dir heute Nachmittag frei, wir haben etwas vor!
~B

Warum schrieb sie mir das? Das Mauerblümchen wusste doch, dass ich nichts zu tun hatte.

Egal, ich freute mich nur sie in wenigen Stunden wiederzusehen, da es inzwischen bereits Mittag war.

Vorher musste ich jedoch noch eine Kleinigkeit essen und danach brauchte ich Energie für den Tag.

Meinen Stoff hatte ich vor Kurzem heimlich nachgekauft, als B wieder ihren Bruder besucht hatte, da das Päckchen so schnell leer gegangen war. Eigentlich hatte ich nach jenem aufhören wollen, doch meine neuer Ansatz lautete die Dosis einfach mehr und mehr zu verringern.

Während ich gerade eine Line meine Nase hochzog, klopfte es auf einmal.

Erschrocken zog ich das Pulver vollständig hoch, wischte mir über die Nase und knallte die Schlafzimmertür hinter mir zu, um die Eingangstür zu öffnen.

So knapp vor dem Erwischt werden, war ich noch nie gewesen. Verdammt!

„Hey.", begrüßte ich Brooke heiser, wobei sie mich umarmte und eintrat.

Es machte mich nervös, dass nur eine Tür sie von meinem Geheimnis trennte. Es brauchte noch Zeit, bis ich ihr diese Seite von mir offenbaren konnte. Ich brauchte mehr Zeit.

„Was haben wir vor? Wo gehen wir hin?", hakte ich also hastig nach und griff nach ihrer Hand, um sie an mich zu ziehen.

B legte das Kinn an meine Brust und schaute geheimnisvoll schmunzelnd zu mir auf.

„Komm mit.", hauchte sie nur, ehe sie mich zur Tür zog und wir die Hütte verließen.

Erleichtert atmete ich auf.

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