-dieser seltsame Moment-

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Als Brooke meinen Motorradhelm absetzte, kamen darunter ihre durchgeschwitzten Haare zum Vorschein. Den Wet-Look fand ich bei ihr irgendwie sexy.

"Das sieht eher aus wie ein Studentenwohnheim.", stellte ich nun mit einem Blick auf unser Ziel fest. Sie hatte mich ausgerechnet zu dem Studentenheim gelotst, an dem ich auch dealte, was mich nervös machte.

Es gab Dinge, die sie vielleicht lieber nicht wissen sollte.

"Ist es auch.", bestätigte sie selbstverständlich. "Hier wohnt mein Bruder." Oh mann.

"Du hast einen Bruder?", fragte ich ehrlich überrascht und zog die Augenbrauen hoch. Hoffentlich war er kein Junkie.

"Ja, sagte ich doch grade.", entgegnete sie, aber es war nicht ganz so giftig wie sonst.

"Danke also fürs Mitnehmen!" Sie gab mir den Helm zurück und für den Bruchteil einer Sekunde schauten wir uns einfach nur stumm in die Augen, wie in einem dieser romantischen Komödien.

Sie fasste sich als erste wieder und drehte sich um, damit sie in Richtung Studentenheim gehen konnte.

Nachdenklich blickte ich ihr hinterher. Hatte dieser Moment sie gerade ebenso irritiert wie mich?

Sobald sie drinnen war, stieg ich wieder auf mein Motorrad und fuhr nach Hause.

Ihr Blick schwebte wie ein Bild vor meinem inneren Auge herum.

Während ich gerade mein Motorrad vor dem Haus abstellte, kam die ältere Frau von gestern aus der Tür gestolpert.

Als sie mich erblickte, lächelte sie süffisant und kam auf mich zu. Das war mir gerade recht, denn wahrscheinlich wusste sie, wo dieser Marcus wohnte.

„Hi, Kleiner.", begrüßte sie mich. Fehlte nur noch, dass sie mir wie einem Schuljungen durch die Haare wuschelte.

„Hallo, Verona.", erwiderte ich leicht lächelnd.

Wegen meinem skeptischen Blick, hatte sie wohl den Drang sich zu erklären, denn sie sagte: „Ich habe hier meinen Lippenstift vergessen." Demonstrativ wedelte sie mit dem kleinen Beautyteil herum.

Ja, wer's glaubt!

„Gestern, da waren doch noch mehr Leute da.", fing ich an, während ich versuchte den Blick von ihrem weiten Dekolleté zu lassen. „War da ein Marcus?"

Überrascht zog sie eine gemalte Augenbraue hoch und legte den Kopf schief. „Wieso willst du das wissen?"

„Eigentlich muss ich nur wissen, wo er wohnt.", entgegnete ich ausweichend.

„Wenn du mir nicht sagen kannst warum, kann ich dir leider nicht helfen." Gerade als sie auf den hohen Absätzen kehrt machen wollte, hielt ich sie am Handgelenk fest. Zeit für etwas Charme.

„Sind wir nicht zu erwachsen für ein solches kindisches Getue?", fragte ich in ruhigem Ton und fuhr mit den Fingern über ihre Hand.

Mit meinen Augen fixierte ich sie dabei, sodass mein Blick sie gefangen hielt.

Abschätzig hob sie das Kinn an. „Hast du einen zweiten Helm?", hakte sie zu meiner Verwunderung nach. „Ich könnte eine Mitfahrgelegenheit gut gebrauchen und in meiner Wohnung liegt bestimmt Marcus Adresse irgendwo herum."

Sie kräuselte die roten Lippen und hielt jetzt mich mit ihrem Blick gefesselt.

Warum vergaß ich immer, dass meine Masche nur bei Teenagerinnen funktionierte?

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now