-Nähe spüren-

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Es dauerte bis sie abnahm und dann sagte sie nicht einmal etwas.

„Hallo?", machte ich also etwas irritiert den Anfang.

„Ja, ja ich bin dran.", antwortete B abgelenkt, was ich sofort merkte.

„Ich wollte mich nur mal wieder melden, weil ich dich seit gestern nicht mehr gesehen habe. Hast du Zeit?", fragte ich vorsichtig.

Wenn sie mir etwas erzählte, lenkte es mich gleichzeitig immer von meinen eigenen Problemen ab. Außerdem liebte ich es ihrer sanften Stimme zu lauschen.

„Gerade ist es eher schlecht.", sagte sie jedoch dann. Wie frustrierend!

„Wieso? Ist was mit deinem Bruder? Soll ich ins Krankenhaus kommen?", fragte ich hastig, vielleicht auch um die Enttäuschung in meiner Stimme zu verbergen.

„Indirekt, ich bin gar nicht mehr im Krankenhaus.", gab sie vage zurück. Warum hatte ich das miese Gefühl, sie verschwieg mir etwas?

Es rumpelte ein wenig auf der anderen Leitung.

„Wo bist du dann?", wollte ich jetzt wissen. Es ging mir gehörig gegen den Strich, dass sie ohne mich etwas Wichtiges zu erledigen schien und mir nicht einmal sagte, was sie vorhatte.

„In dem Studentenwohnheim meines Bruders. Ich suche seine Pillen, die von denen er anscheinend eine Überdosis hat, was nicht sein kann, weil sie pflanzlich sind und ich will das überprüfen.", erklärte Brooke jetzt eilig.

Danach blieb es eine Weile still.
War das alles?

„Was glaubst du denn, was mit ihm passiert ist?", hakte ich also irgendwann nach, um die Stille zu unterbrechen.

Hatte sie mich bereits vergessen oder was?

„Ich glaube ihm, dass er aus Versehen getrunken hat, aber ich versuche noch herauszufinden, was er für Pillen genommen hat, ob er sie vielleicht mit den falschen verwechselt hat oder so."

Tief atmend presste ich die Lippen aufeinander. Mir gefiel nicht, sie darauf hinweisen zu müssen, wie es sehr wohl sein konnte, dass ihr Bruder einen Rückfall erlitten hatte.

„Ich bewundere dein Vertrauen in deinen Bruder.", fing ich so rücksichtsvoll wie möglich an. „Aber denk dran, er war süchtig und will vielleicht-"

„Tut mir leid ich muss auflegen.", unterbrach sie mich hastig. „Bitte sei nicht böse, ich ruf dich später an."

Dann legte sie einfach auf.

Einen Moment starrte ich ungläubig auf mein Display, bevor ich mein Handy ins Bett drückte und aufstand, um zu meinem Versteck zu gehen.

Eigentlich hatte ich damit aufhören wollen, doch so wie ich mich in diesem Augenblick fühlte, wollte ich einfach nicht länger empfinden.

Das konnte doch kein Mensch ertragen!

Also zog ich das Tütchen aus dem Spalt im Holz der Hüttenwand und verteilte ein wenig davon auf meinem Nachttisch.

Mit einer Karte richtete ich das ganze her, bevor ich es durch die Nase hochzog.

Leider dauerte es einige Minuten bis das Zeug endlich wirkte. Zwar könnte ich es auch spritzen, doch dafür hatte ich zu viel Schiss vor spitzen Nadeln.

Nein, allein die Vorstellung davon schüttelt mich!

Zu meiner Enttäuschung wirkte das Koks nicht mehr so stark wie zuvor. Zwar fühlte sich nicht mehr jeder Schritt wie ein Marathon an, aber wirklich glücklich und schwerelos fühlte ich mich auch nicht.

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now